Kata­stro­phen­schutz­übung im Land­kreis Kronach

Nachbesprechung mit den jeweiligen Leitungen aus den teilnehmenden Gruppierungen
Nachbesprechung mit den jeweiligen Leitungen aus den teilnehmenden Gruppierungen. Foto: Sebastian Martin

Kata­stro­phen­schutz – eine Auf­ga­be der Landratsämter

Zwi­schen Gehülz und Burg­stall ist ein mit Schü­lern voll besetz­ter Bus bei einem Aus­flug mit einem Lkw zusam­men­ge­sto­ßen. Zahl­rei­che Per­so­nen wur­den dabei schwer ver­letzt und muss­ten sowohl medi­zi­nisch als auch psy­cho­lo­gisch betreut wer­den, wofür eigens ein Betreu­ungs­zen­trum ein­ge­rich­tet wer­den muss­te. Die­ses fik­ti­ve Unglücks­sze­na­rio kann jeder­zeit Rea­li­tät wer­den. Um auf sol­che Fäl­le vor­be­rei­tet zu sein, fin­den – wie jüngst am ver­gan­ge­nen Sams­tag – unter dem Dach des Kata­stro­phen­schut­zes regel­mä­ßi­ge Übun­gen statt, so genann­te Füh­rungs­si­mu­la­ti­ons­trai­nings (FST).

Ein sol­ches FST sieht in der Pra­xis wie folgt aus: Der Ein­satz­lei­ter hat bei die­sem fik­ti­ven Sze­na­rio um sich her­um Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen von Feu­er­wehr, frei­wil­li­gen Ret­tungs­dien­sten, und THW ver­sam­melt und lässt sich über den Sach­stand am Unglücks­ort infor­mie­ren. Wäh­rend­des­sen ist die Füh­rungs­grup­pe Kata­stro­phen­schutz mit ver­schie­de­nen behörd­li­chen Ver­tre­tern sepa­rat zusam­men­ge­kom­men, um den Ein­satz zu koor­di­nie­ren und gege­be­nen­falls auf behörd­li­cher Ebe­ne zusätz­li­che Maß­nah­men wie das Hin­zu­zie­hen von wei­te­ren Ein­satz­kräf­ten oder Hilfs­mit­teln wie Hub­schrau­ber etc. zu ergrei­fen. Die Her­aus­for­de­rung besteht dabei in der Koor­di­na­ti­on einer eng ver­zahn­ten Zusam­men­ar­beit, um dar­aus ablei­tend eine best- und damit schnellst­mög­li­che Ver­sor­gung aller Betei­lig­ten zu gewährleisten.

Was am Sams­tag Teil einer wich­ti­gen und vor allem pro­fes­sio­nell umge­setz­ten Übung war, kann jeder­zeit zu einem Ernst­fall wer­den. „Umso wich­ti­ger ist es, dann bestens vor­be­rei­tet zu sein, damit in sol­chen Situa­tio­nen ein Räd­chen ins ande­re greift, um unterm Strich die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger best­mög­lich zu schüt­zen“, betont Land­rat Klaus Löff­ler, der das enor­me Enga­ge­ment der im Kata­stro­phen­schutz betei­lig­ten Kräf­te in den ver­schie­den­sten Bereich und vor allem immer zum Woh­le der Bevöl­ke­rung herausstellt.

Neben groß ange­leg­ten und mit enor­men Arbeits­auf­wand ver­bun­de­nen prak­ti­schen Kata­stro­phen­schutz­übun­gen die­nen die­se „theo­re­ti­schen“ Übungs­ein­hei­ten dem „Ken­nen­ler­nen“ der ver­schie­de­nen Füh­rungs­ein­hei­ten und der Ver­bes­se­rung der Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen den ein­zel­nen Ein­satz­lei­tun­gen. Dabei rollt kein ein­zi­ges Fahr­zeug tat­säch­lich vom Hof oder kein ein­zi­ger Atem­schutz­ge­rä­te­trä­ger etc. wird in ein „bren­nen­des“ Haus gehen – viel­mehr ist das statt­fin­den­de Sze­na­rio fik­tiv und wird anhand von Ein­spie­lun­gen über Funk­sprü­che, insze­nier­te Tele­fon­an­ru­fe, ein­ge­hen­de Übungs­fa­xe und Mel­dun­gen über EPS­web* von den ver­schie­de­nen Orga­ni­sa­tio­nen unter der Feder­füh­rung von Flo­ri­an Kri­stek (BRK) und Seba­sti­an Mar­tin (UG-ÖEL/­Un­ter­stüt­zungs­grup­pe Ört­li­che Ein­satz­lei­tung) in ihrer Dyna­mik gesteuert.

