Erz­bi­schof Schick: „Welt­kir­che muss grö­ße­re Rol­le in der Öku­me­ne spielen“

Symbolbild Religion

Coburg-Kon­fe­renz tag­te zum 15. Mal

(bbk) Ver­tre­ter der katho­li­schen, evan­ge­li­schen und angli­ka­ni­schen Kir­che sind zur 15. öku­me­ni­schen „Coburg-Kon­fe­renz“ zusam­men­ge­kom­men. Fünf Tage lang (10. bis 14. Okto­ber) wur­den in Bam­berg, Nürn­berg und Vier­zehn­hei­li­gen Zukunfts­fra­gen der Kir­chen dis­ku­tiert: Wohin geht es? Auf wel­chen Wegen und an wel­chen Orten kann heu­te und in Zukunft das Evan­ge­li­um die Men­schen erreichen?

In einem öku­me­ni­schen Abend­lob am Sonn­tag im Bam­ber­ger Dom for­der­te Erz­bi­schof Lud­wig Schick, die Öku­me­ne geist­lich zu gestal­ten. „Die Konferenz‑, Tagungs- und Kon­sens­pa­pier­ö­ku­me­ne hat sich erschöpft. Wir kön­nen die Ein­heit der Chri­sten nicht machen und sie auch nicht zusam­men­schrei­ben. Wir müs­sen sie erbe­ten, wie Chri­stus selbst uns auf­ge­tra­gen hat“, so der Erz­bi­schof. Die geist­li­che Öku­me­ne öff­ne sich durch gemein­sa­mes Gebet, Got­tes­dien­ste und Bibel­le­sung dem Geist Chri­sti, der die Ein­heit schenkt. Die geist­li­che Öku­me­ne sei nicht pas­siv und bezie­he auch die Theo­lo­gie mit ein.

Die welt­kirch­li­chen Aspek­te soll­ten in der Öku­me­ne Deutsch­lands und Euro­pas eine grö­ße­re Rol­le spie­len, for­der­te der Erz­bi­schof. So wer­de die Öku­me­ne mis­sio­na­ri­scher und cari­ta­ti­ver. Sie sehe dann auch deut­li­cher die Dring­lich­keit der Ein­heit der Kir­che für den mis­sio­na­ri­schen Auf­trag, den Jesus sei­ner Kir­che anver­traut hat. „Die Spal­tung der Kir­che behin­dert die Mis­si­on“, so Schick. Auch in ihrem cari­ta­ti­ven Auf­trag an den Ärm­sten der Welt müss­ten sich die Chri­sten mehr zusam­men­schlie­ßen und gemein­sam den Armen hel­fen und die Welt bes­sern. „Die welt­kirch­li­che Sicht bezieht auch die ori­en­ta­li­schen Kir­chen mehr ein, die eine wich­ti­ge Kata­ly­sa­tor­funk­ti­on in der welt­wei­ten Öku­me­ne ein­neh­men kön­nen“, sag­te Schick. Für die Ein­heit der Kir­che zu wir­ken, sei Pflicht aller Chri­sten und dür­fe nicht als Hob­by eini­ger betrach­tet wer­den. Der Auf­ruf Jesu: „Alle sol­len eins sein“, rich­te sich an alle.

Die evan­ge­li­sche Regio­nal­bi­schö­fin aus Bay­reuth, Doro­thea Grei­ner, sag­te: „Der Aus­tausch ermu­tigt uns wech­sel­sei­tig, eine zum Glau­ben ein­la­den­de Kir­che zu wer­den, weil wir wahr­neh­men, dass auch die ande­re Kir­che ihre Schwie­rig­kei­ten dabei hat und doch Wege zu den Men­schen fin­det.“ Die Auf­ga­be der Glau­bens­ver­mitt­lung könn­ten die Chri­sten nur gemein­sam erfül­len. Vie­le Men­schen wüss­ten nicht mehr, wer Jesus Chri­stus war und was er für sie getan habe.

