Bam­berg: Städ­ti­sche Forst­ver­wal­tung treibt Wie­der­vern­äs­sung des Stadt­walds voran

Der Kühtränkweiher im Stadtwald gilt als Blaupause für das Teilprojekt „Wasser und Wald“. (Foto: Städtische Forstverwaltung, Johannes Hölzel)
Der Kühtränkweiher im Stadtwald gilt als Blaupause für das Teilprojekt „Wasser und Wald“. (Foto: Städtische Forstverwaltung, Johannes Hölzel)

Die Her­stel­lung von Feucht­bio­to­pen soll künf­tig für mehr Bio­di­ver­si­tät und einen höhe­ren Amphi­bi­en­reich­tum im Haupts­moor­wald sorgen.

Dank groß­zü­gi­ger För­der­gel­der des Bun­des kann die städ­ti­sche Forst­ver­wal­tung im Bio­di­ver­si­täts-Pro­jekt „Städ­ti­sche Wäl­der und Parks in Bam­berg – Bio­di­ver­si­tät und Kli­ma­an­pas­sung im urba­nen Raum“ wich­ti­ge Natur­schutz­maß­nah­men im Stadt­wald süd­lich von Bam­berg ergrei­fen. „Wir wol­len bestehen­de Gelän­de­struk­tu­ren nut­zen, um den Lebens­raum für Amphi­bi­en im Stadt­wald zu erwei­tern“, erklärt Pro­jekt­lei­ter und Lei­ter der städ­ti­schen Fort­sver­wal­tung, Johan­nes Höl­zel, das Ziel. Der­zeit plant Höl­zel gemein­sam mit Stadt­wald-För­ster Die­ter Bier­lein das Teil­pro­jekt „Was­ser und Wald“. Es sieht unter ande­rem die Umwand­lung und Vern­äs­sung von still­ge­leg­ten Ver­sicke­rungs­an­la­gen vor. Eine vor­han­de­ne Gelän­de­struk­tur soll außer­dem mit dem Sen­del­bach ver­knüpft werden.

Im Haupts­moor­wald süd­lich von Bam­berg, zwi­schen der B 22 und den Bahn­glei­sen, ist zwi­schen den Bäu­men ein klei­nes Täl­chen im Gelän­de zu erken­nen. Der­zeit liegt es trocken, doch bald wird sich dies ändern. Die städ­ti­sche Forst­ver­wal­tung plant, Nie­der­schlags­was­ser künf­tig bes­ser zu ver­tei­len, damit feuch­tig­keits­lie­ben­de Amphi­bi­en­ar­ten sich wie­der ver­mehrt ansie­deln kön­nen. „Statt wie bis­her Was­ser nur durch den Wald hin­durch­zu­lei­ten, wol­len wir es künf­tig im Wald zurück­hal­ten und für die Schaf­fung hier bis­her nicht vor­han­de­ner, neu­er Lebens­raum­struk­tu­ren nut­zen“, sagt För­ster Die­ter Bier­lein. Im Früh­jahr fällt beson­ders viel an kost­ba­rem Was­ser an. Nur die­se Spit­zen­was­ser­men­gen aus dem öst­li­chen Haupts­moor­wald will der Forst über den Halb­mei­len­gra­ben und den Sen­del­bach für sein Vor­ha­ben nutz­bar machen. Auch eine rund 650 Meter lan­ge frü­he­re Ver­sicke­rungs­an­la­ge der Stadt­wer­ke im Bereich „Am Tän­nig“ soll dazu so umge­stal­tet wer­den, dass sich das Was­ser hier spä­ter kas­kar­den­ar­tig ver­tei­len kann. So ent­ste­hen unter­schied­li­che Zonen für unter­schied­li­che Amphi­bi­en­ar­ten: „Der Kammmolch braucht Stel­len mit viel Was­ser bis in den Som­mer hin­ein, ande­re Berei­che kön­nen dage­gen auch wie­der trocken fal­len, da die Gelb­bau­chun­ke nicht ganz­jäh­rig Was­ser benö­tigt“, erklärt Forst­amts­lei­ter Johan­nes Höl­zel. Neben der Schaf­fung wert­vol­ler Bio­to­pe zur Ansied­lung von Amphi­bi­en haben die geplan­ten Maß­nah­men den posi­ti­ven Neben­ef­fekt, ande­re Flä­chen bei hohem Was­ser­auf­kom­men zumin­dest in gewis­sem Umfang zu ent­la­sten. „Die Was­ser­spei­cher­fä­hig­keit des Haupts­moor­wal­des und die damit ver­bun­de­nen Effek­te für den vor­beu­gen­den Hoch­was­ser­schutz sind ein Schatz­käst­chen für Bam­berg“, unter­streicht Die­ter Bierlein.

Auf­wän­di­ge Sen­del­bach-Que­rung unter B 22

Die Maß­nah­men erfor­dern inten­si­ve Vor­be­rei­tun­gen, das zeigt sich gera­de am Sen­del­bach: „Der Sen­del­bach ist ein schwie­ri­ges Pro­jekt: Es bedeu­tet viel Auf­wand und viel Geld, da hier auch die Bun­des­stra­ße B 22 gequert wer­den muss“, erklärt Pro­jekt­lei­ter Höl­zel, vie­le Plan­un­ter­la­gen sind dazu nötig. Der Sen­del­bach, der von der öst­lich der B 22 gele­ge­nen Muna Rich­tung Main-Donau-Kanal fließt, erhält eben­so wie der Halb­mei­len­gra­ben eine Aus­lei­tung, die bei viel Was­ser einen Teil davon in die dann umge­stal­te­ten Berei­che lei­tet. Hier­zu muss unter ande­rem eine cir­ca 475 Meter lan­ge Rohr­lei­tung ver­legt wer­den. Allein die Que­rungs­län­ge unter der B 22 hin­durch beträgt rund 55 Meter.