Wäh­rend die Ein­satz­stel­le also rein fik­tiv ist, befin­den sich die ver­schie­de­nen Ein­satz­lei­tun­gen alle­samt im Kata­stro­phen­schutz­ge­bäu­de des BRK. Wäh­rend­des­sen arbei­tet die Füh­rungs­grup­pe Kata­stro­phen­schutz (FüGK) von ihrem neu geschaf­fe­nen Kata­stro­phen­schutz­raum im Atem­schutz- und Aus­bil­dungs­zen­trum (ASAZ) des Land­krei­ses Kro­nach aus ihre vor allem admi­ni­stra­ti­ven Auf­trä­ge ab und ist mit der Ein­satz­lei­tung vor Ort vernetzt.

Dass ein sol­ches Trai­ning eben­so effek­tiv ist wie prak­ti­sche Übun­gen zeigt die Ver­gan­gen­heit. Mitt­ler­wei­le fand das 4. FST des Land­krei­ses Kro­nach statt. Die drei vor­he­ri­gen FST waren ein vol­ler Erfolg und wur­den mit posi­ti­vem Feed­back sei­tens der Teil­neh­mer gewür­digt. Auch Kri­tik wur­de stets ernst reflek­tiert auf­ge­nom­men und Pro­ble­me in der Kom­mu­ni­ka­ti­on wur­den ana­ly­siert, indem mit den Füh­rungs­kräf­ten der ver­schie­de­nen Ein­satz­lei­tun­gen ent­spre­chen­de Nach­be­spre­chun­gen statt­fan­den. „Die Zusam­men­ar­beit wur­de von Mal zu Mal bes­ser. Den­noch ver­su­chen wir stets noch bes­ser und noch effek­ti­ver zusam­men­zu­ar­bei­ten und an den Struk­tu­ren zu fei­len“, erklärt die am Land­rats­amt für den Kata­stro­phen­schutz ver­ant­wort­li­che Abtei­lungs­lei­te­rin The­re­sa Schef­fer. Sie freu­te sich beson­ders, dass erst­mals auch die Fach­be­ra­te­rin Psy­cho­so­zia­le Not­fall­ver­sor­gung (PSNV), Stef­fi Mesch, am FST teil­nahm, die in dem aktu­el­len Unfall­sze­na­rio eine wich­ti­ge Rol­le einnahm.

Kata­stro­phen­schutz allgemein

Um im Kata­stro­phen­fall bestens gerü­stet zu sein, kommt dem vor­beu­gen­den Kata­stro­phen­schutz eine enor­me Bedeu­tung zu. Die Ver­net­zung, kur­ze Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ge und Ver­trau­en sind dabei wesent­li­che Merk­ma­le, die zum Gelin­gen der Abwehr einer Kata­stro­phe bei­tra­gen. Daher ist neben der Bepla­nung und der theo­re­ti­schen Aus­ar­bei­tung von Ein­satz­plä­nen eine kon­ti­nu­ier­li­che Beübung der Zusam­men­ar­beit der ver­schie­de­nen im Kata­stro­phen­schutz täti­gen Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on essen­ti­ell. Kata­stro­phen­schutz ist eine staat­li­che Auf­ga­be in der Zustän­dig­keit der Län­der, die in Bay­ern von den Kata­stro­phen­schutz­be­hör­den wahr­ge­nom­men wird. Die­se sind die Kreis­ver­wal­tungs­be­hör­den, also Land­rats­äm­ter und kreis­freie Städ­te, die Regie­run­gen sowie das Baye­ri­sche Staats­mi­ni­ste­ri­um des Innern, für Sport und Integration.

