Kemmern: Klärschlammverwertung im Landkreis Bamberg wieder offen
Klärschlammverwertung im Landkreis Bamberg wieder offen
Die Zukunft der Klärschlammverwertung im Landkreis Bamberg ist wieder völlig offen. Eine von den Regionalwerken geplante Klärschlammtrocknungsanlage in Strullendorf ist vom Strullendorfer Gemeinderat mit deutlicher Mehrheit begraben worden. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag Bernd Fricke erläutert: „Der Strullendorfer Gemeinderat hat sich ausführlich informiert, sogar eine bestehende Anlage besucht und dann eine Entscheidung mit klarer Mehrheit getroffen. Dies gilt es nun zu respektieren. Eine Sündenbock Diskussion hilft jetzt nicht weiter. Die Regionalwerke müssen sich fragen lassen, ob es klug war 2 Jahre ein Projekt zu planen ohne gesicherten Standort und ohne Gesamtkonzept. Offensichtlich haben die Argumente in Strullendorf nicht überzeugt.“
Für die Grünen im Landkreis ist die Entscheidung in Strullendorf wenig überraschend und absolut nachvollziehbar. Klimapolitisch ist es Irrsinn den Klärschlamm erst zu trocknen und dann zu verbrennen, ganz abgesehen von den Transportwegen, die dabei anfallen. Deshalb habe man innovativere und umweltschonende Konzepte für die Klärschlammverwertung von den Regionalwerken erwartet, die eigentlich gegründet wurden, die Klimawende mit dem Ziel einer CO2 neutralen Region Bamberg voranzubringen.
Die Klärschlammentsorgung in Deutschland wird zunehmend schwieriger. Die bisherige Praxis der Ausbringung als Dünger auf landwirtschaftlich genutzten Flächen ist zukünftig faktisch aufgrund der Düngeverordnung nicht mehr möglich.
Bis 2023 müssen alle Kläranlagenbetreiber ein Verwertungskonzept für ihre Schlämme vorlegen und bei vielen Anlagen muss ab spätestens 2032 eine Phosphatrückgewinnung gewährleistet werden. Phosphat ist ein wertvoller Dünger, der in Deutschland nicht als Rohstoff zur Verfügung steht und weltweit endlich ist. Folglich dürfen Klärschlämme nicht mehr, wie ebenfalls bisher praktiziert, in Kraftwerken mitverbrannt werden, da hier keine Phosphatrückgewinnung möglich ist.
Kreisrat Thomas Ochs erklärt für die Fraktion: „Die Klärschlammentsorgung im Landkreis Bamberg muss als geschlossenes Konzept gedacht werden. Dabei muss endlich der Klimaschutz neben den rein wirtschaftlichen Kennzahlen bei den Planungen berücksichtigt werden. Aktuell laufen viele Forschungsprojekte zu innovativen und ökologisch sinnvollen Verfahren der Klärschlammverwertung. Als Stichwort sei hier nur die sog. Pyrolyse erwähnt, bei der als Endprodukt ein fertiger Phosphatdünger entsteht.“
Lösungswege gibt es viele: Ob dezentrale Lösungen, bei denen sich Gemeinden zusammenschließen oder eine Kooperation ‑z.B. im Rahmen eines Zweckverbandes – mit der Stadt Bamberg, deren Kläranlage bereits 2029 eine Phosphatrückgewinnung nachweisen muss. Ziel müssen Reduzierung der Klärschlammmengen, kurze Transportwege, eine regionale Lösung und eine klimafreundliche Verwertung sein, fordert die grüne Kreistagsfraktion.
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