Lehr­stuhl Bio­ma­te­ria­li­en der Uni Bay­reuth und Bio­lo­gi­sches Zen­trum der Tsche­chi­schen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten arbei­ten gemein­sam an Biokleber

Symbolbild Bildung

Die EU för­dert die grenz­über­schrei­ten­de For­schung an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth und am Bio­lo­gi­schen Zen­trum der Tsche­chi­schen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten (AVČR) mit rund 670.00 Euro. Der Lehr­stuhl Bio­ma­te­ria­li­en der Uni­ver­si­tät Bay­reuth und das Bio­lo­gi­sche Zen­trum pro­fi­tie­ren dabei vom INTER­REG Pro­gramm. Inhalt des Pro­jekts ist die Erfor­schung bio­ad­hä­si­ver Pro­te­ine, die von Insek­ten­lar­ven in Gewäs­sern pro­du­ziert wer­den, um die Mög­lich­kei­ten der indu­stri­el­len Fer­ti­gung die­ses Bio­kle­bers zu erkunden.

Die Nach­fra­ge nach bio­kom­pa­ti­blen, bio­lo­gisch abbau­ba­ren und umwelt­freund­li­chen Kleb­stof­fen hat in den letz­ten Jah­ren stark zuge­nom­men, die indu­stri­el­le Ver­wen­dung die­ser Sub­stan­zen ist jedoch nicht in Sicht. In den Mit­tel­punkt des Inter­es­ses rückt jetzt die Köcher­flie­gen­lar­ve. Sie schei­det hoch­wer­ti­ge kleb­ri­ge Sekre­te aus, die unter­schied­li­che Mate­ria­li­en unter Was­ser ver­bin­den kön­nen und nach Aus­schei­dung was­ser­un­lös­lich sind. Die­se unter­schei­den sich in ihrer Wir­kungs­dau­er sowie in den gebun­de­nen Mate­ria­li­en und funk­tio­nie­ren als Ein- oder Mehr­kom­po­nen­ten­kle­ber. Das unter­su­chen jetzt For­scher aus Ober­fran­ken und Südböhmen.

Die baye­risch-tsche­chi­sche Grenz­re­gi­on gehört zu den Regio­nen, in denen vor allem tra­di­tio­nel­le Indu­strien behei­ma­tet sind. Doch die­se sind einem mas­si­ven Struk­tur­wan­del unter­wor­fen. Die Ein­füh­rung moder­ner Indu­strie­zwei­ge wie der Bio­tech­no­lo­gie ist daher wich­tig für die Zukunfts­fä­hig­keit die­ser Regi­on. Das unter­stützt die EU mit dem Euro­päi­schen Fonds für regio­na­le Ent­wick­lung EFRE in inter­re­gio­na­len Pro­gram­men, genannt INTER­REG. In Ober­fran­ken und Süd­böh­men kann sie dabei an her­vor­ra­gen­de For­schungs­ein­rich­tun­gen anknüp­fen: Expert*innen für Poly­mer- und Mate­ri­al­wis­sen­schaf­ten for­schen an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth, auf Bio­wis­sen­schaf­ten haben sich die Forscher*innen am Bio­lo­gi­schen Zen­trum der AVČR in Čes­ké Budě­jo­vice spezialisiert.

Bei­de Grup­pen wer­den jetzt gemein­sam eng an der Erfor­schung bio­ad­hä­si­ver Pro­te­ine, die von Insek­ten­lar­ven in Gewäs­sern pro­du­ziert wer­den, arbei­ten. „Nach Iden­ti­fi­zie­rung geeig­ne­ter Pro­te­in­kan­di­da­ten durch die tsche­chi­sche Arbeits­grup­pe, wer­den die­se in Bay­reuth bio­tech­no­lo­gisch, d.h. ohne Köcher­flie­gen, in ska­lier­ba­ren Fer­men­ta­ti­ons­ver­fah­ren mit­tels Bak­te­ri­en pro­du­ziert und wei­ter­ver­ar­bei­tet, was eine Grund­la­ge für eine spä­te­re indu­stri­el­le Nut­zung dar­stellt“, sagt Prof. Dr. Tho­mas Schei­bel, Inha­ber des Lehr­stuhls für Bio­ma­te­ria­li­en der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. Prof. Zuro­vec von der wis­sen­schaft­li­chen Abtei­lung in Ces­ky Bude­jo­vice ergänzt: „Wir wol­len zei­gen, dass es eine rie­si­ge Aus­wahl an natür­li­chen Kleb­stof­fen mit einer Rei­he von ein­zig­ar­ti­gen Eigen­schaf­ten gibt. Das Pro­jekt wird auch die Popu­la­ri­sie­rung der Ergeb­nis­se und eine Foto-Aus­stel­lung an bei­den Arbeits­plät­zen enthalten.“

