Forch­heims Ex-Ober­bür­ger­mei­ster Stumpf: „Still­stand im Krankenhauswesen“

Forch­heims Ober­bür­ger­mei­ster a.D. Franz Stumpf und Vor­sit­zen­der der Mit­glie­der­ver­samm­lung der Baye­ri­schen Kran­ken­haus­ge­sell­schaft (BKG), sieht im Bereich des Kran­ken­haus­we­sens einen haus­ge­mach­ten Still­stand. Sei­ne Rede ist aber nicht nur auf das Kran­ken­haus­we­sen über­trag­bar, son­dern stellt auch ein Spie­gel­bild in vie­len ande­ren Beru­fen da.

„Wir alle stau­nen über das Phä­no­men, dass die Wochen und Mona­te schein­bar immer schnel­ler an uns vor­bei­flie­gen“, so Franz Stumpf, Vor­sit­zen­der der Baye­ri­schen Kran­ken­haus­ge­sell­schaft (BKG) am ver­gan­ge­nen Frei­tag ein­gangs sei­ner Rede bei der Mit­glie­der­ver­samm­lung. Psy­cho­lo­gen sagen, dass man die­ses Gefühl beson­ders aus­ge­prägt ver­spü­re, wenn sich wenig ereig­net und der All­tag gleich­för­mig ohne Höhe­punk­te dahin­flie­ße. Aber: „Wenig ereig­nen“ und „kei­ne Höhe­punk­te“? Tref­fe dies auf das baye­ri­sche Kran­ken­haus­we­sen zu, hin­ter­frag­te Stumpf in sei­ner Rede in Mün­chen. Im baye­ri­schen Kran­ken­haus­we­sen sei stän­dig etwas in Bewe­gung, stell­te der Vor­sit­zen­de fest. Man wür­de zwi­schen stän­dig neu­en Vor­schrif­ten, Fri­sten, Vor­wür­fen, Ver­hand­lun­gen und Ver­ein­ba­run­gen hasten. In der Tat, alle sei­en aus­ge­la­stet und beschäf­tigt, aber pas­sie­re auch viel?

Nein, meint Stumpf. Gemes­sen an dem doch per­ma­nent hohen Auf­wand und der stän­di­gen Auf­ge­regt­heit gesche­he doch eher wenig Ein­schnei­den­des, so Stumpf. Zu oft ver­sin­ke man in Details und immenser Büro­kra­tie und ver­lie­re dabei die gro­ßen Lini­en und Zie­le aus dem Blick. Die­sen Zustand bezeich­ne­te Stumpf als „Dilem­ma“ des hoch­kom­ple­xen und von unter­schied­li­chen Inter­es­sen gepräg­ten Systems. Der ein­sti­ge Forch­hei­mer Ober­bür­ger­mei­ster beschrieb die­se Situa­ti­on als eine Art „hek­ti­schen Still­stand“. Zie­le zu for­mu­lie­ren, die Grund­zü­ge der Gesund­heits­ver­sor­gung vor­zu­zeich­nen und den Akteu­ren die Richt­schnur für ihr Han­deln zu lie­fern, sei eine ori­gi­nä­re Auf­ga­be der Poli­tik. Ein sol­cher Zeit­punkt sei­en die Wochen nach Wah­len, doch lei­der gebe es auch knapp drei Mona­te nach der Bun­des­tags­wahl kein Kon­zept für eine Gesund­heits- oder Kran­ken­haus­po­li­tik. Viel­mehr gebe es noch nicht ein­mal ver­läss­li­che Anzei­chen dafür, wie über­haupt eine Regie­rung aus­se­hen kön­ne, was eine höchst unbe­frie­di­gen­de Still­stand­si­tua­ti­on bedeute.

Sehr zu wün­schen sei, dass ein ver­än­der­tes Grund­ver­ständ­nis der Aus­gangs­punkt für ein kran­ken­haus­po­li­ti­sches Kon­zept der neu­en Regie­rung sei. Kran­ken­haus­ver­sor­gung dür­fe nicht län­ger als „miss­lie­bi­ger Kosten­fak­tor“ behan­delt wer­den, son­dern als ein bedeu­ten­des Ele­ment eines attrak­ti­ven Wirt­schafts­stand­orts, appel­lier­te Stumpf. Der Vor­sit­zen­de nann­te auch Zukunfts­auf­ga­ben, die die Kran­ken­häu­ser bewäl­ti­gen müss­ten. Dazu wür­den unter ande­rem mehr Nach­wuchs für die Kran­ken­pfle­ge, eine bes­se­re Zusam­men­ar­beit zwi­schen nie­der­ge­las­se­nen Ärz­ten und Kran­ken­häu­sern und die Digi­ta­li­sie­rung gehö­ren, so Stumpf. Um die aktu­el­len Per­so­nal­pro­ble­me in der Pfle­ge in naher Zeit in den Griff zu bekom­men, schlug Stumpf „ein Akti­ons­bünd­nis auf brei­ter Basis“ vor, um jun­gen Men­schen den Ein­stieg in die Pfle­ge­be­ru­fe „schmack­haft“ zu machen. Zukünf­tig wür­de das The­ma „Mit­ar­bei­ter­bin­dung“ eine ganz neue Bedeu­tung erlan­gen, so der Vor­sit­zen­de wei­ter. Man dür­fe die aktu­el­le Situa­ti­on in der Pfle­ge nicht schön­re­den, soll­te sie aber auch nicht schlech­ter dar­stel­len als sie ist. Man wür­de im Kran­ken­haus­we­sen vor gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen ste­hen, die es zu lösen gel­te. Bezo­gen auf den bun­des­po­li­ti­schen Still­stand fal­le dem stau­nen­den Betrach­ter ein Spruch von Karl Valen­tin ein: „Hof­fent­lich wird alles nicht so schlimm, wie´s schon ist“.