Der Gemein­de­rat Wie­sent­tal dis­ku­tier­te über die Haa­ger Brücke als Kunst­werk und Touristen-Attraktion

Der Gemeinderat Wiesenttal diskutierte über die Haager Brücke als Kunstwerk und Touristen-Attraktion September 2022
Die Haager Brücke ist noch im Bauzustand. Text + Fotos: Thomas Weichert

Wie­sent­tal: Wird die neue Haa­ger Brücke ein Gesamtkunstwerk?

Der Gemeinderat Wiesenttal diskutierte über die Haager Brücke als Kunstwerk und Touristen-Attraktion September 2022

Hubert Hun­stein, der sei­ne Kunst­schmie­de selbst in Haag hat, will durch ein neu­es kunst­vol­les Gelän­der auf der Brücke Wohn­zim­mer­cha­rak­ter errei­chen. Fotos: Tho­mas Weichert

Laut eige­nem Bekun­den hat­te der ört­li­che Schmied Hubert Hun­stein sein bestes Hemd ange­zo­gen als er mit sei­nen Skiz­zen für ein Gelän­der der neu­en Beton­brücke nach Haag zur Markt­ge­mein­de­rats­sit­zung erschien. Es soll nicht nur ein ein­fa­ches Brücken­ge­län­der wer­den, son­dern ein Kunst­werk, das mit der Elb­phil­har­mo­nie kon­kur­rie­ren kann.

Im Vor­feld war Hun­stein, dem schon eini­ge Kunst­wer­ke im Markt Wie­sent­tal, wie der Cor­pus Chri­sti an der Fas­sa­de der katho­li­schen Kir­che in Mug­gen­dorf, zu ver­dan­ken sind, mit dem Bür­ger­mei­ster und eini­gen Gemein­de­rä­ten nach Bam­berg gereist, um sich dort histo­ri­sche Brücken­ge­län­der anzu­se­hen. Hun­stein, der sei­ne Kunst­schmie­de selbst in Haag hat und täg­lich über die besag­te häss­li­che Beton­brücke fährt, will durch ein neu­es kunst­vol­les Gelän­der auf der Brücke Wohn­zim­mer­cha­rak­ter errei­chen. Es soll nicht nur ein schmie­de­ei­ser­nes Gelän­der wer­den, son­dern mit einer Art „Bal­kon“ Wan­de­rer und Tou­ri­sten zum Ver­wei­len auf der Brücke mit Nei­deck­blick ein­la­den. Man kann qua­si über der Wie­sent auf einer Bank im Brücken­ge­län­der sitzen.

Zwei mal 20 Meter lang soll das Brücken­kunst­werk wer­den und in der Spit­ze bis zu drei Meter hoch. In gebür­ste­ter und geöl­ter mas­si­ver Kunst­schmie­de­ei­sen­aus­füh­rung und mit eben­falls geöl­tem Holzhandlauf.

Der Gemeinderat Wiesenttal diskutierte über die Haager Brücke als Kunstwerk und Touristen-Attraktion September 2022

Inklu­si­ve Bür­ger­mei­ster Mar­co Traut­ner (CSU/FW) waren alle Gemein­de­rä­te begei­stert von Hun­steins Plan, der bis­her nur aus ein paar Blei­stift­zeich­nun­gen besteht. „Das wür­de da unten gut hin­pas­sen“, erklär­te Traut­ner und es wäre ein „tou­ri­sti­scher Mehr­wert“. Foto: Tho­mas Weichert

„Das kann wirk­lich ein Traum wer­den und ein High­light für die gan­ze Regi­on“, so der Kunst­schmie­de­mei­ster. Wür­de so ein Brücken­ge­län­der aus­ge­schrie­ben, müss­te er es für 80 000 Euro anbie­ten. Für die Markt­ge­mein­de Wie­sent­tal hat er sich jedoch selbst eine Kosten­ober­gren­ze von 50 000 Euro net­to gesetzt. Qua­si ein Schnäp­chen für einen „ech­ten „Hun­stein“. Noch gün­sti­ger kann er es nicht machen.

