Früh­lings­kon­zert der FGV-Musik­schu­le Speichersdorf

Frühligskonzert &-händig. Foto: Wolfgang Hübner
Frühligskonzert &-händig. Foto: Wolfgang Hübner

Das sechs­hän­di­ge Stück „Bole­ro bril­lant“ von Edouard A. Thuil­lier war nur eines von vie­len Solo‑, Ensem­ble- und Orche­ster­wer­ken, die am letz­ten Wochen­en­de beim Früh­lings­kon­zert der FGV-Musik­schu­le das Publi­kum begeisterten.

Hat­ten schon die Spei­chers­dor­fer Musi­kan­ten mit dem König unter dem Mär­schen „Mars de Medi­ci“ von Johann Wichers für einen ful­mi­nan­ten und beschwing­ten Auf­takt gesorgt, so gab es mit Vic­to­ria Krä­mer, Rebec­ca Fürst und Lucia Stel­zer am Flü­gel eine künst­le­ri­sche Pre­miè­re. Denn die aus der Kari­bik stam­men­de, gefühls­be­ton­te latein­ame­ri­ka­ni­sche Bole­ro-Musik ist geprägt von durch­ge­hen­den schar­fen afro­ame­ri­ka­ni­schen Voo­doo-Rhyth­men, die vom Spie­ler der unte­ren Okta­ven füh­rend gespielt wer­den. Die Melo­die­füh­rung zeich­ne sich gera­de im Bole­ro aus durch vie­le Punk­tie­run­gen und auch vie­le Trio­len so Stel­zer. Beim sechs­hän­di­gen Spiel sei zudem die Haupt­pro­ble­ma­tik, dass sich das Instru­men­ta­li­sten-Trio nicht gegen­sei­tig durch das stän­di­ge Inein­an­der­grei­fen der Hän­de dann gegen­sei­tig blockiert. Wie das Trio ein­drucks­voll unter Beweis stell­te, mei­ster­te es genau die­ses per­fek­te Zusam­men­spiel mit beson­de­rer Bra­vour. „Je mehr Musi­ker betei­ligt sind, umso mehr muss das Zäh­len und die Rhyth­mik passen.

Musik sei des­halb mehr als nur die klang­li­che Wie­der­ga­be von Noten, so der Lei­ter der Musik­schu­le Heinz Schmidt in sei­ner Mode­ra­ti­on. Das durf­ten dann auch knapp vier Stun­den lang ein­mal mehr über 200 Zuhö­rer in der Fest­hal­le erle­ben. Über 70 Akteue­re sorg­ten mit einem Blu­men­strauß bun­ter Melo­dien für einen Hör­ge­nuss der beson­de­ren Art. Der Dank galt dabei beson­ders den Leh­rern Vio­la Fabret­ti, Hart­mut Gebel­ein, Ana­sta­sia Leh­ner, Vla­da Leh­ner, Nor­bert Lodes, Lucia Stel­zer und Paul Wei­lert für ihr Enga­ge­ment und die Vor­be­rei­tung des her­aus­ra­gen­den Kon­zert­pro­gramms. Dazu gehör­te als wei­te­rer Höhe­punkt des Abends der Auf­tritt von Max Schmeiß­ner, der mit sei­nem Down-Syn­drom bei Musik­päd­ago­gin Lucia Stel­zer Veeh-Har­fe lernt. Er hat­te „Mei­ne Oma fährt im Hüh­ner­stall Motor­rad“ und „Pip­pi Lang­strumpf“ mit­ge­bracht. Bevor er in die Sai­ten griff san­gen sei­ne bei­den Schwe­stern Ida und Jule und sei­ne bei­den Freun­din­nen Lot­ta Veigl und Ame­lie Veigl bei­de Lie­der im Quar­tett. Wie Lucia Stel­zer ihren Zuhö­re­rin­nen erläu­ter­te, bie­te das Sai­ten­in­stru­ment Kin­dern, die von der Fin­ger­fer­tig­keit nicht die Mög­lich­keit haben, ein ande­res Instru­ment zu ler­nen, Musik zu spie­len. Die Veeh-Har­fe sei hier­für opti­mal, da man die­se nur mit den Zei­ge­fin­gern bei­der Hän­de spie­len müs­se. Zudem müs­se man auch nicht Noten lesen kön­nen. Son­dern der Weg wer­de in Form von schwar­zen Punk­ten gekenn­zeich­net, die man hin­ter die Tasten kle­be. Dann müss­ten die Kin­der die­sen Weg prak­tisch nur mit den Fin­gern ablau­fen. „Kin­der und Erwach­se­ne mit klei­nen und grö­ße­ren Defi­zi­ten haben so die Mög­lich­keit, ein Instru­ment zu ler­nen“, erläu­ter­te Stel­zer mit einem dicken „Dan­ke schön“ an Max Schmeiß­ner. Das Publi­kum quit­tier­te sei­ne bei­den Dar­bie­tun­gen mit don­nern­dem Applaus.

