Abwas­ser­ent­sor­gung Kem­mern: Über Rohr­lei­tung zur Bam­ber­ger Kläranlage

Start der Maßnahme in Kemmern. Foto: Baureferat / Claus Reinhardt
Start der Maßnahme in Kemmern. Foto: Baureferat / Claus Reinhardt

Inter­kom­mu­na­le Part­ner­schaft nach Abstim­mungs­ma­ra­thon über 20 Jah­re – „Win-win-Situa­ti­on“ für bei­de Kommunen

Es ist ein zukunfts­wei­sen­des Abwas­ser­pro­jekt mit lan­ger Abstim­mungs- und Pla­nungs­ge­schich­te: Im Rah­men einer inter­kom­mu­na­len Zusam­men­ar­beit soll das Abwas­ser der Gemein­de Kem­mern künf­tig über eine rund vier­ein­halb Kilo­me­ter lan­ge Druck­lei­tung zur Bam­ber­ger Klär­an­la­ge gepumpt und dort gerei­nigt wer­den. Zum Start der Maß­nah­me tra­fen sich die betei­lig­ten Rat­haus­chefs mit Ver­tre­tern der Ver­wal­tung, der Pla­ner und Bau­fir­men in Kem­mern. Hier begin­nen die Arbei­ten für ein neu­es Pump­werk zum Abwas­ser­trans­port in die Domstadt.

Für den Neu­bau ist zunächst eine Bau­gru­ben­si­che­rung von beacht­li­chen Dimen­sio­nen erfor­der­lich. Dazu wird im ersten Schritt ein ova­ler Ring von 52 Bohr­pfäh­len errich­tet. Jeder Beton­pfahl hat einen Durch­mes­ser von 88 Zen­ti­me­tern und eine Län­ge von 9,60 Meter und schützt das Vor­ha­ben vor ein­drin­gen­dem Grund­was­ser. Im Anschluss wird die eigent­li­che Bau­gru­be bis in 8,60 Meter Tie­fe aus­ge­ho­ben. Das Pum­werk selbst – ein vier­stöcki­ger Stahl­be­ton­bau, wovon das ober­ste Geschoss ca. 3,20 Meter aus dem Gelän­de her­aus­ragt – wird ab Früh­jahr 2021 errich­tet. Zum Abwas­ser­trans­port selbst wird dann noch eine Dop­pel­druck­lei­tung auf einer Tras­se in Main-Nähe verlegt.

Mehr als 20 Jah­re von der Idee über die Pla­nung zur Genehmigung

Zur Vor­ge­schich­te: 1998 beauf­t­trag­te die Gemein­de Kem­mern eine Stu­die mit dem Ziel, Lösungs­vor­schlä­ge für eine Sanie­rung bzw. Erwei­te­rung der vor­han­de­nen Abwas­ser­be­hand­lungs­an­la­gen in Kem­mern zu ent­wickeln. In der Fol­ge wur­de das dama­li­ge Bau­be­triebs­amt der Stadt Bam­berg beauf­tragt zu klä­ren, ob und unter wel­chen Bedin­gun­gen ein Anschluss mög­lich wäre. „Was dar­auf folgt, ist ein wah­rer Mara­thon von Ver­hand­lun­gen, Ver­trags­ent­wür­fen und Betei­li­gungs­ver­fah­ren“ so Bam­bergs Ober­bür­ger­mei­ster Andre­as Star­ke beim Spa­ten­stich­ter­min. Sein Fazit: „Was auf alle Fäl­le bleibt sind zahl­rei­che Vor­tei­le für bei­de Kom­mu­nen, aber auch für die gesam­te Umwelt und Volks­wirt­schaft des Land­krei­ses Bam­berg und dar­über hinaus.“

„Win-win-Situa­ti­on für bei­de Seiten“

Der dama­li­ge Beschluss berück­sich­tig­te Ent­sor­gungs- und Betriebs­si­cher­heit, Inve­sti­ti­ons- und lau­fen­de Kosten, lang­fri­sti­ge Ein­nah­me­si­tua­ti­on sowie öko­lo­gi­sche Aspek­te. Um dabei letzt­lich erfolg­reich zu sein, waren zwi­schen Sep­tem­ber 1998 und Sep­tem­ber 2019 Gesprä­che mit einer Viel­zahl von Behör­den und Orga­ni­sa­tio­nen zu füh­ren. Vor dem recht­li­chen Hin­ter­grund der aus­lau­fen­den Geneh­mi­gung für das Klär­werk Kem­mern waren zahl­rei­che Fra­gen und Rah­men­be­din­gun­gen zu klä­ren. Bür­ger­mei­ster Rüdi­ger Gerst führ­te noch­mals aus, war­um die Ent­schei­dung zur Betriebs­auf­ga­be der Kem­mer­ner Anla­ge aus den 1960er Jah­ren und für einen Anschluss an die Bam­ber­ger Klär­an­la­ge erfolg­te. „Wir haben natür­lich ver­schie­de­ne Rech­nun­gen auf­ge­macht und sind zu dem Ergeb­nis gekom­men, dass der Anschluss wirt­schaft­li­cher ist als Sanie­rung oder Neu­bau unse­rer Klär­an­la­ge.“ Öko­no­misch sei das Pro­jekt sinn­voll, da die Finan­zie­rung über die Gebüh­ren erfol­ge, und aus öko­lo­gi­scher Sicht stei­ge Kem­mern aus der Klär­schlamm­ver­wer­tung aus.

Das Gesamt­pro­jekt wird etwa 4,8 Mil­lio­nen Euro kosten. Im kom­men­den Früh­jahr sol­len der Roh­bau für das Pump­werk, Innen­aus­bau, Maschi­nen- und Elek­tro­tech­nik sowie die Ver­le­gung der Rohr­lei­tung fol­gen. Hall­stadts Bür­ger­mei­ster Tho­mas Söder, über des­sen Gemein­de­ge­biet die Abwas­ser­lei­tung ver­läuft, wünsch­te der Gemein­de Kem­mern abschlie­ßend alles Gute für die Umset­zung die­ses wich­ti­gen Projektes.

INFO: Mei­len­stei­ne zum Anschluss der Kem­merns an die Klär­an­la­ge Bamberg

  • Juni 2006: Gemein­de­rat Kem­mern beauf­tragt die Ver­wal­tung den Anschluss als wirt­schaft­lich­ste Lösung wei­ter zu verfolgen
  • 17. Janu­ar 2018: Unter­zeich­nung der Zweck­ver­ein­ba­rung über die Ein­lei­tung von Abwas­ser in die öffent­li­che Abwas­ser­an­la­ge der Stadt Bamberg
  • März 2018 – Sep­tem­ber 2019: Bean­tra­gung und Ertei­lung der öffent­lich-recht­li­chen Geneh­mi­gun­gen, wie z. B. Bau­ge­neh­mi­gung für Abwas­ser­pump­werk Kem­mern, Kreu­zungs­ver­trag mit der Deut­sche Bahn AG, Was­ser­recht­li­che und Natur­schutz­recht­li­che Geneh­mi­gun­gen, Stra­ßen­be­nut­zungs­ver­trag für Bun­des­fern­stra­ßen, die Bun­des­stra­ße 26 und die Staats­stra­ße 2281, Nut­zungs­ver­trag zur Benut­zung von Grund­stücken der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, Gestat­tungs­ver­trag zur Benut­zung von Grund­stücken des Frei­staat Bayern