Inter­view mit einer Teil­neh­me­rin von ‚Beste Land­par­tie – Allgemeinmedizin‘

Bela Effeltrich 2022 Josefina Luckhardt Klinikum
Josefina Luckhardt (rechts) in weißer Kleidung zusammen mit einer Auszubildenden zur Pflegefachkraft auf der Inneren Station des Klinikums Forchheim-Fränkische Schweiz. Foto: Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz

Pra­xis­be­zo­ge­nes Men­to­ring garan­tiert – Das BeLA-Pro­gramm ‚Beste Land­par­tie – Allgemeinmedizin‘

Die 29-jäh­ri­ge Jose­fi­na Luck­hardt ist eine BeLA-Stu­den­tin der All­ge­mein­me­di­zin an der Fried­rich-Alex­an­der-Uni­ver­si­tät in Erlan­gen, die seit Ende 2021 erst 16 Wochen in der Gemein­schafts­pra­xis von Dres. Rein­hardt in Effel­trich einen Teil ihres Prak­ti­schen Jah­res (PJ) – das Ter­ti­al in der All­ge­mein­me­di­zin – absol­vier­te und anschlie­ßend seit März 2022 für 16 Wochen auf der Inne­ren des Kli­ni­kums Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz tätig ist.

BeLA – steht für ‚Beste Land­par­tie – All­ge­mein­me­di­zin‘. Das Pro­gramm dahin­ter, das vom Baye­ri­schen Staats­mi­ni­ste­ri­um für Gesund­heit und Pfle­ge finan­zi­ell geför­dert wird, trägt dazu bei, eine qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge und flä­chen­decken­de medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung im länd­li­chen Raum zu sichern. Es rich­tet sich an Stu­die­ren­de der Human­me­di­zin. Die­se ver­pflich­ten sich zur Wei­ter­bil­dung zum Fach­arzt für All­ge­mein­me­di­zin in der länd­li­chen Regi­on, in der das Prak­ti­sche Jahr (PJ) gelei­stet wur­de. Seit Okto­ber 2018 nimmt der Land­kreis Forch­heim mit nie­der­ge­las­se­nen Ärz­ten und dem Lehr­kran­ken­haus Kli­ni­kum Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz BeLA-Stu­den­tin­nen und ‑Stu­den­ten auf.

Ein Inter­view

Wor­aus besteht das prak­ti­sche Jahr?

Jose­fi­na Luck­hardt: Es besteht aus drei Ter­tia­len. Das Wahl­fach ist bei mir die All­ge­mein­me­di­zin, die ande­ren bei­den Tei­le sind in der Inne­ren Medi­zin und in der Chirurgie.

War­um haben Sie sich für das BeLA-Pro­gramm entschieden?

Jose­fi­na Luck­hardt: Für mich war immer klar, dass ich All­ge­mein­me­di­zi­ne­rin wer­den will, und ich habe von dem Pro­gramm gehört als ich nach Erlan­gen gewech­selt bin – vor­her habe ich in Mann­heim stu­diert. Ich möch­te mei­ne Kennt­nis­se der All­ge­mein­me­di­zin ver­tie­fen, mehr Ein­blicke erhal­ten, und des­we­gen hat mich das Kon­zept inter­es­siert. Wenn man sich als Stu­den­tin über die Uni­ver­si­tät für ein PJ-Platz bewirbt, dann sind oft vie­le schon ver­ge­ben und als BeLA-Stu­den­tin hat­te ich die Sicher­heit, dass ich auf jeden Fall einen Platz in der Regi­on für die Schwer­punk­te, die ich möch­te, bekom­men wer­de. Man wählt eine Regi­on für zwei oder drei Ter­tia­le. Man hat dann noch die Wahl der Pra­xen und – wenn es meh­re­re Kran­ken­häu­ser gibt – die Wahl der Kli­nik. Der Rest ist vorgegeben.

Wo sehen Sie die Vor­tei­le des BeLA-Programms?

