Erlan­ger Stadt­rat Johan­nes Pöhl­mann zum The­ma „Rats­be­geh­ren zur Stadt-Umland-Bahn“

Rede von Johan­nes Pöhl­mann, Stadt­rat der „Erlan­ger Lin­ke“ in Erlan­gen am 29. Febru­ar 2024

Wir haben die StUB immer befür­wor­tet, kön­nen aber wie wei­te Tei­le der Bevöl­ke­rung eine wei­te­re Durch­schnei­dung des Wie­sen­grun­des nicht mit­tra­gen. Wir befürch­ten des­halb, dass die StUB im abschlie­ßen­den Rats­be­geh­ren an der Tras­sen­fra­ge schei­tern wird.

Der Ober­bür­ger­mei­ster hat gesagt: „Alles ist geprüft, Alles liegt auf dem Tisch“. Eigent­lich gilt aber: „Alles lag auf dem Tisch“, den Joa­chim Herr­mann hat die Fra­ge, ob die Bahn durch den Wald oder über die Stra­ße geführt wird, wie­der auf­ge­macht. Das passt zur Stra­te­gie und zum Ziel der CSU, die STUB zu verhindern.
Herr Lehr­mann von der CSU­hat gesagt: „Uni und Sie­mens pro­fi­tie­ren, aber sie zah­len nicht“. Bei Sie­mens hät­te ich eine Lösung für ihr Pro­blem: Erhö­hen sie ein­fach die Gewer­be­steu­er, davon zahlt Sie­mens einen gro­ßen Teil.

Sie – also SPD, Grü­ne und die Alli­anz pro STUB – wol­len heu­te ein Rats­be­geh­ren beschlie­ßen, wo die Bür­ge­rIn­nen nur „JA“ oder „Nein“ sagen kön­nen. Zur STUB UND zu der von Ihnen gewoll­ten Tras­se mit einer wei­te­ren Durch­schnei­dung des Regnitzgrundes.
Metho­de „Friss oder stirb“: Akzep­tie­re die Tal­que­rung, oder du bekommst kei­ne STUB“. Wir haben dazu zwei Anträ­ge und eine Anfra­ge gestellt.

1. Schon vor meh­ren Wochen haben wir bean­tragt, die „Bür­ger über die Tras­se abstim­men zu lassen“.
Für ech­te Bür­ger­be­tei­li­gung reicht es nicht aus, die Erlan­ge­rin­nen und Erlan­ger nur dar­über abstim­men zu las­sen, ob die StUB letzt­end­lich gebaut wird. Viel­mehr müs­sen sie auch dar­über ent­schei­den kön­nen, wie die StUB gebaut wer­den soll.

Das lehnt die Ver­wal­tung schroff ab. Sie sag­te vor einem Monat sinn­ge­mäß: „Die Alter­na­tiv­tra­sse Büchen­ba­cher Damm geht nicht, denn die STUB auf der Kreu­zung-Paul-Gos­sen Stra­ße führt zu Staus“.

Die Ver­wal­tung sagt damit ganz offen: Die STUB darf den Auto­ver­kehr nicht behindern.

Wie unzu­rei­chend ist das ange­sichts der begin­nen­den Kli­ma­ka­ta­stro­phe – wie wenig „Kli­ma­auf­bruch“ ist da zu sehen !
Und wie mut­los ist das ! Zürichs hat in 15 Jah­ren kon­se­quent autof­eind­li­cher Poli­tik den Auto­an­teil von 40% auf 25% fast hal­biert ! Aber ok, das geht nicht mit der CSU.

Dazu passt ein Satz, den der Ober­bür­ger­mei­ster vor kur­zem in die­sem Raum gesagt hat: „Es gibt kei­nen Beschluss, den Auto­ver­kehr in 7 Jah­ren zu hal­bie­ren, das stand nur in der wis­sen­schaft­li­chen Begleit­stu­die“. Ach so. Es ist NUR Wis­sen­schaft. Also unwich­ti­ges Bei­werk. Da sagen wir dage­gen mit der Kli­ma­be­we­gung: Fol­low the Science!

Heu­te wird die Ableh­nung begrün­det mit „Abstim­mungs­auf­wand“, „Risi­ko“, „pla­ne­risch unlös­ba­re Pro­ble­me“. Das ist aber nur eine ande­re Umschrei­bung, dafür, dass der Auto­ver­kehr nicht behin­dert wer­den darf. Ja, wir geben zu- DAS ist ver­mut­lich pla­ne­risch unlösbar.

Über den demo­kra­ti­schen Kern unse­res Antrags spricht die Ver­wal­tung nicht: Dass näm­lich nicht Exper­ten, nicht Tech­no­kra­ten über die Tras­se der Bahn ent­schei­den sol­len, son­dern die Bür­ge­rIn­nen und Bür­ger. Dür­fen wir hier auf die Stim­men der CSU hof­fen, die das Rats­be­geh­ren ja gefor­dert hat – oder ist das dann wie­der zuviel Demokratie ?

