Vie­le Beschäf­tig­te im Kreis Kulm­bach blei­ben Pend­ler – trotz Pandemie

Alltägliches Bild für Berufspendler: Auch in Zeiten von Lockdown und Homeoffice bleibt die Zahl der Menschen, die auf dem Weg zur Arbeit weite Strecken zurücklegen, auf einem hohen Level
Alltägliches Bild für Berufspendler: Auch in Zeiten von Lockdown und Homeoffice bleibt die Zahl der Menschen, die auf dem Weg zur Arbeit weite Strecken zurücklegen, auf einem hohen Level

12.000 Men­schen ver­las­sen den Kreis Kulm­bach auf dem Weg zur Arbeit – IG BAU Ober­fran­ken: „Teu­rer Wohn­raum mitverantwortlich“

Wenn Lebens­zeit im Stau ver­lo­ren geht: Auch in Zei­ten von Lock­down und Home­of­fice bleibt die Zahl der Pend­ler im Kreis Kulm­bach auf einem hohen Level. Im ver­gan­ge­nen Jahr ver­lie­ßen rund 12.000 Men­schen auf dem Weg zur Arbeit die Kreis­gren­zen. Dar­auf macht die IG Bau­en-Agrar-Umwelt (IG BAU) auf­merk­sam. Die Gewerk­schaft beruft sich dabei auf eine Sta­ti­stik der Bun­des­agen­tur für Arbeit. Dem­nach blieb die Zahl der soge­nann­ten Aus­pend­ler im Kreis Kulm­bach mit einem Plus von 0,2 Pro­zent im Ver­gleich zum Vor­jahr nahe­zu unverändert.

Zu den Haupt­ur­sa­chen für die anhal­tend gro­ßen Pen­del­strö­me zählt nach Ein­schät­zung der IG BAU Ober­fran­ken der teu­re Wohn­raum in den Städ­ten. „Nach jah­re­lan­gen Miet­stei­ge­run­gen kön­nen sich vie­le Beschäf­tig­te das Leben am Arbeits­ort nicht leisten.

Ihnen bleibt als Alter­na­ti­ve oft nur stun­den­lan­ge Fah­re­rei mit dem Auto oder der Bahn“, so Bezirks­vor­sit­zen­der Gerald Nick­las. In der Bau­bran­che sei­en wei­te Anfahrts­we­ge beson­ders ver­brei­tet. Es dür­fe aber nicht sein, dass Bau­ar­bei­ter, die in den Bal­lungs­räu­men Woh­nun­gen bau­ten, sich die­se selbst nicht mehr lei­sten könnten.

Die IG BAU for­dert des­halb mehr Anstren­gun­gen bei der Schaf­fung bezahl­ba­ren Wohn­raums. „Deut­lich mehr Woh­nun­gen, die sich in den Städ­ten auch Gering- und Nor­mal­ver­die­ner lei­sten kön­nen, sind ein ent­schei­den­der Bei­trag, um die Pend­ler­Zah­len zu ver­rin­gern“, sagt Nick­las. Dafür müs­se die Poli­tik kla­re Vor­ga­ben machen, etwa indem kom­mu­na­le Grund­stücke nicht an den Meist­bie­ten­den ver­kauft wür­den, son­dern an Bau­her­ren, die sich zu bezahl­ba­ren Mie­ten ver­pflich­te­ten. Beim sozia­len Woh­nungs­bau müss­ten die staat­li­chen För­der­mit­tel mas­siv auf­ge­stockt wer­den und ein­mal gebau­te Sozi­al­woh­nun­gen dau­er­haft preis­ge­bun­den bleiben.

Dass Men­schen in der Nähe ihres Arbeits­plat­zes woh­nen kön­nen, sei nicht nur eine sozia­le, son­dern auch eine öko­lo­gi­sche Fra­ge: „Weni­ger Pen­de­lei bedeu­tet für die Betrof­fe­nen mehr Zeit für die Fami­lie, Freun­de und Hob­bys. Gleich­zei­tig kann ein erheb­li­cher Teil der CO2-Emis­sio­nen im Ver­kehrs­sek­tor ein­ge­spart wer­den“, so Nick­las weiter.

Nach Anga­ben der Arbeits­agen­tur ver­lie­ßen im ver­gan­ge­nen Jahr bun­des­weit vier von zehn sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig Beschäf­tig­ten auf dem Weg zur Arbeit die Gren­zen ihrer Stadt oder ihres Land­krei­ses. Damit erreich­te die Zahl der Fern-Pend­ler trotz Pan­de­mie einen Höchst­stand von 13 Millionen.