Auch sonst erfüll­ten Früh­lings­klän­ge die Fest­hal­le, als talen­tier­te Schü­ler und Spei­chers­dor­fer Musi­kan­ten bei Musik, Tanz und Gesang das Publi­kum auf eine Rei­se durch ver­schie­de­ne Gen­res und Stil­rich­tun­gen mit­nah­men, von klas­si­schen Stücken bis hin zu zeit­ge­nös­si­schen Inter­pre­ta­tio­nen. So beim mit­rei­ßen­den Napo­li­ta­ni­schen Tanz, inter­pre­tiert vom Ballettensemble.

Beson­ders beein­druckend war der Solo­ge­sang von Mar­cel Ecken­ber­ger, Ema­nu­el Leh­ner, Maxim Krie­ger und Dami­an Schmid, beglei­tet von einem ein­fühl­sa­men Bal­lett, wäh­rend sie das Stück „Mär­chen schreibt die Zeit“ präsentierten.

Ein wei­te­rer Höhe­punkt des Abends war die Dar­bie­tung von „Hal­le­lu­ja“ von L. Cohen, bei der Lui­sa Gusen­ko und Ema­nu­el Leh­ner mit ihren kraft­vol­len Stim­men das Publi­kum ver­zau­ber­ten, unter­stützt von einem ein­drucks­vol­len Chor und den Ensem­bles Gei­gen und Flö­ten. Die Viel­falt setz­te sich fort mit dem leb­haf­ten „Dreh dich Tanz­bär“ von Ste­fan Dün­ser, prä­sen­tiert von Kon­stan­tin Eis­mann an der Trom­pe­te, mit Lio­nel Fries´ und Ali­na Brehm´s Spiel auf der Block­flö­te zu „Grün, grün, grün“, gefolgt von Ali­na Brehms zar­ter Inter­pre­ta­ti­on von „Eine klei­ne Gei­ge möch­te ich haben“ auf der Quer­flö­te. Beson­de­re Auf­merk­sam­keit ver­dien­ten auch die Dar­bie­tun­gen der jun­gen Pia­ni­sten Lina Hüb­ner, Mare­sa Kauß­ler, Lot­ta Veigl und Vik­to­ria Krä­mer, die mit ihren ein­fühl­sa­men Kla­vier­stücken das Publi­kum in ihren Bann zogen. Das Kon­zert fand sei­nen krö­nen­den Abschluss mit einem Med­ley von Udo Jür­gens, arran­giert von Kurt Gäb­le, prä­sen­tiert von den Spei­chers­dor­fer Musi­kan­ten. Das Publi­kum belohn­te die Dar­bie­tun­gen mit begei­ster­tem Applaus und Zugaberufen.

