„Jetzt erst recht“ – Jonas Glü­sen­kamp (Grü­nes Bam­berg) will als Sie­ger aus der Stich­wahl gegen den amtie­ren­den OB Star­ke hervorgehen

Wahl­kampf in Zei­ten von Corona

Ein Super­ergeb­nis – hier Ana­ly­se und Ein­ord­nung. Die Stich­wahl steht bevor. Aber jetzt gilt vor allem: Coro­na ein­däm­men – und zwar alle gemein­sam!Ein klei­nes Erd­be­ben ging gestern durch das poli­ti­sche Bam­berg. Am Sonn­tag­abend war klar: Es wird eine Stich­wahl zwi­schen dem Amts­in­ha­ber Andre­as Star­ke und dem grü­nen Her­aus­for­de­rer Jonas Glü­sen­kamp geben.
Die genau­en Ergeb­nis­se lauten:
Andre­as Star­ke (SPD) 35,9 %
Jonas Glü­sen­kamp (Grü­nes Bam­berg) 24,6 %
Dr. Chri­sti­an Lan­ge (CSU) 21,9 %

Ana­ly­se
Noch bei einer reprä­sen­ta­ti­ven Umfra­ge, die von infranken.de/Fränkischer Tag Ende Janu­ar bei einem wis­sen­schaft­li­chen Insti­tut in Auf­trag gege­ben wur­de, lagen die Ergeb­nis­se ekla­tant anders: Star­ke 48%, Glü­sen­kamp und Lan­ge je 17%.
Noch beein­drucken­der ist das Ergeb­nis ange­sichts der Tat­sa­che, dass Jonas Glü­sen­kamp mit 32 Jah­ren noch recht jung, kein Mit­glied im Bam­ber­ger Stadt­rat ist und gegen einen mit 18 Jah­ren Amts­zeit erfah­re­nen Amts­in­ha­ber antritt. Zudem ist Glü­sen­kamp kein gebür­ti­ger Bam­ber­ger und nicht sel­ten hör­te man schon den halb­wit­zig gemein­ten Ein­wand: „Bam­ber­ger OB mit dem Namen? Des gehd ned!“ Doch vie­le Bam­ber­ger Wähler*innen haben sich von sol­chen Ein­wän­den nicht beir­ren las­sen und eben­so mutig wie zukunfts­ori­en­tiert gewählt.
Nimmt man die Janu­ar-Umfra­ge als Moment­auf­nah­me aus der Zeit zu Beginn des Wahl­kampfs hat Glü­sen­kamp sein Wäh­ler­po­ten­ti­al in weni­gen Wochen mas­siv ausgebaut.
Er konn­te sich im Lau­fe des Wahl­kampfs als über­leg­ter Poli­ti­ker prä­sen­tie­ren, der gute Kon­zep­te ver­tritt und die­se auch über­zeu­gend dar­stel­len kann. Und er konn­te mit sei­ner Per­sön­lich­keit punk­ten, mit Lei­den­schaft in der Sache und unauf­ge­reg­tem Umgang im Zwischenmenschlichen.

Ein­ord­nung
Dass das Glü­sen­kamp­sche Ergeb­nis nicht ein­fach nur einem all­ge­mei­nen grü­nen Hype zu ver­dan­ken ist, son­dern wesent­lich mit sei­ner Per­son zu tun hat, zeigt sich auch im bay­ern­wei­ten Ver­gleich. Nur in zwei wei­te­ren kreis­frei­en Städ­ten schaff­ten es grü­ne Kandidat*innen in die OB-Stich­wahl: Sigi Hagl (ehe­ma­li­ge baye­ri­sche Lan­des­vor­sit­zen­de) in Lands­hut, und Franz Oppe­rer in Rosen­heim. Doch bei bei­den ist der Stim­men­ab­stand zum Amts­in­ha­ber ein wesent­lich grö­ße­rer als in Bam­berg (Lands­hut 45,5% zu 22,5%, Rosen­heim 45,6% zu 22,5%). In Bam­berg hat Amts­in­ha­ber Andre­as Star­ke mit knapp 36% ein erstaun­lich schlech­tes Ergeb­nis, vom Abschnei­den des Zwei­ten Bür­ger­mei­sters Chri­sti­an Lan­ge (Kanid­dat der ehe­ma­li­gen abso­lu­ten Mehr­heits­par­tei CSU) ganz zu schweigen.

Fazit: Zeit für einen ech­ten Wechsel
Dass die Wähler*innen den sonst über­all zu beob­ach­ten­den gro­ßen Amts­in­ha­ber-Bonus nicht auch in Bam­berg umsetz­ten, deu­tet klar dar­auf hin, dass in gro­ßen Bevöl­ke­rungs­tei­len ein Poli­tik-Wech­sel gewünscht ist. Dass Chri­sti­an Lan­ge trotz hart­näcki­gen Bemü­hens im Wahl­kampf die­sen Wech­sel nicht ver­kör­pern konn­te, war erwart­bar und demon­strier­te sich nun an der Wahlurne.

Stich­wahl und wie weiter?
Der Stich­wahl­kampf in Zei­ten von Coro­na wird etwas nie Dage­we­se­nes sein für das poli­ti­sche Bam­berg. Für uns Grü­ne und für Jonas Glü­sen­kamp ist klar: An erster Stel­le steht die Gesund­heit und die Sicher­heit der Bevöl­ke­rung. Gefähr­dungs­la­gen sind ein­zu­däm­men wo mög­lich – und das gilt natür­lich auch für den Wahlkampf.
Wir ste­hen voll hin­ter den Kri­sen-Maß­nah­men der Stadt­spit­ze und der Stadt­ver­wal­tung und wer­den die­se nach Kräf­ten unter­stüt­zen. Auch in die Stadt­ge­sell­schaft, die mit ehren­amt­li­chen Hilfs­platt­for­men und Nach­bar­schafts­hil­fe nun Soli­da­ri­tät orga­ni­siert, wer­den wir uns indi­vi­du­ell und tat­kräf­tig ein­brin­gen. Coro­na ist kein Wahl­kampf­the­ma – hier müs­sen alle an einem Strang ziehen.
Den­noch wird sich Jonas Glü­sen­kamp mit grü­nen Poli­tik­zie­len bis zur Sticht­wahl am 29.3. wei­ter posi­tio­nie­ren. Über das Inter­net, Medi­en und Pres­se wer­den wir ver­su­chen, die unter­schied­li­chen Stand­punk­te zwi­schen einem ech­ten Wech­sel und einem Wei­ter-So in allen poli­ti­schen Berei­chen deut­lich zu machen.