Land­ge­richt Bay­reuth ver­kün­det Urteil im sog. „Shisha-Bar“-Verfahren

Symbolbild Justiz

Die 1. Straf­kam­mer des Land­ge­richts Bay­reuth hat den ira­ni­schen Ange­klag­ten Ali A. am 9. Febru­ar 2021 wegen Ver­ge­wal­ti­gung zu einer Frei­heits­stra­fe von 5 Jah­ren ver­ur­teilt. Dane­ben wur­de die Unter­brin­gung des Ange­klag­ten, der zudem ein Schmer­zens­geld von 8.000 € an die Geschä­dig­te zah­len muss, in einer Ent­zie­hungs­an­stalt wegen einer bestehen­den Alko­hol­pro­ble­ma­tik ange­ord­net. Auf­grund der Ein­las­sung des Ange­klag­ten – soweit die Kam­mer die­ser gefolgt ist – und der durch­ge­führ­ten Beweis­auf­nah­me, ins­be­son­de­re der glaub­haf­ten Anga­ben des slo­wa­ki­schen Tat­op­fers, sah es die Kam­mer als erwie­sen an, dass der Ange­klag­te die Geschä­dig­te am 26.01.2020 in den frü­hen Mor­gen­stun­den in sei­ner ober­halb der von ihm in Bay­reuth betrie­be­nen Shi­sha-Bar gele­ge­nen Woh­nung gegen ihren Wil­len und mit Gewalt zum Anal­ver­kehr gezwun­gen hat.

Nach Über­zeu­gung der Kam­mer steht fest, dass das Tat­op­fer, das den Ange­klag­ten zuvor in einer Bay­reu­ther Dis­ko­thek getrof­fen hat­te, die­sem in des­sen Woh­nung gefolgt ist, um dort vom Ange­klag­ten, der sich bis zuletzt dahin­ge­hend ein­ließ, dass der Geschlechts­ver­kehr mit der Geschä­dig­ten ein­ver­nehm­lich erfolgt sei, Betäu­bungs­mit­tel zu erwer­ben. Nach­dem der Ange­klag­te, der wuss­te, dass er nicht im Besitz von Betäu­bungs­mit­teln war, die Geschä­dig­te gezielt in sei­ne Woh­nung gelockt hat­te, um dort sexu­el­le Hand­lun­gen mit ihr durch­zu­füh­ren, nach meh­re­ren erfolg­lo­sen Annä­he­rungs­ver­su­chen von der Geschä­dig­ten abge­wie­sen wor­den war, voll­zog der Ange­klag­te gegen den für ihn erkenn­ba­ren Wil­len der sich hef­tig weh­ren­den Geschä­dig­ten, den Anal­ver­kehr. Der Zeu­ge Ali Khan M., der den befreun­de­ten Ange­klag­ten zufäl­lig wäh­rend der Tat anrief und die Schreie der Geschä­dig­ten, die nach der Tat noch län­ge­re Zeit trau­ma­ti­siert und psy­chisch stark ange­schla­gen war, am Tele­fon ver­nahm, eil­te zum Tat­ort und konn­te die Geschä­dig­te aus ihrer Not­la­ge befreien.

Die Kam­mer hob beson­ders her­vor, dass das Opfer ohne das ent­schlos­se­ne und cou­ra­gier­te Ein­grei­fen des Zeu­gen Ali Khan M. nicht so schnell aus ihrer Zwangs­la­ge ent­kom­men und eine effek­ti­ve Straf­ver­fol­gung des Ange­klag­ten, der nach der Tat noch zwei wei­te­re Per­so­nen zu sich in sei­ne Woh­nung ein­ge­la­den hat­te, um ihnen die Mög­lich­keit zu geben, mit der Geschä­dig­ten sexu­el­le Hand­lun­gen voll­zie­hen zu kön­nen, wohl nicht mög­lich gewe­sen wäre.

Im Rah­men des am 18.11.2020 begon­ne­nen auf­wän­di­gen, ins­ge­samt 16 Haupt­ver­hand­lungs­ter­mi­ne umfas­sen­den Straf­ver­fah­rens, wel­ches durch die der­zei­ti­ge Coro­na-Pan­de­mie und die damit ver­bun­de­ne Unsi­cher­heit, ob ins­be­son­de­re Zeu­gen aus dem Aus­land zum Ver­fah­ren erschei­nen kön­nen, geprägt war, wur­den ins­ge­samt 20 Zeu­gen ver­nom­men, meh­re­re Video­ver­neh­mun­gen der Geschä­dig­ten in Augen­schein genom­men und ins­ge­samt drei Sach­ver­stän­di­ge angehört.

Das Urteil im Ver­fah­ren mit dem Akten­zei­chen 1 KLs 221 Js 1130/20 ist noch nicht rechtskräftig.