Stu­die der Uni­ver­si­tät Bam­berg: Wie Jugend­li­che ver­kehrs­si­che­rer Fahrradfahren

Symbolbild Bildung

Sport­wis­sen­schaft­li­che Stu­die: Geschick­lich­keits­übun­gen hel­fen, Gefah­ren im Stra­ßen­ver­kehr bes­ser zu erkennen

Kin­der und Jugend­li­che sol­len künf­tig im Stra­ßen­ver­kehr mit grö­ße­rer Sicher­heit Fahr­rad fah­ren – das ist das Ziel des For­schungs­pro­jek­tes „Vor­schu­li­sche und schu­li­sche Mobi­li­täts- und Ver­kehrs­er­zie­hung / Rad­fahr­pro­jekt für die Sekun­dar­stu­fe I“. Prof. Dr. Ste­fan Voll, Lei­ter der For­schungs­stel­le für Ange­wand­te Sport­wis­sen­schaf­ten (FfAS) der Uni­ver­si­tät Bam­berg, hat das Pro­jekt, das im März 2019 begann, mit sei­nem Mit­ar­bei­ter­team abge­schlos­sen. „Wir konn­ten nach­wei­sen, dass Schü­le­rin­nen und Schü­ler Gefah­ren­si­tua­tio­nen im Stra­ßen­ver­kehr schnel­ler erken­nen und umsich­ti­ger fah­ren, wenn sie regel­mä­ßig Geschick­lich­keits­übun­gen durch­füh­ren“, so fasst Ste­fan Voll die Ergeb­nis­se zusammen.

Hohe Unfall­zah­len von Kin­dern ab 10 Jahren

Nach der Rad­fahr­aus­bil­dung in der vier­ten Grund­schul­klas­se nut­zen vie­le Kin­der ihr Fahr­rad häu­fi­ger in der Frei­zeit oder für den Schul­weg. Dadurch stei­gen auch die Risi­ken: Im Jahr 2018 ver­un­glück­ten laut dem Sta­ti­sti­schen Bun­des­amt 7.701 der 10- bis 14-Jäh­ri­gen beim Rad­fah­ren. Wegen die­ser hohen Unfall­zah­len han­del­te das Bun­des­mi­ni­ste­ri­um für Ver­kehr und digi­ta­le Infra­struk­tur. Es leg­te dem Gesamt­ver­band der deut­schen Ver­si­che­rungs­wirt­schaft (GdV) nahe, ein For­schungs­pro­jekt zu ent­wickeln, um Fol­gen­des her­aus­zu­fin­den: Inwie­fern kön­nen neu­ro­lo­gisch aus­ge­rich­te­te Übungs- und Trai­nings­for­men dazu bei­tra­gen, die Ver­kehrs­si­cher­heit bei 10- bis 14-jäh­ri­gen Rad­fah­re­rin­nen und Rad­fah­rern zu erhöhen?

Bun­des­weit wur­de von der GdV das ent­spre­chen­de For­schungs­pro­jekt aus­ge­schrie­ben. Der Pro­jekt­auf­trag ver­bun­den mit einem Zuschlag von 35.000 Euro erging an Ste­fan Voll von der Uni­ver­si­tät Bam­berg. Er führ­te die wis­sen­schaft­li­chen Test­rei­hen gemein­sam mit Laris­sa Morit­zer, die für die admi­ni­stra­ti­ve und ope­ra­ti­ve Len­kung zustän­dig war, am Mera­ni­er-Gym­na­si­um und der Her­zog-Otto-Schu­le in Lich­ten­fels durch.

Mit Koor­di­na­ti­ons­übun­gen die Reak­ti­ons­fä­hig­keit steigern

Die Expe­ri­men­tal­grup­pen erhiel­ten sechs Wochen lang wis­sen­schaft­lich gestütz­te Trai­nings­ein­hei­ten, um Moto­rik und Kon­zen­tra­ti­on zu för­dern. „Wir haben die exe­ku­ti­ven und kogni­ti­ven Funk­tio­nen der Schü­le­rin­nen und Schü­ler trai­niert: vor allem Wahr­neh­mungs­fä­hig­keit, Kon­zen­tra­ti­on und Ent­schei­dungs­fä­hig­keit, die im Stra­ßen­ver­kehr wich­tig sind“, erläu­tert Ste­fan Voll. Und Laris­sa Morit­zer ergänzt: „Außer­dem füh­ren koor­di­na­ti­ve Trai­nings­for­men in den Berei­chen Steuerungs‑, Reak­ti­ons- und Gleich­ge­wichts­fä­hig­keit nach­weis­lich zu Stei­ge­run­gen im Arbeits­ge­dächt­nis.“ Die­se Fähig­kei­ten trai­nier­ten die Schü­ler unter ande­rem mit Übun­gen auf dem Fahr­rad, die auch der kogni­ti­ven Akti­vie­rung dien­ten. Für die Kon­troll­grup­pen änder­te sich der Schul­all­tag nicht.

Der Ver­gleich bei den Abschluss­tests zeig­te, dass die Expe­ri­men­tal­grup­pen ins­ge­samt umsich­ti­ger gefah­ren sind und Gefah­ren auf dem Übungs­platz schnel­ler erkannt haben, was sich posi­tiv auf den Stra­ßen­ver­kehr aus­wir­ken kann. „Beson­ders bemer­kens­wert fin­de ich, dass sich gera­de die Jugend­li­chen, die im Fahr­rad­fah­ren eher unbe­darft waren, im sechs­wö­chi­gen Inter­ven­ti­ons­zeit­raum deut­lich gestei­gert haben“, so Laris­sa Moritzer.

„Die Ergeb­nis­se stim­men mich opti­mi­stisch“, sagt Voll. „Unter Umstän­den könn­ten auch Schü­le­rin­nen und Schü­ler an wei­ter­füh­ren­den Schu­len Sicher­heits­trai­nings erhal­ten.“ Des­halb beab­sich­tigt der Gesamt­ver­band der deut­schen Ver­si­che­rungs­wirt­schaft, die Ergeb­nis­se in ein bun­des­wei­tes Fahr­rad­si­cher­heits­pro­jekt für wei­ter­füh­ren­de Schu­len einzuspeisen.

Die­ses For­schungs­pro­jekt stammt aus dem For­schungs­schwer­punkt „Empi­ri­sche Sozi­al­for­schung zu Bil­dung und Arbeit“ der Uni­ver­si­tät Bam­berg. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen und aktu­el­le Mel­dun­gen zum Schwer­punkt fin­den Sie unter www​.uni​-bam​berg​.de/​f​o​r​s​c​h​u​n​g​/​p​r​o​f​i​l​/​b​i​l​d​u​n​g​-​u​n​d​-​a​r​b​eit