Schul­ter­schluss für kli­ma­fit­te Wäl­der in der Regi­on Frankenwald

LOGO Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach

Jah­res­haupt­ver­samm­lung der WBV Kronach-Rothenkirchen

Laut Deut­schem Wet­ter­dienst war 2023 das wärm­ste Jahr in Deutsch­land seit dem Mess­be­ginn im Jahr 1881. Bereits jetzt sind allein im Land­kreis Kro­nach durch Bor­ken­kä­fer und Trocken­schä­den rund 8.300 Hekt­ar Kahl­flä­chen im Wald ent­stan­den – eine Flä­che, die mehr als 11.600 Fuß­ball­fel­dern ent­spricht. Und es steht zu befürch­ten, dass in den kom­men­den Jah­ren noch trocke­ne­re und hei­ße­re Wit­te­rungs­pha­sen unse­ren Wald­bäu­men zu schaf­fen machen wer­den und wei­te­re Kahl­flä­chen ent­ste­hen wer­den. Der rich­ti­gen Baum­ar­ten­wahl auf dem jewei­li­gen Stand­ort kommt daher künf­tig eine noch ent­schei­den­de­re Rol­le zu.

Im Rahmen der Jahreshauptversammlung der WBV Kronach-Rothenkirchen wurde die förmliche Vereinbarung zur Zusammenarbeit im Satzungsgebiet der WBV für zukunftsfähige Standortinformationen durch den Präsidenten der LWF Dr. Peter Pröbstle (2. v. r.) und den 1. Vorsitzenden der WBV Kronach-Rothenkirchen e.V. Markus Wich (2. v. l.) unterzeichnet. Zudem im Bild der 2. Vorsitzende der WBV Kronach-Rothenkirchen e.V. Christian Barnickel (1.) und der Bereichsleiter Forsten am AELF Coburg-Kulmbach Jens Haertel (r.). Foto: Dr. Sandra-Maria Hipler.

Im Rah­men der Jah­res­haupt­ver­samm­lung der WBV Kro­nach-Rothen­kir­chen wur­de die förm­li­che Ver­ein­ba­rung zur Zusam­men­ar­beit im Sat­zungs­ge­biet der WBV für zukunfts­fä­hi­ge Stand­ort­in­for­ma­tio­nen durch den Prä­si­den­ten der LWF Dr. Peter Pröbst­le (2. v. r.) und den 1. Vor­sit­zen­den der WBV Kro­nach-Rothen­kir­chen e.V. Mar­kus Wich (2. v. l.) unter­zeich­net. Zudem im Bild der 2. Vor­sit­zen­de der WBV Kro­nach-Rothen­kir­chen e.V. Chri­sti­an Bar­nickel (1.) und der Bereichs­lei­ter For­sten am AELF Coburg-Kulm­bach Jens Haer­tel (r.). Foto: Dr. San­dra-Maria Hipler.

Aus die­sem Grund passt die Baye­ri­sche Lan­des­an­stalt für Wald und Forst­wirt­schaft (LWF) die bereits vor 30–40 Jah­ren erho­be­nen forst­li­chen Stand­orts­da­ten an die sich ändern­den Kli­ma­ver­hält­nis­se an. Im klei­nen und mitt­le­ren Pri­vat­wald setzt die Wei­ter­ent­wick­lung der Stand­ort­da­ten die Ein­wil­li­gung und Mit­wir­kung der Wald­be­sit­zer­ver­ei­ni­gun­gen (WBV) und Forst­be­triebs­ge­mein­schaf­ten (FBG) vor­aus. Im Rah­men der Jah­res­haupt­ver­samm­lung der WBV Kro­nach-Rothen­kir­chen wur­de nun die förm­li­che Ver­ein­ba­rung zur Zusam­men­ar­beit im Sat­zungs­ge­biet der WBV unterzeichnet.

Wis­sen um den Stand­ort ist ent­schei­dend für die Baumauswahl

Land­rat Klaus Löff­ler beton­te die Bedeu­tung der engen Zusam­men­ar­beit aller beruf­li­chen und ehren­amt­li­chen Akteu­re, um den dring­li­chen Wald­um­bau im Land­kreis Kro­nach wei­ter erfolg­reich umzu­set­zen. Hier­zu sind mög­lichst genaue Kennt­nis­se nicht nur der heu­ti­gen, son­dern auch der künf­ti­gen Boden- und Kli­ma­be­din­gun­gen ent­schei­dend. „Ein im letz­ten Jahr­tau­send noch gut was­ser­ver­sorg­ter Wald­stand­ort ist bereits heu­te oft deut­lich trockener.

Auf­grund der galop­pie­ren­den Kli­ma­er­wär­mung wer­den sich vie­le Wald­stand­or­te in den kom­men­den Jahr­zehn­ten noch wei­ter stark ver­än­dern“, so Dr. Peter Pröbst­le, Prä­si­dent der LWF. „Und für den Auf­bau kli­ma­fit­ter Wäl­der müs­sen wir wis­sen, ob auf unse­ren Wald­stand­or­ten auch in eini­gen Jahr­zehn­ten noch Misch­wäl­der mit Fich­ten- und Tan­nen­an­tei­len gedei­hen kön­nen, oder ob wir bereits heu­te auf Buche, Eiche oder sogar auf ganz neue Baum­ar­ten set­zen müssen“.

