In guter Nach­bar­schaft: Kat­zen­lieb­ha­ber und Vogelfreunde

Kat­zen erbeu­ten jähr­lich 200 Mil­lio­nen Vögel in Deutsch­land. Der LBV erklärt, wie man Kat­zen hal­ten und die Vogel­welt scho­nen kann

Der Lan­des­bund für Vogel­schutz in Bay­ern (LBV) wirbt für Ver­ständ­nis bei allen Kat­zen­lieb­ha­bern. Immer wie­der sorgt das schwie­ri­ge Ver­hält­nis zwi­schen Vögeln und Stu­ben­ti­gern für Streit zwi­schen Vogel- und Kat­zen­freun­den, ins­be­son­de­re unter Nach­barn. Doch gera­de in Sied­lungs­be­rei­chen, wo beson­ders vie­le Kat­zen ihre natür­li­chen Jagd­in­stink­te aus­le­ben, tref­fen sie dabei auf eine hohe Sing­vo­gel­dich­te. Dabei erbeu­ten 8,2 Mil­lio­nen Haus­kat­zen in Deutsch­land jedes Jahr 200 Mil­lio­nen Vögel. Um die­sen Ader­lass zu redu­zie­ren, hat der LBV Tipps für Kat­zen­hal­ter und Vogel­schüt­zer zusammengestellt.

Auch wenn die Kat­ze schon vor Jahr­tau­sen­den dome­sti­ziert wur­de, zeich­net sie sich immer noch durch die wesent­li­chen Merk­ma­le ihrer wil­den Stamm­form aus und ist ein Raub­tier geblie­ben. Zwar wer­den Kat­zen meist gefüt­tert und hät­ten eigent­lich kei­nen Bedarf zu jagen, aber sie tun es trotz­dem. Dabei wer­den nicht alle Beu­te­tie­re gefres­sen, die Jagd dient dem Trai­ning und dem Aus­le­ben des Spiel­trie­bes. Gefan­gen wer­den auch Fle­der­mäu­se, Eidech­sen und alle klei­nen Säu­ger­ar­ten. Wich­tig ist für die Kat­ze dabei nur, dass sich das Tier bewegt. Nach US-ame­ri­ka­ni­schen Stu­di­en erbeu­tet jede Kat­ze in gemä­ßig­ten Kli­ma­zo­nen in Euro­pa 30 bis 47 Vögel im Jahr, Schät­zun­gen in Deutsch­land gehen von 25 Vögeln aus.

In den mei­sten Fäl­len erbeu­tet die Kat­ze kei­ne gesun­den, son­dern geschwäch­te oder jun­ge bzw. uner­fah­re­ne Tie­re. Sind aller­dings zu vie­le Kat­zen im sel­ben Gebiet aktiv, besteht die Gefahr, dass die Popu­la­tio­nen der Beu­te­tie­re stark beein­träch­tigt wer­den. Ist eine Kat­ze in ihrem Revier unter­wegs, bedeu­tet das für die dort leben­den Sing­vö­gel einen enor­men Stress. Gera­de in der Brut­zeit und Jun­gen­auf­zucht kön­nen sol­che Stö­run­gen gra­vie­ren­de Aus­ma­ße anneh­men. Dass Kat­zen auch auf Bäu­me klet­tern und Gele­ge plün­dern kön­nen, stellt eine wei­te­re Beein­träch­ti­gung dar.

Natür­lich hat die Lebens­raum­qua­li­tät auf Tier­po­pu­la­tio­nen einen grö­ße­ren Ein­fluss als die Beu­te­grei­fer. Doch streu­nen­de Kat­zen in hoher Bestands­dich­te kön­nen dazu füh­ren, dass Popu­la­tio­nen von Klein­tie­ren aus­ge­löscht wer­den. Dies betrifft vor allem Boden­brü­ter wie Feld­ler­chen oder Wie­sen­pie­per. Auch Amphi­bi­en und Rep­ti­li­en kön­nen stark betrof­fen sein.