Jose­fi­na Luck­hardt: Ein gro­ßer Vor­teil ist, dass man immer weiß, wen man als Ansprech­part­ner in der Pra­xis und auch im Kli­ni­kum hat. Zum Bei­spiel gab es am Anfang eine klei­ne orga­ni­sa­to­ri­sche Schwie­rig­keit mit dem PJ-Online-Por­tal und da hat sich die Sekre­tä­rin Ker­stin Busch­beck vom PJ-Beauf­trag­ten am Kli­ni­kum Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz, Prof. Dr. Jür­gen Gschoss­mann, gleich geküm­mert. Sie hat Rück­spra­che mit der BeLA-Koor­di­na­ti­on gehal­ten, so dass ich alle Unter­la­gen für die wei­te­re Pla­nung recht­zei­tig vor­le­gen konn­te. Beim BeLA-Pro­gramm fin­det man immer einen Ansprech­part­ner, auch zu Fra­gen wie ‚Wie ist es spä­ter mit Kin­dern im Beruf? Wie ist das mit der Nie­der­las­sung? Wie läuft das mit der Wei­ter­bil­dung im Kran­ken­haus?‘ Ich habe hier einen gro­ßen Rück­halt und füh­le mich gut bera­ten. Das ist im nor­ma­len Medi­zin­stu­di­um nicht gegeben.

Neben dem Sti­pen­di­um von 600 Euro pro Monat erhal­te ich auch zusätz­li­chen Unter­richt und kann an regel­mä­ßig statt­fin­den­den Kur­sen zu ver­schie­de­nen The­men teil­neh­men oder ver­schie­de­ne Semi­nar­ty­pen aus­pro­bie­ren. Es gibt die Sum­mer- und Win­ter­Schools; Kur­se, die ein Wochen­en­de lang am Stück gehal­ten werden.

War­um haben Sie den Land­kreis Forch­heim gewählt?

Bela Effeltrich 2022 Josefina Luckhardt Klinikum

Jose­fi­na Luck­hardt (links) in hell­grü­ner Klei­dung zusam­men mit Dr. med. Bea­te Rein­hardt, Fach­ärz­tin für All­ge­mein­me­di­zin, in der Pra­xis in Effel­trich. Foto: Kli­ni­kum Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz

Jose­fi­na Luck­hardt: Hier in der Pra­xis von Frau Dr. Rein­hardt habe ich schon mein Block­prak­ti­kum durch­lau­fen. Zwei Wochen in einer all­ge­mein­me­di­zi­ni­schen Pra­xis sind in der Appro­ba­ti­ons­ord­nung vor­ge­schrie­ben. Das hat mir gut gefal­len und Forch­heim liegt für mich auch logi­stisch gese­hen gut. Für eine Famu­la­tur war ich im Kli­ni­kum Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz und ich habe gemerkt, dass ich hier gut hin­kom­me. Zwar woh­ne ich in Nürn­berg, aber die ande­ren Regio­nen wären für mich noch schwie­ri­ger zu errei­chen gewe­sen. Nach Effel­trich fah­re ich mit dem Auto, nach Forch­heim mit der Bahn. Und mir hat es hier dann ein­fach gefal­len. Des­halb woll­te ich das PJ auf jeden Fall in der Regi­on machen.

Wie läuft der All­tag in der Gemeinschaftspraxis?

Jose­fi­na Luck­hardt: Am Anfang, wenn man noch ganz frisch im PJ ist, dann läuft man erst­mal bei den Ärz­ten mit und guckt sich die Abläu­fe an: Wie funk­tio­niert das Com­pu­ter­sy­stem? Dann sieht man Pati­en­ten regel­mä­ßig, erhebt die Ana­mne­se, also die Vor­ge­schich­te der Erkran­kung, und macht kli­ni­sche Unter­su­chun­gen. Ich über­le­ge, wel­che Unter­su­chung gebraucht wird. Und dann stel­le ich den Fall vor bei einem der anwe­sen­den Ärz­te und wir bespre­chen dann ganz genau wie das wei­te­re Vor­ge­hen ist. Wir beur­tei­len zusam­men die Unter­su­chungs­er­geb­nis­se und bespre­chen die­se mit dem Pati­en­ten. Ich habe immer Kon­takt zu einer Ärz­tin oder einem Arzt, den ich dazu holen kann, wenn etwas akut pas­siert. Aber ich kann auch nach kur­zer Rück­spra­che, ob alles so passt, viel allein machen, in Vor­be­rei­tung auf die Assistenzarztzeit.

