LBV for­dert Jäger zum frei­wil­li­gen Ver­zicht auf die Mai­bock­jagd in Wie­sen­brü­ter­ge­bie­ten auf

Uferschnepfe. Foto: Pixabay / Psubraty
Uferschnepfe. Foto: Pixabay / Psubraty

Ab dem 1. Mai ist die Jagd auf Reh­wild wie­der erlaubt. Für vie­le Jäger ein fester Ter­min im Kalen­der, um den Mai­bock zu schie­ßen. Das Pro­blem: In Gebie­ten mit Wie­sen­brü­tern kann die Jagd erheb­li­che Stö­run­gen bei den gera­de brü­ten­den Vögeln, wie Gro­ßer Brach­vo­gel oder Kie­bitz ver­ur­sa­chen. „Wir for­dern die Jäger auf, in sen­si­blen Wie­sen­brü­ter­ge­bie­ten auf die Mai­bock-Jagd wäh­rend der Brut­zeit frei­wil­lig zu ver­zich­ten, wie es bereits ande­re Jäger vor­ma­chen und den Schutz von Brach­vo­gel, Bekas­si­ne oder Kie­bitz vor­an­zu­stel­len“, sagt der LBV-Lan­des­fach­be­auf­tra­ge Dr. Andre­as von Lindeiner.

Am 1. Mai beginnt wie­der die Jagd auf das Reh­wild und zahl­rei­che baye­ri­sche Jäger wer­den abends auch in Wie­sen­ge­bie­ten auf ihren Jagd­kan­zeln sit­zen. Vie­le sind sich dabei nicht bewusst, dass die­se Jagd­form zu erheb­li­chen Stö­run­gen der gera­de brü­ten­den Wie­sen­vö­gel füh­ren kann. „Unse­re Wie­sen­brü­ter­schüt­zer vor Ort berich­ten bei­spiels­wei­se aus dem König­sauer Moos bei Din­gol­fing, den Wie­sen süd­lich des Ammer­sees, dem Haar­moos bei Lau­fen sowie den schwä­bi­schen Gebie­ten Mer­tin­ger Höll und Pfäff­lin­ger Wie­sen von Jägern, die teils mas­si­ve Jagd­kan­zeln mit­ten in den Brut­ge­bie­ten der stö­rungs­emp­find­li­chen Vögel gebaut haben“, so von Lindeiner.

Die Situa­ti­on für boden­brü­ten­de Vögel ist höchst alar­mie­rend und hat sich durch die Ent­wäs­se­rung vie­ler Gebie­te und die Trocken­heit in den letz­ten Jah­ren wei­ter stark ver­schlech­tert. „Abend­li­che oder nächt­li­che Stö­run­gen durch die Jagd bedeu­ten erheb­li­chen Stress und zusätz­li­che Gefah­ren für die Vögel und ihren gera­de schlüp­fen­den Nach­wuchs“, erklärt der LBV-Lan­des­fach­be­auf­trag­te. Das gilt vor allem wenn die geschos­se­nen Rehe mit Fahr­zeu­gen aus den Wie­sen gebor­gen wer­den. Zum Teil wer­den die Inne­rei­en der erleg­ten Tie­re auch vor Ort lie­gen gelas­sen. Das lockt nächt­li­che Beu­te­grei­fer, wie den Rot­fuchs, an und stellt eine wei­te­re Gefahr für die jun­gen Wie­sen­brü­ter dar.

Dabei gibt es auch posi­ti­ve Bei­spie­le. In vie­len Gebie­ten arbei­ten Jäger, Land­wirt­schaft und Natur­schutz bereits sehr eng und ver­trau­ens­voll zusam­men, um die letz­ten baye­ri­schen Wie­sen­brü­ter zu schüt­zen. „Vie­le Jäger in wich­ti­gen Wie­sen­brü­ter­ge­bie­ten, wie bei­spiels­wei­se dem Wiesmet am Alt­mühl­see oder in der Regen­tal­aue bei Cham, haben sich vor Ort mit dem Natur­schutz auf einen frei­wil­li­gen Ver­zicht der Jagd zu die­ser sen­si­blen Zeit geei­nigt und lei­sten so ihren Bei­trag zum Schutz von Brach­vo­gel und Co.“, sagt der LBV-Arten­schüt­zer. Der LBV for­dert auch ande­re Jäger mit Revie­ren in sen­si­blen Wie­sen­brü­ter­ge­bie­ten auf, dort im Mai auf die Jagd zu ver­zich­ten und dem guten Bei­spiel ihrer Kol­le­gen zu folgen.

Hin­ter­grund­in­fo

Wie­sen­brü­ter gehö­ren zu den am stärk­sten gefähr­de­ten Vogel­ar­ten Bay­erns. Von den neun Arten, die zu die­ser Vogel­grup­pe zäh­len, ste­hen sie­ben (Gro­ßer Brach­vo­gel, Ufer­schnep­fe, Rot­schen­kel, Bekas­si­ne, Braun­kehl­chen, Wie­sen­pie­per, Grau­am­mer) auf der Roten Liste in der Kate­go­rie 1 „vom Aus­ster­ben bedroht“ und zwei (Kie­bitz, Wach­tel­kö­nig) in der Kate­go­rie 2 „stark gefähr­det“. Sie gera­ten durch ver­schie­de­ne Fak­to­ren unter Druck. Ins­be­son­de­re der Ver­lust und die Ver­schlech­te­rung ihres Lebens­rau­mes durch inten­si­ve Bewirt­schaf­tung, Ent­wäs­se­rung und Stö­run­gen durch mensch­li­che Akti­vi­tä­ten set­zen ihnen schwer zu. In den mei­sten Gebie­ten errei­chen die cha­ris­ma­ti­schen Arten kei­nen aus­rei­chen­den Brut­er­folg mehr. Des­halb müs­sen alle Gefähr­dungs­fak­to­ren ver­mie­den wer­den, die ver­hin­dern, ihren Erhal­tungs­zu­stand wie­der zu verbessern.