Uni Bam­berg: „Coro­na­vi­rus“ – Han­del in Deutsch­land steht vor einer enor­men Belastungsprobe

Symbolbild Bildung

Coro­na­vi­rus: Han­del in Deutsch­land steht vor einer enor­men Belastungsprobe
Laut Bam­ber­ger Betriebs­wirt­schaft­lern könn­te das Virus zu exi­sten­ti­el­len Pro­ble­men für sta­tio­nä­re Händ­ler füh­ren. Chan­cen erge­ben sich für den Online-Handel.

In Ita­li­en blei­ben seit dem 12. März 2020 alle sta­tio­nä­ren Geschäf­te mit der Aus­nah­me von Lebens­mit­tel­händ­lern und Apo­the­ken für vor­erst zwei Wochen geschlos­sen. Soll­te es in Deutsch­land auch dazu kom­men, hät­te dies gro­ße Kon­se­quen­zen für die Handelsbranche.

Laut Prof. Dr. Eric Sucky und Dr. Björn Asdecker vom Lehr­stuhl für Betriebs­wirt­schafts­leh­re, ins­be­son­de­re Pro­duk­ti­on und Logi­stik, an der Uni­ver­si­tät Bam­berg stellt das Coro­na­vi­rus den Han­del schon jetzt vor gro­ße Her­aus­for­de­run­gen: „Durch die spon­ta­nen Ham­ster­käu­fe der ver­gan­ge­nen Wochen ist es für Händ­ler der­zeit sehr schwie­rig, ihren Waren­be­darf zu kal­ku­lie­ren“, erklärt Lehr­stuhl­in­ha­ber Eric Sucky die aktu­el­le Situa­ti­on. „Die erhöh­ten Schwan­kun­gen der Bedarfs­ver­läu­fe, die so nicht zu pro­gno­sti­zie­ren waren, ver­ur­sa­chen einen beacht­li­chen zusätz­li­chen Koor­di­na­ti­ons­auf­wand, um die Waren­ver­füg­bar­keit zu gewährleisten.“

Mög­li­che Wirt­schafts­hil­fen soll­ten die Bedürf­nis­se des sta­tio­nä­ren Han­dels berücksichtigen

Außer­dem rech­net Björn Asdecker in den kom­men­den Wochen mit Lie­fer­eng­päs­sen und stei­gen­den Ein­kaufs­prei­sen. Soll­te nun zusätz­lich zu die­sen Bela­stun­gen eine Schlie­ßung der Geschäf­te dro­hen, könn­te dies zu exi­sten­zi­el­len Pro­ble­men für sta­tio­nä­re Händ­ler führen.

„Durch den inten­si­ven Wett­be­werb unter­ein­an­der und ins­be­son­de­re mit dem Online­han­del ist die Lage für den nie­der­ge­las­se­nen Ein­zel­han­del auch ohne Coro­na ange­spannt. Ein Blick in die deut­schen Innen­städ­te reicht, um zu erken­nen, dass sich die Anzahl der Geschäfts­auf­ga­ben häu­fen“, so Björn Asdecker. „Bei die­ser Aus­gangs­la­ge könn­te das Coro­na­vi­rus für die ver­blie­be­nen Händ­ler zu einer ech­ten Gefahr wer­den. Dies soll­te man bei der Dis­kus­si­on mög­li­cher Wirt­schafts­hil­fen unbe­dingt berücksichtigen.“

Online­han­del könn­te von der Reduk­ti­on von Sozi­al­kon­tak­ten profitieren

Gleich­zei­tig erge­ben sich aus der aktu­el­len Kri­se aber auch Chan­cen. Die­se sieht Björn Asdecker ins­be­son­de­re für den Online­han­del. „Die Reduk­ti­on von Sozi­al­kon­tak­ten wird dazu füh­ren, dass gro­ße Bevöl­ke­rungs­tei­le in den kom­men­den Tagen und Wochen ver­mehrt Zeit im Inter­net ver­brin­gen und dort auch bestel­len. Dies wird neue Kun­den­grup­pen erschlie­ßen.“ Zwar wer­den der Online­han­del und die Zustell­bran­che nicht vom Coro­na­vi­rus ver­schont blei­ben. Gleich­wohl lässt sich das Geschäfts­mo­dell auf­grund des mini­ma­len per­sön­li­chen Kon­takts im Kri­sen­fall grund­sätz­lich auf­recht­erhal­ten und kann des­halb einen wich­ti­gen Ver­sor­gungs­bei­trag leisten.

Eine beson­de­re Gele­gen­heit ergibt sich nach Mei­nung von Asdecker für den Lebens­mit­tel-Online­han­del. Bis­lang kau­fen Kun­den Lebens­mit­tel nur sehr sel­ten im Inter­net. Laut der Stu­die „Trade­di­men­si­ons“ des Markt­for­schungs­un­ter­neh­mens Niel­sen zeich­nen Lebens­mit­tel für Ein­zel­han­dels­um­sät­ze in Höhe von 205,7 Mil­li­ar­den Euro ver­ant­wort­lich. Davon wer­den bis­lang nur 1,6 Mil­li­ar­den Euro im Inter­net erzielt. Dies ent­spricht weni­ger als einem Pro­zent. „Wenn es die Lebens­mit­tel-Online­händ­ler in den kom­men­den Wochen schaf­fen, ihre Aus­lie­fer­netz­wer­ke auf­recht­zu­er­hal­ten, könn­te das für die­ses schwie­ri­ge Markt­seg­ment einen Durch­bruch dar­stel­len und dem Online­han­del lang­fri­stig zu wei­te­rem Wachs­tum ver­hel­fen“, schluss­fol­gert Asdecker.

Wei­te­re Detail­in­for­ma­tio­nen fin­den Sie unter: www​.uni​-bam​berg​.de/​p​u​l​/​n​e​w​s​0​1​0​1​2​0​/​a​r​t​i​k​e​l​/​c​o​r​o​n​a​-​v​i​r​u​s​-​w​i​r​d​-​f​u​e​r​-​d​e​n​-​h​a​n​d​e​l​-​i​n​-​d​e​u​t​s​c​h​l​a​n​d​-​z​u​-​e​i​n​e​r​-​e​n​o​r​m​e​n​-​B​e​l​a​s​t​u​n​g​s​p​r​obe