Ober­frän­ki­scher Vul­kan­kra­ter kon­ser­vier­te 20 Mil­lio­nen Jah­re alte Baumpollen

Damals kein Fich­ten­wald im Fich­tel­ge­bir­ge – Natur-Misch­wald kehr­te nach Vul­kan­aus­bruch erst all­mäh­lich zurück

In einem Vul­kan­kra­ter bei der ober­frän­ki­schen Stadt Selb wur­den rund 20 Mil­lio­nen Jah­re alte Baum­pol­len ent­deckt, wodurch der dama­li­ge „Ur-Wald“ im Fich­tel­ge­bir­ge rekon­stru­iert wer­den kann. Dies erklär­te Roland Eich­horn, der Lei­ter des Geo­lo­gi­schen Dien­stes am Lan­des­amt für Umwelt (LfU) nach Abschluss der Pol­len-Unter­su­chun­gen. Eich­horn: „Vor Jahr­mil­lio­nen spreng­te ein Vul­kan­aus­bruch ein über 70 Meter tie­fes Loch in den Unter­grund des Fich­tel­ge­bir­ges. Die Natur­ka­ta­stro­phe von damals ent­puppt sich als Glücks­fall für die For­schung von heu­te.“ Denn der Wind weh­te Pol­len der dort wach­sen­den Bäu­me ins Loch, die spä­ter von schüt­zen­der Erde über­deckt und so bis heu­te kon­ser­viert blieben.

Sporen und Pollen der Pionierpflanzen nach der Vulkanexplosion: Kletterfarn und Tüpfelfarn (oben); Ulme und Hickory (unten).; Quelle: Dr. Olaf Lenz, TU Darmstadt

Spo­ren und Pol­len der Pio­nier­pflan­zen nach der Vul­kan­ex­plo­si­on: Klet­ter­farn und Tüp­fel­farn (oben); Ulme und Hick­ory (unten).; Quel­le: Dr. Olaf Lenz, TU Darmstadt

Vom LfU beauf­trag­ten Geo­wis­sen­schaft­lern der TU Darm­stadt gelang es, fos­si­len Pol­len aus den Pro­ben der Vul­kan­kra­ter zu extra­hie­ren. So war es mög­lich, dem Paläo-Wald im Fich­tel­ge­bir­ge auf die Spur zu kom­men. Nach der Vul­kan­ex­plo­si­on besie­del­ten die kah­len Kra­ter­hän­ge zuerst Far­ne als typi­sche Pio­nier­pflan­zen, gefolgt von Ulmen und heu­te exo­ti­schen Hick­ory­bäu­men. Erst all­mäh­lich kam der ursprüng­li­che Misch­wald aus Kie­fern, Fich­ten, Rot­bu­chen, Kasta­ni­en und Wal­nuss­ge­wäch­sen zurück. Direkt am feuch­ten Ufer des was­ser­ge­füll­ten Lochs brei­te­te sich ein Sumpf­wald mit Zypres­sen und Gagel­sträu­chern aus.

Das Fich­tel­ge­bir­ge und die nord­öst­li­che Ober­pfalz erleb­ten in der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit gleich zwei­mal eine explo­si­ve vul­ka­ni­sche Pha­se – vor rund 20 Mil­lio­nen und vor 300.000 Jah­ren. Die Hin­ter­las­sen­schaf­ten die­ser Vul­kan­aus­brü­che – was­ser­ge­füll­te Maa­re – wur­den erst in den letz­ten Jah­ren durch Aus­wer­tung hoch­auf­lö­sen­der Gelän­de­fo­tos, geo­phy­si­ka­li­sche Metho­den und Boh­run­gen ent­deckt. Die Erkun­dun­gen dau­ern an.

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