2. Gemein­sam mit der ÖDP haben wir bean­tragt, die Abstim­mung in 2 Fra­gen zu teilen:
Das ist natür­lich recht­lich zuläs­sig (Rechts­re­fe­rent Ter­nes bestä­tigt das spä­ter) 1.Sind Sie dafür, dass ein erster Strecken­ab­schnitt der Stadt-Umland-Bahn (StUB) von Nürn­berg nach Erlan­gen Zen­trum rea­li­siert wird?

2.Sind Sie – für den Fall, dass die StUB von Nürn­berg nach Erlan­gen Zen­trum rea­li­siert wird – dafür, dass ein zwei­ter Strecken­ab­schnitt der StUB von Erlan­gen Zen­trum nach Her­zo­gen­au­rach mit einer neu­en Tal­que­rung für StUB und Bus­se über den Erlan­ger Wie­sen­grund (Wöhr­mühl­brücke) rea­li­siert wird?

Die Ver­wal­tung lehnt auch das ab, weil das ja die Mög­lich­keit beinhal­te, den 2. Teil der Strecke nicht (jetzt) zu bau­en und das gehe ja gar nicht. Aber trotz­dem hat der Zweck­ver­band extra geprüft, ob die Teil­strecke Nürn­berg-Erlan­gen för­der­fä­hig ist. Das prüft man doch nur, wenn man es für denk­bar hält !

Die Begrün­dung zeigt übri­gens, dass es durch­aus Beden­ken gibt, bei einer Zwei­tei­lung kön­ne der „West­ast“ mit der Wöhr­mühl­brücke durch­fal­len. Sonst könn­ten Sie die Zwei­tei­lung ein­fach ganz ent­spannt machen und dann sagen: Seht her- die Zwei­tei­lung hat gar nichts geändert.

SPD, Grü­ne und ihre Unter­stüt­zer in der Alli­anz pro STUB leh­nen die Zwei­tei­lung eben­falls ab.

Ich muss Ihnen sagen: Sie pokern ganz schön hoch.

Sie las­sen es nach dem Mot­to „Friß oder stirb“ dar­auf ankom­men, ob sich genug Geg­ne­rin­nen der Wöhr­mühl­brücke erpres­sen lassen.
Erpres­sen las­sen zu einem „JA“, weil sie die STUB nicht ster­ben las­sen wollen.

Unser Vor­schlag dage­gen ver­rin­gert das Risi­ko des Schei­tern des gesam­ten STUB-Pro­jek­tes, denn es erlaubt, den Geg­ne­rIn­nen der geplan­ten zusätz­li­chen Reg­nitz­que­rung ein „JA“ für den deut­lich weni­ger umstrit­te­nen Abschnitt von Nürn­berg bis Erlan­gen-Zen­trum. Und wenn Sie erst mal „nur“ den ersten Abschnitt bekom­men: Dann kön­nen Sie den Ost­ast Rich­tung Neun­kir­chen wei­ter pla­nen, und sie müs­sen halt den zwei­ten Abschnitt umpla­nen. Und wie schon erwähnt wur­de, ist für die Uni­ver­si­tät vor allem die Ver­bin­dung Rich­tung Nürn­berg unverzichtbar.

Auch die nicht ein­fluss­lo­se Bür­ger­initia­ti­ve Reg­nitz­grund­freun­de hat ange­kün­digt, bei getrenn­ter Abstim­mung nicht für ein gene­rel­les „NEIN“ zu wer­ben. Das sind Stim­men für den ersten Teil der Strecke, die einen Unter­schied machen können.

Wer dage­gen unse­ren Antrag ablehnt, erhöht dage­gen das Risi­ko des Schei­terns, und wird dies zu erklä­ren haben, soll­te die gesam­te STUB-Strecke im Bür­ger­ent­scheid kei­ne Mehr­heit finden.

Der Beschluss wur­de nicht im Fach­aus­schuss und Bei­rat behan­delt. Statt­des­sen gab es infor­mel­le nicht­öf­fent­li­che Run­den – dar­an haben wir uns nicht betei­ligt und gefor­dert, im Fach­aus­schuss zu diskutieren.

Sie pokern hoch, und die STUB könn­te die­ser Tak­tik zum Opfer fal­len: Es haben sich schon wel­che zu Tode taktiert.

2 Antworten

  1. Triantafyllidis sagt:

    Grüß Gott. War­um wird eigent­lich nicht für die Linie von Erlan­gen nach Her­zo­gen­au­rach die schon vor­han­de­ne Schie­nen­strecke über den Wie­sen­grund und über Frau­en­au­rach verwendet?

  2. Andreas Richter sagt:

    Lie­be Frau Triantafyllidis,

    es gab aus­gie­bi­ge Unter­su­chun­gen zur Aurach­tal­bahn. Lei­der wäre die Anbin­dung an den Erlan­ger Bahn­hof nur mit einem fünf­ten Gleis mög­lich, für das wie­der­um kein Platz ist. Zudem wür­de die­se Strecke Büchen­bach mit sei­ner recht gro­ßen Bevöl­ke­rungs­zahl nicht anbin­den. Daher wäre die­se Tras­sen­va­ri­an­te deut­lich schlechter.

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