Stu­die der Uni Bay­reuth sieht schlecht Aus­sich­ten für Skigebiete

Logo der Universität Bayreuth

13 Pro­zent weni­ger Ski­pi­sten bis zum Ende des Jahrhunderts

029 Schnee Porträt_Veronika_Mitterwallner_low

Veronika_​Mitterwallner – Foto: privat

In einem von acht Ski­ge­bie­ten könn­te die natür­li­che Schnee­decke noch in die­sem Jahr­hun­dert kom­plett ver­schwin­den. Zu die­sem Ergeb­nis kommt Dr. Vero­ni­ka Mit­ter­wall­ner von der Uni­ver­si­tät Bay­reuth in einer Unter­su­chung der welt­weit sie­ben größ­ten Gebirgs­re­gio­nen, die jetzt in der Fach­zeit­schrift PLOS ONE ver­öf­fent­licht wur­de. „Der Kli­ma­wan­del ver­än­dert die Muster natür­li­chen Schnee­falls erheb­lich, das hat star­ke, aber unter­schied­li­che Fol­gen für Ski­ge­bie­te welt­weit“, sagt Dr. Vero­ni­ka Mit­ter­wall­ner, Mit­ar­bei­te­rin an der Pro­fes­sur für Sport­öko­lo­gie der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. „In allen gro­ßen Ski­re­gio­nen wird unter jedem bewer­te­ten Emis­si­ons­sze­na­rio mit einer sub­stan­ti­el­len Abnah­me der Tage mit natür­li­cher Schnee­decke gerech­net“, sagt Mit­ter­wall­ner. 13 % der Ski­ge­bie­te wer­den ihre natür­li­che Schnee­decke bis zum Ende des Jahr­hun­derts voll­stän­dig ver­lo­ren haben, wenn von einem hohen Emis­si­ons­sze­na­rio aus­ge­gan­gen wird. Zwan­zig Pro­zent wer­den bis Ende des Jahr­hun­derts nicht ein­mal halb so vie­le Tage mit geschlos­se­ner Schnee­decke haben. Bis 2071–2100 wer­den die durch­schnitt­li­chen jähr­li­chen Schnee­decken­ta­ge in den austra­li­schen Alpen (78 %) und den Neu­see­län­di­schen Alpen (51 %) am stärk­sten zurück­ge­hen, gefolgt von den japa­ni­schen Alpen (50 %), den Anden (43 %), den euro­päi­schen Alpen (42 %) und den Appa­la­chen (37 %), wobei der Rück­gang in den Rocky Moun­ta­ins mit 23 % im Ver­gleich zu den histo­ri­schen Aus­gangs­wer­ten am gering­sten sein wird.

Die Fol­gen sind abzu­se­hen: Die For­schen­den gehen davon aus, dass die abneh­men­de Schnee­decke den Ski­tou­ris­mus in die Expan­si­on vor allem in höhe­re Lagen und damit in weni­ger besie­del­te Gebie­te trei­ben wird. Das wür­de aber eine Bedro­hung für alpi­ne Pflan­zen und Tie­re dar­stel­len, die bereits unter kli­ma­be­ding­tem Stress ste­hen. Ski­lift­be­trei­ber könn­ten auf künst­li­che Beschnei­ung zurück­grei­fen, aber den­noch – so sagen die Autoren vor­aus – wird die wirt­schaft­li­che Ren­ta­bi­li­tät vie­ler Ski­ge­bie­te welt­weit sin­ken. Zukünf­ti­ge befahr­ba­re Gebie­te wer­den sich in weni­ger dicht besie­del­ten Gebie­ten kon­zen­trie­ren, in Rich­tung kon­ti­nen­ta­ler Regio­nen und inne­rer Gebie­te der Gebirgs­ket­ten. Da die befahr­ba­ren Gebie­te in Zukunft wei­ter von stark besie­del­ten Gebie­ten ent­fernt lie­gen wer­den, sind eine Aus­wei­tung der Infra­struk­tur und zuneh­men­de Ein­grif­fe (z. B. künst­li­che Schnee­pro­duk­ti­on, Pisten­prä­pa­rie­rung), um die Schnee­lauf­zeit zu ver­län­gern, wahr­schein­lich. „Unse­re Ergeb­nis­se wei­sen auf poten­ti­ell nega­ti­ve Ent­wick­lun­gen sowohl für den Frei­zeit- und Wirt­schafts­wert des Ski­fah­rens als auch für die Berg­bio­di­ver­si­tät hin, da gefähr­de­te Hoch­ge­birgs­ar­ten durch den Raum­ver­lust bei der Aus­deh­nung von Ski­ge­bie­ten bedroht sein könn­ten“, erklärt Mitterwallner.

Die Metho­de

Die Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels auf Ski­ge­bie­te sind längst nicht mehr zu über­se­hen. Und obwohl in die­sen Regio­nen oft Ski­sport und der damit ver­bun­de­ne Tou­ris­mus die ein­zi­ge Ein­nah­me­quel­le der Bewoh­ner sind, gibt es kaum groß­räu­mi­ge Stu­di­en über gene­rel­le räum­li­che Muster von Ver­än­de­run­gen der Schnee­si­cher­heit. Die vor­han­de­nen Stu­di­en sind klein­räu­mig und kon­zen­trie­ren sich auf Euro­pa, Nord­ame­ri­ka und Austra­li­en. Die­se Stu­die unter­such­te die Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels auf die jähr­li­che natür­li­che Schnee­decke in sie­ben gro­ßen Ski­ge­bie­ten: den euro­päi­schen Alpen, den Anden, den Appa­la­chen, den austra­li­schen Alpen, den japa­ni­schen Alpen, den Neu­see­län­di­schen Alpen und den Rocky Moun­ta­ins. Die For­schen­den iden­ti­fi­zier­ten mit­hil­fe von Open­Street­Map bestimm­te Ski­ge­bie­te inner­halb die­ser sie­ben Regio­nen. Als größ­ter glo­ba­ler Ski­markt ent­fie­len 69 % die­ser Gebie­te auf die euro­päi­schen Alpen. Die For­schen­den nutz­ten auch die öffent­li­che Kli­ma­da­ten­bank CHEL­SA, die es ihnen ermög­lich­te, die jähr­li­chen Schnee­decken­ta­ge für jedes Ski­ge­biet für die Jah­re 2011–2040, 2041–2070 und 2071–2100 unter nied­ri­gen, hohen und sehr hohen Koh­len­stoff­emis­sio­nen vorherzusagen.

Ori­gi­nal­pu­bli­ka­ti­on: Mit­ter­wall­ner V, Stein­bau­er M, Mathes G, Walen­to­witz A (2024) Glo­bal reduc­tion of snow cover in ski are­as under cli­ma­te chan­ge. PLoS ONE 19(3): e0299735. https://​jour​nals​.plos​.org/​p​l​o​s​o​n​e​/​a​r​t​i​c​l​e​?​i​d​=​1​0​.​1​3​7​1​/​j​o​u​r​n​a​l​.​p​o​n​e​.​0​2​9​9​735

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert