Igel sind wie­der in Bay­erns Gär­ten unterwegs

Igel. Foto: Pixabay/Alexas

Durch­gän­ge in Zäu­nen ermög­li­chen Wan­der­schaft der „Hecken­schwei­ne“ – Natur­na­he Gär­ten sind der beste Igelschutz

Bei früh­lings­haf­ten Tem­pe­ra­tu­ren über 10 Grad Cel­si­us sind die ersten Igel in Bay­ern aus ihrem fast sechs­mo­na­ti­gen Win­ter­schlaf erwacht. Auch wenn es aktu­ell wie­der küh­ler und reg­ne­ri­scher im Frei­staat ist, durch­strei­fen die Igel trotz­dem nachts die Gär­ten und Parks auf der Suche nach Nah­rung und einer Part­ne­rin. „Im Gar­ten sind Igel ein wich­ti­ger Teil des Öko­sy­stems und auch bei vie­len Gärt­ne­rin­nen und Gärt­nern sind sie ger­ne gese­hen. Sie ver­til­gen näm­lich unter ande­rem Schnecken und ver­schie­de­ne Insek­ten und unter­stüt­zen so beim Anbau von Obst und Gemü­se“, sagt die LBV-Bio­lo­gin Dr. Ange­li­ka Nel­son. Doch der Igel fin­det im Sied­lungs­raum nicht immer geeig­ne­te Lebens­be­din­gun­gen: Pesti­zi­de ver­rin­gern sei­ne Nah­rungs­quel­len, es man­gelt an Hecken oder Sträu­chern zum Ver­stecken und voll­stän­dig ein­ge­zäun­te Gär­ten ver­hin­dern das Wan­dern durch die Nach­bar­schaft. „Natur­na­he Gär­ten sind der beste Igel­schutz. Wer auf Viel­falt und Unord­nung im eige­nen Gar­ten setzt, unter­stützt den Igel und hat viel­leicht sogar das Glück das nacht­ak­ti­ve Säu­ge­tier in der Däm­me­rung beob­ach­ten zu kön­nen“, so Nel­son. Der baye­ri­sche Natur­schutz­ver­band LBV (Lan­des­bund für Vogel- und Natur­schutz) gibt Tipps, wie jede und jeder den eige­nen Gar­ten beson­ders igel­freund­lich gestal­ten kann.

Dem LBV wur­den im März bereits knapp 200 Igel über das LBV-Bür­ger­for­schungs­pro­jekt „Igel in Bay­ern“ gemel­det. Das ent­spricht der Akti­vi­tät der Vor­jah­re. Die Männ­chen wachen im Früh­ling meist vor den Weib­chen auf, denn sie gehen im Herbst auch frü­her in den Win­ter­schlaf. „Gleich nach der Paa­rungs­zeit ab Sep­tem­ber kön­nen sich die Männ­chen die erfor­der­li­chen Fett­re­ser­ven für den Win­ter anfres­sen. Die Weib­chen benö­ti­gen dage­gen etwas län­ger, um nach Geburt und Auf­zucht der Jun­gen das nöti­ge Gewicht zu errei­chen“, sagt Ange­li­ka Nelson.

Wer etwas für den Igel im eige­nen Gar­ten tun möch­te, soll­te Natur­ele­men­te wie Hecke, Teich, Obst­baum, Stein­mau­er oder Wie­se schaf­fen. So fin­det der Igel auch mehr Nah­rung wie Käfer, Rau­pen von Nacht­fal­tern und Lar­ven ande­rer Insek­ten, Regen­wür­mer, Ohr­wür­mer sowie Spin­nen. Auf Mine­ral­dün­ger und che­mi­sche Bekämp­fungs­mit­tel soll­te unbe­dingt ver­zich­tet wer­den, weil sie die Arten­viel­falt redu­zie­ren und damit wich­ti­ge Akteu­re im öko­lo­gi­schen Kreis­lauf ent­fer­nen. „Wer den Rasen nicht regel­mä­ßig mäht und düngt, die Hecke nur sel­ten schnei­det, nicht jedes Kräut­lein jätet und jedes Laub­blatt absaugt, kann sich an einer bun­ten Viel­falt im Gar­ten erfreu­en“, emp­fiehlt die LBV-Bio­lo­gin. Alter­na­tiv kom­men öko­lo­gi­sche Metho­den der Boden­be­ar­bei­tung, Dün­gung und Kom­po­stie­rung zum Ein­satz. So stellt sich ein natür­li­ches Gleich­ge­wicht zwi­schen den ver­schie­de­nen Tier- und Pflan­zen­ar­ten ein. In Rei­sig- und Laub­hau­fen, Unter­schlüp­fen unter Gar­ten­häus­chen und Baum­wur­zeln in unge­stör­ten Gar­ten­ecken fin­det der Igel ein gutes Zuhau­se. Sein eng­li­scher Name „Hedge­hog“, das Hecken­schwein, ist bezeich­nend für sei­nen Lebens­raum: Hecken bie­ten ihm Nist­platz und Ver­steck zugleich.

Im Früh­jahr sind Igel­männ­chen viel unter­wegs auf der Suche nach einer Part­ne­rin. Dabei durch­strei­fen sie oft gro­ße Gebie­te von bis zu 400 Hekt­ar, das ent­spricht 500 Fuß­ball­fel­dern. Jede und jeder kann mit­hel­fen, damit der Igel die Gren­zen zwi­schen meh­re­ren Gär­ten in Stadt und Dorf gut über­win­den kann. „Gar­ten­be­sit­ze­rin­nen und ‑besit­zer kön­nen ein ‚Igel-Tor‘ in ihren Zaun ein­bau­en oder etwas Abstand zum Boden las­sen. Damit ein aus­ge­wach­se­ner Igel gefahr­los hin­durch­schlüp­fen kann, soll­te das Loch min­de­stens 10 Zen­ti­me­ter hoch und breit sein. Bei schma­le­ren Lücken bleibt ein aus­ge­wach­se­ner Igel sonst mit sei­nem Sta­chel­kleid stecken“, erklärt die Biologin.

Ein­fach spit­ze: Sta­cheln schüt­zen Igel vor Feinden

Schon klei­ne Igel wer­den mit wei­ßen, wei­chen Sta­cheln gebo­ren. Sie haben aber nur einen Bruch­teil der Anzahl an Sta­cheln, die erwach­se­ne Tie­re mit bis zu 8.000 hoh­len Sta­cheln tra­gen. Jeder Sta­chel kann mit Hil­fe eines eige­nen klei­nen Mus­kels bewegt wer­den. So rollt sich der Igel bei Gefahr zu einer Kugel zusam­men, in der alle Weich­tei­le des Tie­res vor natür­li­chen Fress­fein­den geschützt sind. Nur Uhu und Dachs schaf­fen es die­se Abwehr des Igels zu überwinden.

LBV-Pro­jekt „Igel in Bayern“

Mit dem LBV-Bür­ger­for­schungs­pro­jekt „Igel in Bay­ern“ möch­ten die Natur­schüt­ze­rin­nen und Natur­schüt­zer noch mehr über den hei­mi­schen Gar­ten­be­woh­ner erfah­ren und Wis­sen über die­se Tier­art ver­mit­teln. „Jedes Jahr erhal­ten wir bay­ern­weit über 12.000 Beob­ach­tun­gen von leben­den und lei­der auch toten Igeln. Wir freu­en uns, dass die Men­schen auf die Wild­tie­re ach­ten und dabei auch etwas über ihre Lebens­wei­se erfah­ren“, sagt die LBV-Igel­ex­per­tin Dr. Ange­li­ka Nel­son. Obwohl der Igel fle­xi­bel, anpas­sungs­fä­hig und ein ech­ter Über­le­bens­künst­ler ist, steht er mitt­ler­wei­le auf der Vor­warn­li­ste gefähr­de­ter Säu­ge­tie­re in Bay­ern. Mit­ma­chen ist ganz ein­fach: Jeden leben­den oder toten Igel mel­den unter www​.igel​-in​-bay​ern​.de.

LBV-Natur­te­le­fon: Kom­pe­ten­te Bera­tung zu Naturschutzthemen

Zu Fra­gen rund um Vögel und Vogel­füt­te­rung und allen wei­te­ren The­men, die Wild­tie­re wie Igel, Fle­der­mäu­se, Insek­ten oder Eich­hörn­chen und Gar­ten betref­fen, bie­tet der baye­ri­sche Natur­schutz­ver­band kosten­lo­se Bera­tung am LBV-Natur­te­le­fon an. Sie errei­chen das LBV-Natur­te­le­fon Mon­tag bis Frei­tag von 9 bis 11 sowie von 14 bis 16 Uhr unter 09174/4775–5000.

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