Inklu­si­ve Bür­ger­mei­ster Mar­co Traut­ner (CSU/FW) waren alle Gemein­de­rä­te begei­stert von Hun­steins Plan, der bis­her nur aus ein paar Blei­stift­zeich­nun­gen besteht. „Das wür­de da unten gut hin­pas­sen“, erklär­te Traut­ner und es wäre ein „tou­ri­sti­scher Mehr­wert“. Der sprin­gen­de Punkt wird jedoch der Preis sein, weil ein ein­fa­ches Brücken­ge­län­der knapp die Hälf­te kostet.

Vize­bür­ger­mei­ster Kon­rad Rosen­zweig (CSU) war am Anfang skep­tisch. Nach den Aus­füh­run­gen des Schmieds wäre so ein Gelän­der jedoch ein High­light mit einem Allein­stel­lungs­merk­mal für den Markt Wie­sent­tal. Die Kosten sei­en zwar „eine Haus­num­mer“, könn­ten nach Ansicht von Rosen­zweig aber viel­leicht mit etwas Spon­so­ring gestemmt wer­den. „Das ist eine ein­ma­li­ge Chan­ce da was rich­tig Gei­les zu machen, damit die gan­ze Brücke ein Kunst­werk wird“, füg­te Hun­stein hin­zu. Traut­ner erin­ner­te aber auch dar­an, dass der Markt an die 20 Brücken zu unter­hal­ten hat und die näch­ste, die gemacht wer­den muss, die zur Nei­deck sein wird.

„Du hast einen Traum, aber den Traum kön­nen wir nicht bezah­len“, so Drit­ter Bür­ger­mei­ster Gün­ter Schü­rer in Rich­tung Hun­stein. Für Schü­rer ist das schlicht­weg nicht mach­bar. „Das wäre eine Super-Sache“, sag­te Juli­an Win­disch (BGS) und frag­te, wie hoch denn die Mehr­ko­sten sind, die auf die Gesamt­ko­sten drauf­kä­men. „Wir soll­ten nicht in die Pres­se schrei­ben, dass das Gelän­der 60 000 Euro kostet, das ande­re kostet auch 30 000 Euro“, mahn­te Ger­hard Kraus (BGS). „Unse­re Bür­ger sind alle mün­dig und die müs­sen wis­sen, was es kostet“, kon­ter­te Hel­mut Hof­mann (Zukunft Jura). Hof­mann wür­de ein punk­tu­el­les Kunst­werk von Hun­stein an der Brücke bevor­zu­gen, das weni­ger kostet.

Dem pflich­te­te Bern­hard Distler (Zukunft Jura) bei. Auch für Rosen­zweig habe die Öffent­lich­keit ein Recht dar­auf zu erfah­ren, was die Mehr­ko­sten sind. Rosen­zweig hat­te für einen „Ori­gi­nal Hun­stein“ mit Kosten von 150 000 Euro gerech­net. „Es täte uns viel­leicht gut, wenn wir uns auch ein­mal etwas lei­sten“, so Rosen­zweig, der schon Fern­seh­teams an der Brücke sieht, wenn sie ein Kunst­werk ist.

Eber­mann­stadt habe sich vor dem Rat­haus schließ­lich auch ein Kunst­werk gelei­stet. „Die Kosten für die Brücke sind noch im Rah­men“, dazu Traut­ner. Wie Kraus dann mein­te, fah­ren über die­se Brücke nur ein paar Bull­dogs und das Müll­au­to. Aller­dings wäre so ein Gelän­der schon ein per­fek­tes Schmuck­stück­la. Die Mehr­ko­sten für die Kunst müss­te aber die Gemein­de selbst bezah­len. Wie Kraus mein­te, soll­te man mal bei der Ober­fran­ken­stif­tung anfra­gen. „Prin­zi­pi­ell wür­de mir das auch gefal­len“, mein­te Flo­ri­an Baum­gärt­ner (BMW), der aber dar­auf ver­wies, dass man ein­mal jähr­lich einen Hub­stei­ger braucht, um das Gelän­der zu ölen. „Das ist Ehren­sa­che, dass ich das selbst jedes Jahr mache“, dazu Hun­stein, der auf­grund sei­ner Sta­tur kei­nen Hub­stei­ger braucht.

Gegen die Stim­men von Tho­mas Schmeu­ßer (CSU), Baum­gärt­ner und Schü­rer beschloss der Rat schließ­lich, das die Ver­wal­tung nach För­der­mög­lich­kei­ten für die Co-Finan­zie­rung sucht.