Bam­berg: Jüdi­sche Feste und Fei­er­ta­ge – „Lag baO­mer“ – das Fest der Erlö­sung und des jüdi­schen Kampfgeistes

Bam­berg: Das Fest der Erlö­sung und des jüdi­schen Kampf­gei­stes (bis Abend 19. Mai 2022)

Zwi­schen dem Pes­sach­fest, dem Geden­ken an den Aus­zug aus Ägyp­ten und die ret­ten­de Befrei­ung der Israe­li­ten, und dem 50 Tage danach statt­fin­den­den jüdi­schen Ern­te­dank­fest Scha­wuot (5./6. Juni 2022) gilt im Juden­tum eine Zeit der Trau­er mit beson­de­ren Ge- und Ver­bo­ten. Die ein­zi­ge Aus­nah­me ist an Lag baO­mer, dem 33. Tag nach Pes­sach in der soge­nann­ten Omer-Zäh­lung. Lag steht für die Zahl 33, zusam­men­ge­setzt aus den hebräi­schen Buch­sta­ben Lamed mit dem Zahl­wert 30 und Gimel für 3. An die­sem Freu­den­tag, der immer am 18. des jüdi­schen Monats Ijjar statt­fin­det, soll nicht getrau­ert wer­den. Jung und Alt ver­an­stal­ten fro­he Pick­nicks und Aus­flü­ge ins Freie mit gesel­li­gen Lager­feu­ern oder leuch­ten­den Fackeln am Abend. Auch für Hoch­zei­ten und das zere­mo­ni­el­le erste Haa­re­schnei­den (Chala­ka) der Kin­der (dies in über­wie­gend ortho­do­xen Krei­sen) ist die­ser Tag sehr beliebt.

Tra­di­tio­nell wird an die­sem Tag vor allem von chas­si­di­schen Juden dem Tod des im zwei­ten Jahr­hun­dert wir­ken­den Rab­bi Schi­mon ben Joch­ai (kurz: Rasch­bi) gedacht, der sich unver­züg­lich und vol­ler Freu­de zur Erlö­sung auf­mach­te. Des­halb pil­gern jähr­lich tau­sen­de Juden zum Grab des Rasch­bi nach Meron im Nor­den Isra­els. Ver­gan­ge­nes Jahr ereig­ne­te sich jedoch ein schreck­li­ches Unglück, bei dem im Zuge einer Mas­sen­pa­nik unter den Pil­gern meh­re­re Dut­zend star­ben und Hun­der­te ver­letzt wur­den. Im tra­di­tio­nel­len Juden­tum gilt Rasch­bi bis heu­te als der Ver­fas­ser des Soh­ar, dem wich­tig­sten Werk der jüdi­schen Mystik (Kab­ba­la), wenn es etwa heißt: „Weil das jüdi­sche Volk mög­li­cher­wei­se vom Baum der Erkennt­nis, der das Buch Soh­ar ist, kosten wird, wird es mit ihm, in Gna­de, aus dem Exil kom­men“ (Soh­ar III 124b) sowie „Durch das Kosten vom Baum des Lebens wird G‘tt das jüdi­sche Volk gnä­dig in die Erlö­sung füh­ren“ (Soh­ar IV 124b).

Dane­ben geht es für Juden an Lag baO­mer auch um die Erin­ne­rung an den jüdi­schen Kampf­geist der hel­den­haf­ten Rebel­len des Bar-Koch­ba-Auf­stan­des (132–136) gegen das Römi­sche Reich und Kai­ser Hadri­an, benannt nach dem Anfüh­rer Schi­mon Bar Koch­ba. Seit der ersten Ali­ja, der Rück­kehr von Juden in ihr histo­ri­sches Hei­mat­land Ende des 19. Jahr­hun­derts, ist es Brauch in Isra­el an Lag baO­mer gro­ße Feu­er zu ent­zün­den, die das Signal zum Auf­stand gegen die Römer reprä­sen­tie­ren sol­len. Auch Sport­ver­ei­ne machen Feu­er der Freu­de und Wan­der­aus­flü­ge. Der Tag gilt auch als Tag des jüdi­schen Spor­tes mit einem beson­de­ren Fokus auf sport­li­chen Ange­bo­ten für die Jugend und Sport­wett­kämp­fen wie Bogen­schie­ßen, aber auch für die Vor­be­rei­tung auf den spä­te­ren Wehr­dienst zur Ver­tei­di­gung des Staa­tes Isra­el (Medi­nat Jisra’el).