„Musik ist in erster Linie gei­sti­ge For­mung und ver­langt Bän­di­gung, Kon­zen­tra­ti­on und eiser­nen Wil­len. Sind die­se Vor­aus­set­zun­gen gege­ben, stellt sich die Freu­de ein, die Wege öff­net, Leben ver­än­dert und Unmög­li­ches mög­lich macht“, sag­te Pöllath in sei­ner Begrü­ßung. Dafür waren an die­sem Abend Nach­wuchs­blä­ser Ama­de­us Hüb­ner und Musik­schul­leh­rer Miros­lav Lis­ka die leben­di­gen Bewei­se. Bei­de wur­den für beson­de­re Lei­stun­gen aus­ge­zeich­net, wofür das Früh­lings­kon­zert den wür­di­gen Rah­men bil­de­te. Der 20-Jäh­ri­ge Trom­pe­ter für die erfolg­rei­che Absol­vie­rung des D‑2-Lei­stungs­ab­zei­chens in Sil­ber des Nord­baye­ri­schen Musik­bun­des. Der 68-jäh­ri­ge Quer­flö­ten­leh­rer für 25-jäh­ri­ge Tätig­keit an der FGV-Musik­schu­le (wir berich­te­ten). Den bei­den war dann auch als orche­stra­le Hom­mage das Med­ley „Hands up“ von den Spei­chers­dor­fer Musi­kan­ten gewidmet.

Tra­di­tio­nell sorg­te das Orche­ster unter Lei­tung von Nor­bert Lodes mit sei­ner volu­mi­gen Polka‑, Marsch- und Schla­ger-Musik für den klang­vol­len Rah­men des 21 Auf­trit­te und sämt­li­che Instru­men­tal­gat­tun­gen umfas­sen­den Pro­gramms. Da war ein­mal der „Graf Zep­pe­lin Marsch” von Carl Tei­ke, dann die „Fin­ken­stei­ner Pol­ka“ von A. Pfluger, der Schla­ger „Hin­term Hori­zont geht´s wei­ter“ von Udo Lin­den­berg, arran­giert von Heinz Brie­gel sowie die „Herb Albert Gol­den Hits“ von Ste­ve McMil­lan. Er hat­te hier bekann­te Songs wie A Taste of Honey, Spa­nish Flea, Tiju­na Taxi und So What´s New verarnbeitet.

Mit Rebek­ka Fürst, Hart­mut Gebel­ein, Georg Gebert, Seba­sti­an Koch, Miros­lav Lis­ka, Nor­bert Lodes, Donald MacK­ay, Ulri­ke Rei­chel-Gre­ber und Luzia Stel­zer ver­fügt die Musik­schu­le über neun staat­lich geprüf­te Musik­päd­ago­gen. 150 Schü­ler unter­rich­ten sie aktu­ell. Über 40 Künst­ler stell­ten an die­sem Abend ihr Kön­nen und ihre musi­ka­li­sche Viel­sei­tig­keit unter Beweis. Am Kla­vier unter­rich­tet ein­mal Hart­mut Gebel­ein Bram Kley­man, der die „SERE­NA­DE“ Frank­reich erklin­gen ließ, zum ande­ren Luzia Stel­zer Samu­el Fries, der die „Pre­lude“ von Fre­de­ric Cho­pin spiel­te. Zu den Fort­ge­schrit­te­nen an der Mut­ter aller Instru­men­te zählt Cari­na Schmidt, wie unschwer bei ihrem „See you again“ von Justin Franks zu hören war. Auf dem Flü­gel lie­ßen dann im Duett Jen­ni­fer Bara­kow und Lehr­mei­ster Hart­mut Gebel­ein beim „Scher­zo“ von Anton Dia­bel­li sowie Hele­ne Bau­er und Leh­re­rin Lucia Stel­zer „Aus der Sona­te D‑Dur, 2. & 3. Satz“ von Wolf­gang Ama­de­us Mozart ihre vier Hän­de über dem Manu­al flie­gen. Auf dem Key­board hat­te mit Hart­mut Gebel­ein schließ­lich Corin­na Sche­rer „Coun­try Roads“ von J. Den­ver einstudiert.

Auf der Block­flö­te stimm­te Jahn Miley (7), beglei­tet von Rebec­ca Fürst, das „Tänz­chen“ von G. Engel an, auf der Quer­flö­te Vik­to­ria Krä­mer „Aus der Pop Suite 1. Latin“ von D. Hell­mann. Das Prä­di­kat „spit­zen­mä­ßig“ ern­te­ten die Geschwi­ster Con­stan­tin und Julia (7) Heimann aus Sey­bo­then­reuth. Nach einem Jahr spiel­ten die Schü­ler von Nor­bert Lodes als Soli­sten auf der Trom­pe­te die Tra­di­tio­na­le „Der Leder­ho­sen­länd­ler” und „Nil Holgerson”sowie „Sier­ra Mad­re“ und „Probier´s mal mit Gemütlichkeit“.

