Stadtwerke Bayreuth favorisieren Energiezentrale vor dem Kolpinghaus
Die Fernwärme in Bayreuth soll komplett klimaneutral werden. Daher planen die Stadtwerke Bayreuth, ihr teilweise noch fossil befeuertes Heizwerk in der Kolpingstraße um eine nachhaltige Energiezentrale zu erweitern. Nach dem Vorschlag des Unternehmens, hierfür das Grundstück des Stadtbades zu verwenden, hat der Aufsichtsrat beschlossen, dass Alternativstandorte geprüft werden sollen. Die Ergebnisse liegen und vor: Stadtwerke-Favorit ist die Fläche vor dem Kolpinghaus.
Soll die Wärmewende gelingen – also vor allem dort, wo noch besonders viel fossile Energie im Einsatz ist – muss gerade in Deutschlands Innenstädten die Fernwärme grün werden. Wichtig, da vor allem dort die Häuser kaum mit Wärmepumpen oder Pelletheizungen beheizt werden können. Dieses Ziel verfolgen auch die Stadtwerke Bayreuth, die zu diesem Zweck ihr Heizwerk in der Kolpingstraße erweitern müssen. „Auch wenn wir hier teilweise Biogas einsetzen, ist Erdgas dort unser Energieträger Nummer eins“, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Bayer. „Davon wollen wir weg und stattdessen auf Wärmepumpen setzen und für die Spitzenlast beispielsweise Hackschnitzel als nachwachsenden Rohstoff einsetzen. Um eine Erweiterung kommen wir nicht herum, weil die bestehende Anlage weiterlaufen muss, da unsere angeschlossenen Kunden natürlich durchgehend Fernwärme brauchen. Das bestehende System einfach vom Netz zu nehmen und anschließend auf erneuerbare Energie umzustellen, geht daher nicht.“
Im Juni unterbreiteten die Stadtwerke ihrem Aufsichtsrat den Vorschlag, hierfür das Grundstück des Stadtbades zu nutzen und das Bad selbst zu schließen. Das Gremium erteilte daraufhin den Auftrag, alternative Grundstücke vertieft zu prüfen. Die Ergebnisse liegen nun vor: „Nach eingehender Prüfung und Vergleichsanalyse mit anderen Standorten im Umfeld bleibt das Grundstück des Stadtbades noch immer der technisch und wirtschaftlich beste Standort für eine nachhaltige Energiezentrale, der sich durch den Erhalt der Stadtbad-Fassade zudem ideal ins städtebauliche Umfeld einfügen würde“, sagt Jürgen Bayer. „Das wird umso deutlicher, je länger man den Zeitraum der Wirtschaftlichkeitsberechnung ansetzt, der aus kaufmännischer Sicht den Wegfall des Stadtbaddefizits in Höhe von rund einer Million Euro jedes Jahr beinhalten muss.“ Aber: Nach dem Beschluss des Stadtrates, sich den Forderungen des Bürgerbegehrens ‚Rettet das Stadtbad‘ anzuschließen, ist es keine Option mehr.
Was sind also die Alternativen? Die Stadtwerke haben insgesamt sechs Grundstücke im direkten Umfeld des Stadtbades bewertet. Platz finden muss eine Energiezentrale mit einem Flächenbedarf von insgesamt 2.000 Quadratmetern. Darin zum Einsatz kommen sollen ein Biomassekessel und Wärmepumpen, die für eine Leistung von rund 15 Megawatt sorgen. Ebenso erforderlich: Ein Kamin mit einer Höhe von rund 30 Metern.
Die schlechten Nachrichten zuerst: „Einige Grundstücke sind grundsätzlich nicht möglich“, sagt Jürgen Bayer. Die Fläche der Bahn – östlich des Stadtbades gelegen – steht nach Auskunft der Bahn nicht zum Verkauf. Auch eine Nutzung beispielsweise über einen Pachtvertrag schließt die Bahn aus. Das Gelände des Spielplatzes am Roten Main inklusive der Stadtbadturnhalle ist zu schmal und bietet keine Erschließung, um es mit Lastwagen erreichen zu können. Der
Parkplatz der Finanzverwaltung für sich betrachtet – nördlich vom Stadtbad gelegen – ist zu klein, um dort die notwendige Technik unterzubringen. Und auch der Parkplatz direkt vor dem Stadtbad kommt nicht infrage. „Er ist deutlich zu schmal, weil wir uns dort an gesetzliche Mindestabstände halten müssen – dort bekommen wir die Anlagentechnik nicht umgesetzt“, sagt Bayer.
Besser sieht es andernorts aus – zumindest in der Theorie: Eine Energiezentrale auf dem Webatex-Gelände wäre laut den Stadtwerken technisch denkbar, wobei allein die Erschließung mittels Fernwärmeleitung Kosten in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro verursachen würde. Die Leitung selbst könnte nicht unter der Erde verlegt werden, da im Boden der Tunnelstraße kein Platz mehr ist und eine Querung unter der Bahnlinie nicht möglich ist. Stattdessen müssten die Leitungen über den Roten Main geführt werden. Zudem ist laut Bayer unklar, ob die Eigentümer eine Teilfläche verwerten wollen.
Technisch umsetzbar wäre die Energiezentrale auf der Fläche zwischen Kolpinghaus und Hohenzollernring, wo sich heute zwischen den Bäumen ein Parkplatz befindet. „Das wäre machbar, wobei wir zusätzlich die Parkplatzfläche der Finanzverwaltung bräuchten“, sagt Jürgen Bayer. Aus einem Standort würden somit zwei. Vor dem Kolpinghaus würde auf einer nutzbaren Baufläche von 800 Quadratmetern eine zweistöckige Energiezentrale mit einer Höhe von rund acht Metern entstehen. „Im Vergleich zum Stadtbadgrundstück haben wir hier einfach viel weniger nutzbare Grundfläche, weswegen es ohne einen zweiten Stock hier nicht geht. Und auch dann werden wir dort nicht die Fernwärmeleistung installieren können, wie es auf dem Gelände des Stadtbads möglich gewesen wäre. Unabhängig davon ist es in unserer Analyse die zweitbeste Variante.“
Informiert über die Ergebnisse der Standortanalyse sind die politischen Mandatsträger bereits – die Stadtwerke haben am Dienstag alle Ergebnisse ihrer Analyse den anwesenden Stadtratsmitgliedern vorgestellt. Nun will Geschäftsführer Jürgen Bayer das O.K. seitens des Aufsichtsrates, um die Planungen zu vertiefen. Wie hoch die Kosten für die Energiezentrale an diesem Standort ausfallen würden, sei ohne jene Planungen noch nicht abzuschätzen. Zuversichtlich zeigen sich die Stadtwerke, dass das Projekt gefördert würde. „Das Förderprogramm, das uns bis zu 10 Millionen Euro an Fördergeldern in Aussicht gestellt hat, dürften wir nicht mehr schaffen – hier sind Förderanträge samt detaillierter Pläne bis Ende des Jahres einzureichen. Glücklicherweise hat die EU-Kommission im August das Programm zur Bundesförderung für effiziente Wärmenetze genehmigt, auf das unsere Branche schon seit langem gewartet hat und zumindest eine Förderung von bis zu 40 Prozent ermöglicht.“
Positiv bewertet Jürgen Bayer, dass die Fernwärme in Bayreuth noch nie so viel Aufmerksamkeit bekommen hat. „Wir haben beispielsweise ein Objekt in der Nähe unserer Energiezentrale Röntgenstraße angeboten bekommen, von dem wir nicht wussten, dass es auf den Markt kommt. Sollten wir dieses Projekt umsetzen können, wäre das ein wichtiger Schritt in puncto Fernwärme, weil unsere dortige Energiezentrale ausgelastet ist und wir andernfalls keine neuen Kunden an unser Fernwärmenetz anschließen könnten. Auch die andernfalls notwendige Kopplung mit unserer Energiezentrale in der Kolpingstraße ist dann kein Muss mehr.“
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