Kat­zen­hal­ter sind für ihr Tier ver­ant­wort­lich, auch wenn es am Tag oder nachts unbe­auf­sich­tigt im Gar­ten her­um­streunt. Kat­zen­be­sit­zer soll­ten daher die wild leben­den Vögel nicht von ihrer Tier­lie­be aus­schlie­ßen. Schutz­maß­nah­men Ein­zel­ner sind zwar nicht für die Katz, aber nur wenn mög­lichst zahl­rei­che Gar­ten­freun­de, ob Kat­zen­hal­ter oder nicht, den Vögeln hel­fen, fal­len weni­ger den Haus­kat­zen zum Opfer.

Was Kat­zen­freun­de u.a. tun kön­nen, damit sich die Zahl der getö­te­ten Vögel in Gren­zen hält:

  • Ein Hals­band mit einem klei­nen Glöck­chen macht Vögel auf die Kat­ze auf­merk­sam, die hilf­lo­sen Jung­vö­gel ret­tet es aller­dings nicht und für die guten Ohren der Kat­ze ist das stän­di­ge Klin­geln eine enor­me Belastung.
  • Den­ken Sie gera­de im Früh­ling an die Vögel drau­ßen. Dann fällt her­ren­lo­sen und streu­nen­den Haus­kat­zen so man­cher Jung­vo­gel zum Opfer. Beob­ach­ten Sie daher Jung­vö­gel oder war­nen­de Alt­vö­gel im Gar­ten. Las­sen Sie Ihre Kat­ze bit­te ein paar Tage nicht hin­aus, bis die Jun­gen flüg­ge sind.
  • Schaf­fen Sie sich nur dann eine Kat­ze an, wenn Sie über genü­gend Zeit und Platz ver­fü­gen. Spie­len Sie öfter mit ihr. Auch so kann sie ihren Jagd- und Spiel­trieb ausleben.
  • Set­zen Sie Ihre Kat­ze nicht aus, wenn Sie sich nicht mehr um sie küm­mern kön­nen, das ist tier­schutz­recht­lich verboten.
  • Aus­ge­wähl­te Mög­lich­kei­ten für Vogel­lieb­ha­ber und Gar­ten­be­sit­zer den Tie­ren zu helfen:
  • Um Kat­zen von Nestern in Bäu­men fern­zu­hal­ten, kön­nen Sie den Stäm­men etwa fünf­zig Zen­ti­me­ter brei­te Abwehr­man­schet­ten aus Blech oder Kunst­stoff anle­gen. Oder ver­wen­den Sie Brom­beer­ran­ken. Das kostet nichts. Ver­zich­ten Sie auf Sta­chel­draht, denn dar­an könn­ten sich die Kat­zen, aber auch ande­re „Vogel­lieb­ha­ber“ wie Eich­hörn­chen oder Mar­der gefähr­lich verletzen.
  • Suchen Sie das Gespräch mit Kat­zen­be­sit­zern und klä­ren Sie sie über Vogel­ar­ten in der Umge­bung auf. Bit­ten Sie die Kat­zen­freun­de, ihre Kat­zen ein paar Tage im Haus zu behal­ten, bis die Jung­vö­gel flüg­ge sind.
  • Gestal­ten Sie Ihren Gar­ten natur­nah. Stau­den, Sträu­cher und Bäu­me bie­ten den Vögeln vie­le Ver­steck­mög­lich­kei­ten. Auf einem kurz gescho­re­nen Rasen ste­hen Amsel, Dros­sel, Fink und Star wie auf dem Prä­sen­tier­tel­ler und laden Kat­zen gera­de­zu dazu ein, Beu­te zu machen. In einem Öko­gar­ten fin­den natür­lich auch ande­re Wild­tie­re wie etwa Mol­che, Frö­sche, Eidech­sen oder Blind­schlei­chen Schutz vor jagen­den Katzen.

Zahl­rei­che wei­te­re Tipps fin­den Kat­zen­lieb­ha­ber und Vogel­freun­de unter www​.lbv​.de/​k​a​t​zen