Im Kata­stro­phen­schutz-Hil­fe­lei­stungs­sy­stem Bay­ern arbei­ten Feu­er­weh­ren, frei­wil­li­ge Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen, Tech­ni­sches Hilfs­werk, Poli­zei, Bun­des­wehr und Bun­des­po­li­zei eng mit den Kata­stro­phen­schutz­be­hör­den zusam­men. Über eine gesetz­lich fest­ge­leg­te Kata­stro­phen­hilfs­pflicht kön­nen die Kata­stro­phen­schutz­be­hör­den fle­xi­bel auf das Poten­zi­al der fol­gen­den Stel­len und Orga­ni­sa­tio­nen zugrei­fen, auch wenn die­se ihren Sitz oder Stand­ort nicht im Zustän­dig­keits­ge­biet der betrof­fe­nen Kata­stro­phen­schutz­be­hör­de haben:

  • Behör­den und Dienst­stel­len des Frei­staa­tes Bayern
  • Gemein­den, Land­krei­se und Bezirke
  • Son­sti­ge der Auf­sicht des Frei­staa­tes Bay­ern unter­ste­hen­de Kör­per­schaf­ten, Anstal­ten und Stif­tun­gen des öffent­li­chen Rechts
  • Feu­er­weh­ren
  • Frei­wil­li­ge Hilfsorganisationen
  • Ver­bän­de der frei­en Wohlfahrtspflege
  • Orga­ni­sa­ti­on und Ausstattung

Bay­ern ver­fügt über mehr als 450.000 Ein­satz­kräf­te, über effek­ti­ve Füh­rungs­struk­tu­ren auf allen Ebe­nen, über eine flä­chen­decken­de Alar­mie­rungs­pla­nung, über Kata­stro­phen­schutz-Son­der­plä­ne für beson­de­re Scha­dens­la­gen und Objek­te und über Aus- und Fort­bil­dungs­kon­zep­te sowohl für die Ein­satz­or­ga­ni­sa­tio­nen als auch für die Kata­stro­phen­schutz­be­hör­den. Die­ses enor­me Poten­zi­al bie­tet die Gewähr für einen effek­ti­ven und erfolg­rei­chen Kata­stro­phen­schutz. Bei Aus­stat­tung und Finan­zie­rung lei­stet auch der Frei­staat Bay­ern sei­nen Anteil: Aus dem Kata­stro­phen­schutz­fonds kön­nen Auf­wen­dun­gen der Kata­stro­phen­schutz­be­hör­den und der zum Kata­stro­phen­schutz Ver­pflich­te­ten geför­dert werden.

Ehren­amt­li­che Helfer

Die vie­len Ehren­amt­li­chen bil­den den größ­ten Teil der Ein­satz­kräf­te und damit das Rück­grat der ört­li­chen Gefah­ren­ab­wehr und des Kata­stro­phen­schut­zes. „Ohne sie wäre der Kata­stro­phen­schutz in Bay­ern in sei­ner der­zei­ti­gen Form nicht denk­bar. Der Unter­stüt­zung und För­de­rung des Ehren­amts kommt des­halb auch im Kata­stro­phen­schutz erheb­li­che und ent­schei­den­de Bedeu­tung zu“, betont dem­nach Land­rat Klaus Löff­ler, der allen Betei­lig­ten für ihr Enga­ge­ment dankt.

Die Aus- und Fort­bil­dung im Kata­stro­phen­schutz erfolgt zum größ­ten Teil an der Staat­li­chen Feu­er­wehr­schu­le Gerets­ried. Dort wur­de auch ein Fach­be­reich für Men­schen­füh­rung und Psy­cho­so­zia­le Not­fall­ver­sor­gung (PSNV) ein­ge­rich­tet, um den Ein­satz­kräf­ten Unter­stüt­zung anzu­bie­ten, die nach Ein­sät­zen unter psy­chi­schen Bela­stun­gen leiden.

Bis­he­ri­ge Szenarien

In den bis­he­ri­gen FST wur­den fol­gen­de Sze­na­ri­en angenommen:

  • Gefahr­gut­un­fall mit Betei­li­gung eines Buses
  • Brand eines Imbis­ses mit Aus­brei­tung auf meh­re­re Wohn­blocks und Geschäfte
  • Wald­brand mit Eva­ku­ie­rung eines Zuges
  • Bus­un­fall mit Schü­lern auf einem Aus­flug nach Zusam­men­stoß mit Lkw

Teil­neh­mer am aktu­el­len FST waren: Unter­stüt­zungs­grup­pe ört­li­che Ein­satz­lei­tung, BRK, Feu­er­wehr, DLRG, THW, Bundeswehr.

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