Gene­ral­su­per­in­ten­den­tin Ulri­ke Traut­wein aus Ber­lin war zum ersten Mal bei der Coburg-Kon­fe­renz dabei. In der Haupt­stadt müs­se die Kir­che noch mehr kämp­fen, um gehört zu wer­den, als hier in Fran­ken. „Den­noch ist mehr denn je deut­lich, dass wir vor den glei­chen Her­aus­for­de­run­gen ste­hen.“ Sie füg­te hin­zu: „Ich hof­fe sehr, dass wir die Chan­ce dar­in sehen und die Unter­schie­de, die uns tren­nen, dadurch zuneh­mend in den Hin­ter­grund rücken.“

Der Bam­ber­ger Dom­ka­pi­tu­lar und Lei­ter des Öku­me­ne-Refe­rats im Erz­bi­schöf­li­chen Ordi­na­ri­at, Wolf­gang Klaus­nit­zer, bezeich­ne­te die Coburg-Kon­fe­renz als „Ort spi­ri­tu­el­ler Erfah­rung“. Mit den Freun­din­nen und Freun­den in den ande­ren Kir­chen könn­ten vol­ler Respekt, Ver­ständ­nis und mit Sym­pa­thie die viel­fäl­ti­gen öku­me­ni­schen Pro­ble­me offen und ver­trau­ens­voll bespro­chen werden.

1985 kamen zum ersten Mal Ver­tre­ter des Erz­bis­tums Bam­berg, des evan­ge­lisch-luthe­ri­schen Kir­chen­krei­ses Bay­reuth, des angli­ka­ni­schen Bis­tums Chi­che­ster und der evan­ge­li­schen Kir­che Ber­lin-Bran­den­burg-schle­si­sche Ober­lau­sitz zusam­men. Seit­dem tref­fen sich alle zwei Jah­re Dele­ga­tio­nen der vier christ­li­chen Gemein­schaf­ten unter jeweils wech­seln­den The­men­schwer­punk­ten, um die Annäh­rung der Kon­fes­sio­nen vor­an­zu­trei­ben. Gelei­tet wur­den die jeweils sie­ben­köp­fi­gen Dele­ga­tio­nen dies­mal von Regio­nal­bi­schö­fin Grei­ner (Bay­reuth), Gene­ral­su­per­in­ten­den­tin Traut­wein (Ber­lin), Dean Nicho­las Fray­ling (Chi­che­ster) und Dom­ka­pi­tu­lar Klaus­nit­zer (Bam­berg).

Der Ursprung der Tagung liegt in der engen Freund­schaft zwi­schen Diet­rich Bon­hoef­fer und dem angli­ka­ni­schen Bischof Geor­ge Bell, die gemein­sam ver­such­ten, dem Régime im Drit­ten Reich ent­ge­gen­zu­tre­ten. Frucht die­ser öku­me­ni­schen Bemü­hun­gen ist auch die Coburg-Kon­fe­renz, benannt nach ihrem ersten Tagungsort.

Aus­ge­stal­tet wur­de die Tagung, die vom 10. bis 14. Okto­ber statt­fand, durch ein viel­fäl­ti­ges Pro­gramm: Neben den Dis­kus­si­ons­run­den und Gesprä­chen fand auch eine Tages­exkur­si­on nach Nürn­berg statt, um vor Ort die The­men Dia­ko­nie und Kunst in einem öku­me­ni­schen Kon­text zu betrachten.

Neben der „Coburg-Kon­fe­renz“ gibt es regel­mä­ßi­ge Tref­fen und Berüh­rungs­punk­te der vier betei­lig­ten Kir­chen auch auf der Ebe­ne der Prie­ster­aus­bil­dung („Feu­er­stein-Kon­fe­renz“) und der Uni­ver­si­tä­ten. Sehr leben­dig zei­gen sich eben­falls die Kon­tak­te zwi­schen Pfar­rei­en, Chö­ren und Kir­chen­mu­si­kern sowie Schu­len sowie einer Viel­zahl per­sön­li­cher Kontakte.