Im Rah­men des Pro­jekts wer­den zwei gemein­sa­me Teams gebil­det: Das erste – gelei­tet vom Bio­lo­gi­sche Zen­trum der AVČR– ist ver­ant­wort­lich für die Bereit­stel­lung und Ver­ar­bei­tung von Natur­ma­te­ri­al, unter ande­rem durch Pro­ben­ent­nah­me in der Nähe von Čes­ké Budě­jo­vice und Bay­reuth (Fich­tel­ge­bir­ge). Das zwei­te Team – gelei­tet vom Lehr­stuhl Bio­ma­te­ria­li­en in Bay­reuth – wird sich auf die bio­tech­no­lo­gi­sche Pro­duk­ti­on kon­zen­trie­ren. Die EU för­dert das Pro­jekt ins­ge­samt mit 676.200 Euro.

Über das Bio­lo­gi­sche Zen­trum der AVČR :

Das Bio­lo­gické cen­trum (BC) ist mit sei­nen sechs­hun­dert Ange­stell­ten die größ­te Insti­tu­ti­on der Tsche­chi­schen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten außer­halb von Prag. Es spe­zia­li­siert sich vor allem auf die For­schung in bio­tech­no­lo­gi­schen und bio­lo­gisch-öko­lo­gi­schen Fach­be­rei­chen, nament­lich Para­si­to­lo­gie, Ento­mo­lo­gie, Hydro­bio­lo­gie, mole­ku­la­re Bio­lo­gie der Pflan­zen und Boden­bio­lo­gie ein­schließ­lich zusam­men­hän­gen­der Dis­zi­pli­nen wie Bio­me­di­zin, Nano­tech­no­lo­gien und Elek­tro­nen­mi­kro­sko­pie. Die Forscher*innen sam­meln Erkennt­nis­se über frei­le­ben­de und para­si­ti­sche Orga­nis­men, ihre gegen­sei­ti­gen Bezie­hun­gen, ihren Ein­fluss auf die Öko­sy­ste­me und wei­te­re Orga­nis­men ein­schließ­lich des Men­schen, die auf dem Niveau von Mole­kü­len, Zel­len, Orga­nis­men und Öko­sy­ste­men gel­ten. Das BC fer­tigt auch Gut­ach­ten, Stel­lung­nah­men und Emp­feh­lun­gen in sei­nen Tätig­keits­be­rei­chen an, orga­ni­siert wis­sen­schaft­li­che Tref­fen und setzt sich mit­tels sei­ner eige­nen Abtei­lung für den Trans­fer von Tech­no­lo­gien in die prak­ti­sche Anwen­dung der Ergeb­nis­se wis­sen­schaft­li­cher For­schung ein.

Über den Lehr­stuhl Bio­ma­te­ria­li­en der Uni­ver­si­tät Bayreuth:

Am Lehr­stuhl Bio­ma­te­ria­li­en geht es um Cha­rak­te­ri­sie­rung, Funk­tio­na­li­sie­rung und bio­tech­no­lo­gi­sche Her­stel­lung von Struk­tur­pro­te­inen, sowie die Ent­wick­lung von Ver­ar­bei­tungs­me­tho­den für tech­ni­sche und medi­zin­tech­ni­sche Appli­ka­tio­nen. Ein inter­dis­zi­pli­nä­res Team bringt hier sei­ne Exper­ti­se in Pro­te­in­ana­ly­tik, Pro­te­in­de­sign, rekom­bi­nan­ter Pro­te­in­pro­duk­ti­on („Wei­ße Bio­tech­no­lo­gie“), Funk­tio­na­li­sie­rung und Modi­fi­ka­ti­on von Pro­te­inen, Pro­zess­tech­nik (Spinn‑, Guss‑, Beschich­tungs­ver­fah­ren, Mikro­flui­dik u. a.) sowie Zell­bio­lo­gie ein. Als Bin­de­glied zwi­schen Indu­strie und (Hochschul-)Forschung wer­den am Lehr­stuhl neu­ar­ti­ge high-per­for­mance Mate­ria­li­en ent­wickelt und neue tech­ni­sche und medi­zi­ni­sche Anwen­dun­gen erschlos­sen. Der Ein­satz­be­reich erstreckt sich u. a. von Fil­ter­ma­te­ria­li­en zur Fein­staub­fil­tra­ti­on über Spe­zi­al­tex­ti­li­en bis hin zu Kos­me­tik­pro­duk­ten, Wund­ver­sor­gung, Implan­tat­be­schich­tun­gen und Wirkstofftransportsystemen.