Sonn­tags­ge­dan­ken zum Ver­hält­nis der Chri­sten zu Gott

Symbolbild Religion

Im The­re­sia­num befass­te ich mich in mei­ner Fach­ar­beit mit mono­the­isti­schen Reli­gio­nen und damit ver­bun­den auch mit ihrem Men­schen­bild. Und damals habe ich geschrie­ben: „Der Jude geht mit Gott, der Mus­lim fällt nie­der vor Gott und der Christ…“

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfar­rer Klaus Weig­and (rechts) mit Urmel …

Ja, lie­be Freun­de, was tut der Christ? Ich könn­te Sie jetzt ja mal raten las­sen, wie der Satz wohl wei­ter­ge­he. Was ist cha­rak­te­ri­stisch für das Ver­hält­nis des Chri­sten zu Gott?

Um Sie nun nicht unnö­tig auf die Fol­ter zu span­nen, ver­ra­te ich Ihnen, dass der Satz so wei­ter­geht: „Der Christ steht vor Gott!“

Ist das nicht groß­ar­tig: Ich muss mich vor Gott nicht klein machen. Ich darf vor Gott auf­recht ste­hen, denn Gott hat uns allen eine ein­zig­ar­ti­ge Wür­de ver­lie­hen. Ich darf vor Gott ste­hen, als der, der ich bin.

Heu­te fei­ern wir in der katho­li­schen Kir­che das Christ­kö­nigs­fest. Dabei den­ken wir dar­an, dass Er ein­mal wie­der­kom­men wird. Er wird kom­men, nicht, wie oft gesagt wird, um zu rich­ten, im Sin­ne von, um zu stra­fen, son­dern er wird kom­men und alles gera­de­rich­ten und um die, die nie­der­ge­drückt sind, aufzurichten.

Gott wird uns alle auf­rich­ten. Doch bei die­ser zuge­si­cher­ten Gewiss­heit fra­ge ich mich oft, ob wir eigent­lich in pas­sen­der Wei­se mit­ein­an­der umge­hen. Rich­ten wir auch wie Er ein­an­der auf?

Aus mei­ner per­sön­li­chen Erfah­rung her­aus kann ich nur sagen: lei­der nicht. Wie oft wer­den Men­schen, die trau­rig sind, die am Boden lie­gen, noch wei­ter nie­der gedrückt.

Wo spen­den wir noch Trost? Wo rich­ten wir ande­re durch hoff­nungs­vol­le Wor­te auf? All­zu oft habe ich selbst schmerz­lich erfah­ren müs­sen, dass es anstel­le von Trost und Zuver­sicht nur vor­wurfs­vol­le Wor­te gab, die mich nie­der­drück­ten. Und bestimmt haben Sie auch ähn­li­che Erfah­run­gen gemacht. Aber die­se Fra­ge muss auch an die gan­ze Kir­che gestellt wer­den: Wer­den da Men­schen wirk­lich auf­ge­rich­tet oder wird nicht viel mehr über sie gerichtet?

„Gott hat uns beru­fen, vor ihm zu ste­hen“, so bete ich im Hoch­ge­bet des Got­tes­dien­stes. Des­we­gen wol­len auch wir ein­an­der mit einer sol­chen Wür­de begeg­nen und das Gute und Posi­ti­ve in jedem Men­schen sehen.

Wir soll­ten ein­an­der auf­rich­ten, ermu­ti­gen, trö­sten und bei­ste­hen und somit ein wenig Hoff­nung in das Leben der Men­schen bringen.
Das wäre doch eine gute Mög­lich­keit für mich, so den Advent zu begin­nen, der in einer Woche anfängt. Denn so mache ich deut­lich, dass unser Gott ein Gott der Lie­be ist.

So wün­sche ich Ihnen allen in die­sem Sin­ne Begeg­nun­gen mit Men­schen, die sich auf­rich­ten, die Sie ermu­ti­gen und die Ihnen Trost und Hoff­nung schenken.

Und viel­leicht schaf­fen Sie es ja auch sel­ber, ande­re Men­schen auf­zu­rich­ten durch ein auf­mun­tern­des Wort, denn wir alle sind beru­fen, auf­recht zu ste­hen, und kein Mensch soll nie­der­ge­drückt werden.

„Herr ich bit­te dich, gib mir zu rech­ten Zeit den Mut, Wor­te des Tro­stes und der Hoff­nung zu fin­den, damit kei­ner mehr nie­der­ge­drückt oder gering geach­tet wird, und lass mich so ein wenig Licht brin­gen in die Dun­kel­heit so vie­ler Menschen!

Klaus Weig­and


Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Infos zu Pfar­rer Klaus Weigand

  • Gebo­ren 1966 in Erlen­bach am Main (Unter­fran­ken)
  • Abitur am The­re­sia­num in Bam­berg 1989
  • Stu­di­um der Kath. Theo­lo­gie in Bam­berg und Wien
  • Prie­ster­wei­he 1998
  • Tätig­kei­ten:
  • Fürth, Christ­kö­nig von 1997 – 2010
  • Bucken­ho­fen als Pfarr­ad­mi­ni­stra­tor 2010 – 2015
  • seit 2015 in Herolds­bach und Hausen