Im mit 90 Pro­zent vom Bund geför­der­ten Bam­ber­ger Bio­di­ver­si­täts-Pro­jekt ist das Teil­pro­jekt „Was­ser und Wald“ das größ­te Teil­pro­jekt. Die geplan­ten Maß­nah­men sind mit allen für die­ses Pro­jekt rele­van­ten Fach­stel­len abge­stimmt. Auch der Natur­schutz­bei­rat der Stadt Bam­berg hat zuge­stimmt. Aktu­ell läuft das not­wen­di­ge was­ser­recht­li­che Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren. Wenn alles nach Plan läuft, wer­den die Bau­ar­bei­ten Ende 2024 begin­nen können.

Pro­jekt­lei­ter Johan­nes Höl­zel rech­net vor­aus­sicht­lich mit einem hal­ben Jahr Bau­zeit. „Wir erwar­ten anschlie­ßend eine suk­zes­si­ve Besied­lung der neu­en Lebens­raum­an­ge­bo­te, die Arten sind ja bereits im Haupts­moor­wald vor­han­den“, so Höl­zel. Der Pro­jekt­zeit­raum läuft bis Ende 2027. Bis dahin wird die Erobe­rung der neu her­ge­stell­ten, tem­po­rär wech­sel­feuch­ten Feucht­bio­to­pe durch Gelb­bau­chun­ke, Kammmolch & Co. auch mit­tels eines Moni­to­ring fach­gut­ach­ter­lich beglei­tet und dokumentiert.

Bio­di­ver­si­täts-Pro­jekt

Im Rah­men des Bio­di­ver­si­täts-Pro­jekts „Städ­ti­sche Wäl­der und Parks in Bam­berg – Bio­di­ver­si­tät und Kli­ma­an­pas­sung im urba­nen Raum“ wer­den bis 2027 fünf Teil­pro­jek­te umge­setzt, zu 90 Pro­zent geför­dert durch das Bun­des­för­der­pro­gramm Bio­lo­gi­sche Viel­falt vom Bun­des­amt für Natur­schutz (BfN).

Ganz kon­kret umfasst das För­der­pro­jekt fünf ver­schie­de­ne Schwer­punk­te: Was­ser, Licht & Wald, xylo­bi­onte Groß­kä­fer, Hain­wei­her, Gebäu­de­brü­ter sowie Natur- und Gar­ten­päd­ago­gik. Bis 2027 wer­den dazu im Stadt­ge­biet und den angren­zen­den Wäl­dern eine Viel­zahl von Maß­nah­men umge­setzt, die Lebens­räu­me ver­bes­sern, Nischen schaf­fen und so dem kli­ma­be­ding­ten Arten­schwund entgegenwirken.

Das Teil­pro­jekt „Was­ser und Wald“ hat das Ziel, bestehen­de Feucht­bio­to­pe auf­zu­wer­ten und das Was­ser­re­ser­voir im Stadt­wald zu reak­ti­vie­ren. In Koope­ra­ti­on mit unter­schied­li­chen Akteu­ren sol­len die Habi­ta­te von Gelb­bau­chun­ke und Kammmolch ver­netzt und ver­bes­sert wer­den. Durch Schaf­fung von Flach­was­ser­be­rei­chen kön­nen auch neue Lebens­räu­me für Arten wie Kreuz­krö­te und Rin­gel­nat­ter entstehen.

Unter Lei­tung von Dr. Jür­gen Ger­des, Bio­lo­ge des Kli­ma- und Umwelt­am­tes, soll im Teil­pro­jekt „xylo­bi­onte Groß­kä­fer“ der Bestand sel­te­ner, tot­holz bewoh­nen­der Käfer­ar­ten wie der Ere­mit, Held­bock oder Hirsch­kä­fer durch Tritt­stein­bio­to­pe im Stadt­ge­biet gesi­chert wer­den. Eben­so sind unter Lei­tung von Dr. Ger­des im Teil­pro­jekt „Gebäu­de­brü­ter“ an zahl­rei­chen Stel­len in der Stadt Nist­hil­fen für Mau­er­seg­ler und ein lang­fri­sti­ges Moni­to­ring geplant.

Bereits umge­setzt ist die Auf­wer­tung des Hain­wei­hers. Im ver­gan­ge­nen Jahr wur­de der Flach­was­ser­teich im Bür­ger­park Hain auf­wän­dig ent­schlammt. Durch die Maß­nah­me wur­den die Grund­la­gen für mehr Bio­di­ver­si­tät deut­lich verbessert.

Päd­ago­gisch beglei­tet wer­den die natur­schutz­fach­li­chen Teil­pro­jek­te durch das Teil­pro­jekt „BiBA – Bio­di­ver­si­tät Bam­berg“. Das Team um Gar­ten­päd­ago­ge René Pae­tow ver­mit­telt das Wis­sen und die Viel­falt in Hain und Wald nicht nur an Schul­klas­sen, son­dern an die gesam­te Bevölkerung.

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