Erzbischof Schick fordert Vorbilder für die Gesellschaft
Besinnung auf die Regeln des heiligen Benedikts, um Zukunft zu gestalten
(bbk) „Wir dürfen nicht nur auf Augenhöhe miteinander leben. Wir müssen auch zueinander aufschauen können“, betonte Erzbischof Ludwig Schick bei der Feier anlässlich der Äbtissinenbenediktion von Schwester Gertraud Reiter vor 25 Jahren in der Abtei Maria Frieden Kirchschletten. Die Benediktusregel habe die christlich-abendländische Kultur geprägt, erinnerte Erzbischof Schick. In ihr habe der Schutzpatron Europas, der heilige Benedikt, in der Wirrnis und der Dekadenz des 5./6. Jahrhunderts Grundprinzipien festgeschrieben, die auch in der heutigen Zeit Gültigkeit hätten, betont Schick. „Auch wir sind in einer Zeit der Krise, des Umbruchs. Aber es gibt auch heute viele, besonders junge Menschen, die sich Gedanken machen, wie es bei uns weitergehen kann und soll. Hier kann die Benediktusregel Halt und Orientierung geben“, erinnert der Erzbischof.
„Es ist Zeit wieder von Gott zu reden und zu Gott zu reden durch das Gebet“, plädierte der Bamberger Oberhirte. Mit ‚Ora et labora – bete und arbeite‘ werde ein wichtiges Anliegen des heiligen Benedikt wiedergegeben. „Das Gebet mag heute schwieriger zu lernen und zu praktizieren sein als früher, aber wir brauchen es so nötig wie das tägliche Brot. Denn ohne Gebet wird unser Leben immer oberflächlicher, ohne die Suche nach Gott werden wir wurzellos, haben wir keinen Anker, treiben im Zeitgeist hin und her, gehen im Meer der Informationen sowie unserer Wünsche und Sehnsüchte, in Arbeit und Stress unter“, warnte Schick. Das Gebet mit der Arbeit zu verbinden, mache zufrieden und gebe dem Leben Sinn.
Benedikt habe den Mönchen auch die ‚Stabilitas loci‘ aufgetragen. Damit sei nicht nur das Wohnen, Arbeiten, Leben an einem Ort gemeint, betont der Erzbischof. Die ‚Stabilitas loci’ meine vielmehr, „wandeln in einem stabilen Lebenshaus, das man nicht verlässt“. Mit Lebenshaus meine Benedikt das Evangelium und die Kirche.
Wichtig für Benedikt ist der Abt. „Der heilige Benedikt lässt keinen Zweifel daran, dass diese Funktion nur der ausüben kann, der vor allem Vorbild im Guten ist“, so Schick: „Zum Abt muss man aufschauen und ihm nicht nur auf Augenhöhe begegnen wollen. Vorbilder sind in unserer Gesellschaft derzeit ein großer Mangel. Unsere Amts- und Verantwortungsträger sind zu wenig Vorbild und werden zu wenig als Vorbilder wahrgenommen“, kritisiert der Bamberger Oberhirte die derzeitigen Skandale in Politik, Sport und Gesellschaft.
Die Gesellschaft brauche Vorbilder, angefangen in der Familie. Jungen und Mädchen müssten und wollten zu ihren Vätern und Müttern aufschauen. Jeder Lehrer, Priester, Ordenschrist, Politiker und Verantwortungsträger müsse Vorbild sein.
Im Falle einer Missachtung solle die Gesellschaft auch dafür Sorge tragen, dass derjenige abgewählt oder abgesetzt werde. „Besinnung ist notwendig, mehr denn je, damit wir den Anforderungen unserer Zeit gewachsen sind und die Zukunft gestalten können. Die Regel des heiligen Benedikt gibt dazu viele gute Anregungen“, betont Erzbischof Ludwig Schick.
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