Sophia Bau­er Kimi Böh­mer, Nico Höl­lerl und Jan­nis Klu­sacek bil­de­ten ein Schlag­zeug-Quar­tett. Die Schü­ler von Donald MacK­ay brach­ten mit „Casa“, arran­giert von Donald Mack­ay, so rich­tig Rhyth­mus in die Festhalle.

Zu den schwie­rig­sten Blas­in­stru­men­ten zählt das Tenor­horn Eupho­ni­um. Ent­spre­chend gering ist einer­seits die Nach­fra­ge. Umso grö­ßer der Respekt vor dem Schü­ler, der sich dar­an wagt. So vor Jah­ren das heu­ti­ge Orche­ster­mit­glied Domi­nik Busch, und heu­te Seba­sti­an Kopp, der seit drei­ein­halb Jah­ren bei Nor­bert Lodes in die Schu­le geht und für den Abend das „Menu­ett“ von Johann Seba­sti­an Bach zur Auf­füh­rung brachte.

Ein unge­ahn­ten Auf­schwung erlebt aktu­ell die Vio­li­nen­ab­tei­lung. Mit neun Schü­ler zog ein Ensem­ble auf, das Stau­nen weck­te. Unter Lei­tung von Ulri­ke Rei­chel-Gre­ber spiel­ten Lau­ra Her­tel, Jes­si­ca Sie­ber, Adam Mühl­hö­fer, Dani­el Fries, Ame­lie Schmidt, Dag­mar Sie­ber, Bea­te und Salo­me Went sowie Julia Ebel das „Menu­ett“ von Johann Seba­sti­an Bach, beglei­tet am Kla­vier von Vik­tor Fries. Als Quin­tett stimm­ten Bea­te und Salo­me Went, Julia Ebel, Dag­mar Sie­ber und Nico Schu­bert „Makin´Whopee“ von W. Donald­son an.

Ein Akkor­deon­en­sem­ble bil­de­ten Flo­ri­an Dötsch, Jens Küff­ner und Georg Gebert, beglei­tet am Schlag­zeug von Sven Küff­ner bei der „Feschen Mhi­ka“, arran­giert von T. Schlunk, und einem Med­ley „À la James Last“, arran­giert von Rena­to Bui. Als Akkor­de­on­so­list hat­ten sie das „Steie­ri­sche Trach­ten­fest“ von S. Koká­ly und den Spa­ni­schen Marsch von Otto Eckel­mann mitg­ber­acht. E‑Gitarre, Baß-Gitar­re und Gitar­re hat­ten Chri­sti­an Kol­beck und Patrick Reiß mit ihrem Leh­rer Seba­sti­an Koch zu einem Gitar­ren-Trio zusam­men­ge­fügt und ent­spre­chend rockig „Red River Rock“ ausgewählt.

Ein Her­zens­an­lie­gen des Diri­gen­ten Nor­bert Lodes ist das Nach­wuchs­or­che­ster. In einem neu­en Pro­jekt hat er seit Okto­ber 2015 ein Vor­or­che­ster mit Nach­wuchs­spie­lern aller Instru­men­ten­gat­tun­gen zusam­men­ge­stellt. Beim Früh­lings­kon­zert gaben Timo Busch, Vere­na Horn, Julia Heimann, Tobi­as Lodes, Seba­sti­an Kopp, Sven und Jens Küff­ner ihr Debüt. TEQUIL­LA “ von Chuk Rio.

Ein dickes Lob für das Herz­blut und das hohe Niveau zoll­te der Musik­schu­le Bür­ger­mei­ster Man­fred Porsch. Men­schen erfah­ren in der Musik Selbst­ver­wirk­li­chung, sag­te er. Wer musi­ziert sei nicht allein. Musik ver­mitt­le mensch­li­che Zuwen­dung und sei Welt­spra­che, die kei­ne Gren­zen ken­ne. Musik sei höhe­re Offen­ba­rung als Weis­heit und Phi­lo­so­phie. „Ohne Musik wäre das Leben ein Irr­tum“, zitier­te er Fried­rich Nietzsche.

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