Dürrbrunn/​Tiefenstürmig: Pro­te­ste beim Infor­ma­ti­ons­rund­gang zum The­ma Wind­kraft auf der Lan­gen Meile

Dürrbrunn/Tiefenstürmig: Proteste beim Informationsrundgang zum Thema Windkraft auf der Langen Meile November 2022
Windkraftgegner protestierten mit Transparenten an Traktoren, auf denen zu lesen war „Stoppt die Windkraftpläne sofort!" und „Hier kein Windpark", gegen die Pläne zu Windrädern, welche der Eggolsheimer Bürgermeister Claus Schwarzmann präsentierte. Text + Fotos. Thomas Weichert

Zwei­te Orts­be­ge­hung zum The­ma Wind­park – Eisi­ger Gegen­wind auf der Lan­gen Meile

von Tho­mas Weichert

Eisi­ger Wind, nicht nur in Form von Schnee­ge­stö­ber, schlug dem Eggols­hei­mer Bür­ger­mei­ster Claus Schwarz­mann (Bür­ger­bund) bei der zwei­ten Orts­be­ge­hung zum The­ma Wind­kraft auf der Lan­gen Mei­le ent­ge­gen. Dies­mal ober­halb von Dürr­brunn, Tie­fen­stür­mig und Kal­ten­eg­gols­feld. Wind­kraft­geg­ner pro­te­stier­ten mit Trans­pa­ren­ten an Trak­to­ren, auf denen zu lesen war „Stoppt die Wind­kraft­plä­ne sofort!“ und „Hier kein Wind­park“, gegen die Plä­ne zu Wind­rä­dern, die Schwarz­mann erläu­ter­te. Außer­dem stan­den alle paar Meter Pla­kat­stän­der an den Weg­rän­dern mit der Auf­schrift „Hier ent­steht kein Windrad“.

Eini­ge der Flä­chen, auf denen ein­mal so ein Wind­rad ste­hen könn­te, waren zu Ver­an­schau­li­chungs­zwecken mit Absperr­bän­dern ein­ge­grenzt, um zu ver­deut­li­chen, wie viel Platz allei­ne der Beton­sockel dafür braucht.

Nach Schät­zung von Eggols­heims Geschäfts­stel­len­lei­ter Ste­fan Loch, der auch das Info-Mate­ri­al zusam­men­ge­stellt hat­te, waren rund 150 Men­schen zum Infor­ma­ti­ons­rund­gang gekom­men. Dar­un­ter auch Land­rat Her­mann Ulm (CSU), CSU-Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter Micha­el Hof­mann und Grü­nen-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Lisa Badum sowie meh­re­re Bür­ger­mei­ster der betrof­fe­nen oder angren­zen­den Gemein­den, wie die Eber­mann­städ­ter Rat­haus­chefin Chri­stia­ne Mey­er (NLE). Wie Hof­mann sag­te, sei er gekom­men, um sich zu informieren.

Badum war gesprä­chi­ger. „Es ist toll zu sehen, wie Geset­ze, die wir im Bun­des­tag nach so vie­len Jah­ren Blocka­de nun für die Beschleu­ni­gung erneu­er­ba­rer Ener­gien ver­ab­schie­den, direkt in unse­rer Regi­on wir­ken. Für mich ist es ein emo­tio­na­ler Moment, wenn ich vor Ort sehe, wie vie­le Poten­tia­le wir in unse­rem Land­kreis für sau­be­re Ener­gie für die Men­schen und für Mög­lich­kei­ten haben.“ Mit Badum im Schlepp­tau gekom­men war auch Mar­tin Distler, Forch­hei­mer Direkt­kan­di­dat von Bünd­nis 90/​Den Grü­nen für den Baye­ri­schen Land­tag. Distler ist auch Markt­ge­mein­de­rat von Eggols­heim. „Der Land­kreis Forch­heim ist nun end­lich aus sei­nem Dorn­rös­chen­schlaf erwacht. Als Eggols­hei­mer Gemein­de­rat freue ich mich sehr, wenn unse­re Gemein­de eine wich­ti­ge Rol­le für den Land­kreis bei der Ener­gie­wen­de spie­len kann“, so Distler.

Chri­sti­an Amen­de, Spre­cher der Bür­ger­initia­ti­ve Pro Natur­park Frän­ki­sche Schweiz, durf­te nach dem offi­zi­el­len Ende nach zwei Stun­den Orts­be­ge­hung nach Pro­test aus den Rei­hen der Wind­kraft­geg­ner dann doch noch Schwarz­manns Mikro­fon ergrei­fen. Schwarz­mann hat­te zu die­sem Zeit­punkt nach Ver­le­sung der Ter­mi­ne der Weih­nachts­märk­te in Eber­mann­stadt, Eggols­heim und Wei­lers­bach denn offi­zi­el­len Teil schon für been­det erklärt. Denn laut Schwarz­mann sei es eine rei­ne Infor­ma­ti­ons- und kei­ne Diskussionsversammlung.

Wie Amen­de erklär­te, befän­den sich im ange­dach­ten Vor­rang­ge­biet zahl­rei­che Grund­stücke von Eigen­tü­mern, die eine Bebau­ung mit Wind­rä­dern ableh­nen. Denn die Errich­tung inklu­si­ve des Aus­baus der Zufahr­ten ver­än­de­re den Cha­rak­ter des Land­schafts­schutz­ge­biets mas­siv. Die Aus­sa­ge Schwarz­manns, dass ein Rück­bau der Zuwe­gun­gen erfol­gen wird, zwei­felt Amen­de an. Immer­hin han­delt es sich dabei um meh­re­re Kilo­me­ter. „Eine Bebau­ung am Rand des Gebiets mit mini­ma­ler Ein­fluss­nah­me ist in die­sem Gebiet nicht mög­lich“, beton­te Amen­de. Laut Amen­de habe Schwarz­mann bei den Bür­ger­ver­samm­lun­gen die Unwahr­heit behaup­tet. Nicht die Regie­rung von Ober­fran­ken hät­te die Lan­ge Mei­le bereits als Vor­rang­ge­biet für Wind­kraft­an­la­gen aus­ge­wählt, son­dern der regio­na­le Pla­nungs­ver­band prü­fe dies nur dann, wenn die Gemein­de dies aus­drück­lich wolle.

Drei mög­li­che Stand­or­te für Wind­rä­der wur­den besich­tigt. Der erste am Abzweig der Berg­stra­ße nach Tie­fen­stür­mig, direkt an der Gemar­kungs­gren­ze zu Dürr­brunn. Die Ent­fer­nung nach Dürr­brunn, Kal­ten­eg­gols­feld und Tie­fen­stür­mig beträgt hier zwi­schen 1350 bis 1650 Meter. Die mitt­le­re Wind­ge­schwin­dig­keit lie­ge an die­sem Stand­ort bei 7,42 Metern pro Sekun­de. Damit kön­ne man am Stand­ort Rich­tung Wei­gels­ho­fen zir­ka 3000 Haus­hal­te und auf der Lan­gen Mei­le wei­te­re 4000 Haus­hal­te mit Strom ver­sor­gen. Nörd­lich des Poten­ti­al­ge­biets auf der Gemein­de­gren­ze von Unter­lein­lei­ter und 400 Meter Luft­li­nie von der Gren­ze zum Markt Hei­li­gen­stadt könn­ten wei­te­re zwei Wind­rä­der gebaut werden.

Hei­li­gen­stadts Bür­ger­mei­ster Ste­fan Reichold (SPD) infor­mier­te dazu, dass der Markt an ande­rer Stel­le eben­falls Wind­rä­der pla­ne. Süd­lich, etwa 1.100 bis 1.600 Meter von Tie­fen­stür­mig und Göt­zen­dorf ent­fernt, könn­ten wei­te­re Wind­rä­der ent­ste­hen. Also ins­ge­samt ein rich­ti­ger Wind­park mit etwa sechs Wind­kraft­an­la­gen auf die­sem Gebiet der Lan­gen Mei­le. Mit etwa 15.000 Euro Pacht­ein­nah­men könn­te ein Grund­be­sit­zer pro Jahr rech­nen wenn eine Anla­ge auf sei­nem Grund gebaut wird. Garan­tiert auf 25 Jah­re. Pro­fi­tie­ren sol­len aber alle. Sei­nem Amts­kol­le­gen Alwin Geb­hardt (DWV) aus Unter­lein­lei­ter bot Schwarz­mann sei­ne Zusam­men­ar­beit an.

Unter­lein­lei­ters Ex-Bür­ger­mei­ster Ger­hard Rie­di­ger, der mit sei­nem Hund spa­zie­ren war, mein­te, dass die Pro­test­schil­der schnell wie­der weg sind, wenn ein Land­wirt für sei­ne sau­re Wie­se in 20 Jah­ren 300.000 Euro an Pacht einnimmt.