Was pas­siert an einem Arbeits­tag im Klinikum?

Jose­fi­na Luck­hardt: Es beginnt mor­gens um 7:30 Uhr. Dann ist erst­mal die Früh­be­spre­chung aller neu­en Pati­en­ten, die über Nacht oder wäh­rend dem Wochen­en­de auf die Sta­ti­on der Inne­ren Medi­zin gekom­men sind. Danach gehen wir auf die Sta­ti­on und begin­nen mit den Blut­ab­nah­men, deren Ergeb­nis­se im Lau­fe des Tages zurück­kom­men. Anschlie­ßend kommt die Visi­te, manch­mal mit den Sta­ti­ons­ärz­ten, manch­mal mit Ober­ärz­ten oder mit dem Chef­arzt. Da wird bespro­chen, wie es mit dem Pati­en­ten wei­ter­geht. Dann ste­hen ver­schie­de­ne Unter­su­chun­gen an. Es gibt die Funk­ti­ons­ab­tei­lun­gen, in denen die­se Unter­su­chun­gen lau­fen. Ich fin­de das wahn­sin­nig span­nend, dass ich als Stu­den­tin am Nach­mit­tag bei der Kur­ven­vi­si­te und Rönt­gen­be­spre­chung dabei sein kann, wenn alle Rönt­gen­bil­der aus der Inne­ren vom Tag mit den Radio­lo­gen bespro­chen wer­den. Die vie­len, vie­len Krank­heits­bil­der auf der Inne­ren Sta­ti­on fin­de ich toll. Nicht nur Kar­dio­lo­gie, son­dern es sind alle Rich­tun­gen. Man sieht sehr vie­le ver­schie­de­ne Krank­heits­bil­der, obwohl man noch gar nicht eine Sta­ti­on gewech­selt hat. Das ist viel­leicht auch ein Vor­teil eines Kran­ken­hau­ses der Grund- und Regelversorgung.

Dr. med. Bea­te Rein­hardt, Fach­ärz­tin für All­ge­mein­me­di­zin, ist Mit­glied des geschäfts­füh­ren­den Vor­stands und Vor­stands­be­auf­trag­te Jun­ge Medi­zin im Baye­ri­schen Haus­ärz­te­ver­band und kom­men­tiert: „Das BeLA-Pro­gramm ist ein abso­lut kom­pe­ten­tes Begleit- und För­der­pro­jekt für die Gewin­nung von Land­ärz­tin­nen und Land­ärz­ten. Die Studenten/​Innen erhal­ten ein pra­xis­be­zo­ge­nes erst­klas­si­ges Men­to­ring. Sie wer­den opti­mal auf den Weg für ihren zukünf­ti­gen Beruf vor­be­rei­tet und das ist ein­ma­lig, abso­lut unter­stüt­zens­wert und auf jeden Fall fort­zu­füh­ren. Als PJ-Beauf­trag­te bin ich von Anfang an beim BeLA-Pro­jekt dabei und wir neh­men in unse­rer Lehr­pra­xis Block­prak­ti­kan­ten und Famu­lan­ten, auch die Sum­mer­school haben wir hier zum Teil durch­ge­führt. Im Moment arbei­ten vier Wei­ter­bil­dungs­as­si­sten­ten, eine Stu­den­tin im PJ und lau­fend Block­prak­ti­kan­tin und Famu­lan­ten bei uns.“