„Die Kennt­nis der loka­len Boden­ver­hält­nis­se und des heu­ti­gen und künf­ti­gen Kli­mas ist für die Baum­ar­ten­wahl von aus­schlag­ge­ben­der Bedeu­tung. Die Stand­ort­kar­ten und Kli­ma­pro­jek­tio­nen lie­fern uns hier­zu wert­vol­le Infor­ma­tio­nen,“ ergänz­te LWF-Abtei­lungs­lei­ter für Boden und Kli­ma, Dr. Klaas Wellhausen.

Bay­ern ist ein­zi­ges Bun­des­land mit flä­chen­decken­der Standortskartierung

Im Rah­men der forst­li­chen Stand­ort­kar­tie­rung wur­de in Bay­ern mit finan­zi­el­ler Unter­stüt­zung des Frei­staats ab den 1980er Jah­ren die Eig­nung der Wald­stand­or­te für die ver­schie­de­nen Baum­ar­ten unter­sucht. Mit Spa­ten, Ham­mer und Bohr­stock waren unzäh­li­ge Stand­ort­kar­tie­rer über meh­re­re Jahr­zehn­te in den baye­ri­schen Wäl­dern unter­wegs. Dabei bestimm­ten sie neben der Boden­art auch den Stein- und Humus­an­teil und lei­te­ten dar­aus die Nähr­stoff­aus­stat­tung und Was­ser­spei­cher­fä­hig­keit des Wald­bo­dens ab.

„Das war sei­ner­zeit ein unver­gleich­li­cher Kraft­akt. Nicht von unge­fähr ist Bay­ern das ein­zi­ge Bun­des­land, in dem eine sol­che flä­chen­decken­de Stand­orts­kar­tie­rung vor­liegt. Doch ein solch gewal­ti­ger Daten­schatz kann nur Wir­kung ent­fal­ten, wenn er auch den heu­ti­gen und künf­ti­gen Anfor­de­run­gen ent­spricht und auch in der Pra­xis ange­wen­det wird,“ so Pro­jekt­ko­or­di­na­to­rin Dr. San­dra-Maria Hip­ler (LWF).

Digi­ta­li­sie­rung und Aktualisierung

Genau dies wol­len die Pro­jekt­be­tei­lig­ten gemein­sam errei­chen. Mit der Wei­ter­ent­wick­lung der klas­si­schen Stand­orts­kar­tie­rung über­nimmt Bay­ern nun ein wei­te­res Mal eine Vor­rei­ter­rol­le. Hier­bei wer­den in dem Groß­pro­jekt die alten Stand­orts­kar­ten und Gut­ach­ten von der Baye­ri­schen Lan­des­an­stalt für Wald und Forst­wirt­schaft digi­ta­li­siert und mit aktu­el­len Boden- und Kli­ma­da­ten ergänzt, um sowohl die heu­ti­gen Stand­ort­be­din­gun­gen im Jahr 2024 als auch die künf­tig zu erwar­ten­den Stand­ort­be­din­gun­gen abbil­den zu kön­nen. Die­ses Vor­ha­ben fin­det in Koope­ra­ti­on mit dem Ver­ein für forst­li­che Stand­orts­er­kun­dung e. V. (VfS) und den Wald­be­sit­zer­ver­ei­ni­gun­gen und Forst­be­triebs­ge­mein­schaf­ten statt und wird antei­lig von der Fach­agen­tur Nach­wach­sen­de Roh­stof­fe (FNR) und dem Baye­ri­schen Staats­mi­ni­ste­ri­um für Ernäh­rung, Land­wirt­schaft, For­sten und Tou­ris­mus finanziert.

WBV-Vor­sit­zen­der Mar­kus Wich zeig­te sich erfreut über die Koope­ra­ti­on. Damit sei ein wei­te­rer hilf­rei­cher Schritt für die Wie­der­be­wal­dung der immensen Schad­flä­chen und den Umbau der hei­mi­schen Wäl­der gelungen.

Auf der Jah­res­haupt­ver­samm­lung prä­sen­tier­te des Wei­te­ren der ehe­ma­li­ge Prä­si­dent der LWF, Olaf Schmidt, das Buch „Fran­ken­wald – Vom Wald­ge­biet des Jah­res zum Kli­ma­wald“. Den aktu­el­len Zustand und wei­te­re Hand­lungs­op­tio­nen für die kli­ma­sta­bi­le Wie­der­be­wal­dung des Fran­ken­walds beleuch­te­te Jens Haer­tel, Bereichs­lei­ter For­sten am Amt für Ernäh­rung, Land­wirt­schaft und For­sten (AELF) Coburg-Kulmbach.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert