Sonntagsgedanken: Der Hauptmann von Kapernaum
Ein römischer Offizier tritt an Jesus heran und bittet ihn, seinen kranken Diener zu heilen. Seltsam, ja für damalige Verhältnisse skandalös! Ein Mitglied der römischen Besatzungsmacht wendet sich an einen dieser verachteten Juden, und wie kommt ein hoher Herr dazu, für seinen Sklaven zu bitten. Sklaven galten doch als Dinge, nicht als Menschen. Waren sie alt oder krank, warf man sie hinaus.
Der Römer wußte nichts vom Judentum, wartete wohl auf keinen göttlichen Erlöser. Wie groß muss die Seelennot dieses Mannes gewesen sein, ja sein Vertrauen!
Jesus will ihm spontan helfen, ihm dem Todfeind seines Volkes. Doch der Hauptmann reagiert noch ungewöhnlicher, denn er ist zu demütig, um Jesus in sein Haus zu führen. Ein Wort Jesu genügt ihm schon.
Für die Verfasser des Neuen Testamentes verhält der unbekannte Römer sich als wahrer Christ: Wir wissen durch unsere Vernunft nichts von Gott, haben keinerlei Rechte ihm gegenüber und doch dürfen wir uns so vertrauensvoll, so unbedingt an ihn wenden, dürfen vor ihm unsere Ohnmacht, unsere Ratlosigkeit eingestehen. So wie der heidnische Hauptmann auf ein Wort Jesu vertraute, ohne einen Beweis in Händen zu halten, sollen auch wir auf das Wort des Evangeliums vertrauen. Gott hält was er verspricht, auch wenn wir in der konkreten Situation seine helfende Hand noch nicht spüren. Später werden wir seine Wege verstehen, spätestens wenn wir vor seinem Thron stehen.
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
- nicht verheiratet
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