Ver­kehrs­mi­ni­ster Bern­rei­ter: „Bund setzt Schie­nen­aus­bau aufs fal­sche Gleis“

Die Novel­le des Bun­des­schie­nen­we­ge­aus­bau­ge­set­zes bedarf drin­gend einer grund­le­gen­den Über­ar­bei­tung. Des­halb hat Bay­ern im heu­ti­gen Ver­kehrs­aus­schuss des Bun­des­ra­tes für eine Ein­be­ru­fung des Ver­mitt­lungs­aus­schus­ses gestimmt. Das gab Bay­erns Ver­kehrs­mi­ni­ster Chri­sti­an Bern­rei­ter heu­te nach der Sit­zung des Ver­kehrs­aus­schus­ses bekannt: „Der Bund will sich beim Aus­bau und der Sanie­rung von Bahn­strecken künf­tig vor allem auf Hoch­lei­stungs­kor­ri­do­re kon­zen­trie­ren. Dabei besteht die kon­kre­te Gefahr, dass ande­re wich­ti­ge Pro­jek­te wie zum Bei­spiel die Fran­ken-Sach­sen-Magi­stra­le, der Bren­ner-Nord­zu­lauf, die Aus­bau­strecke Mün­chen – Mühl­dorf – Frei­las­sing, die Strecke Ulm – Augs­burg oder die Elek­tri­fi­zie­rung der Strecke Regens­burg – Hof hin­ten run­ter­fal­len“, kri­ti­siert der Mini­ster. So kön­nen wir das im Bun­des­rat nicht mit­tra­gen.“ Bay­ern ist mit die­ser Hal­tung nicht allei­ne, da auch Pro­jek­te in ande­ren Bun­des­län­dern betrof­fen sind.

Kon­zen­tra­ti­on auf Hoch­lei­stungs­kor­ri­do­re bedroht wich­ti­ge Pro­jek­te in Bayern

Das Bun­des­schie­nen­we­ge­aus­bau­ge­setz ist die recht­li­che Grund­la­ge für Inve­sti­tio­nen in das Schie­nen­netz des Bun­des. Eigent­lich soll­ten mit der aktu­el­len Novel­le Hemm­nis­se beim Aus­bau des Schie­nen­net­zes besei­tigt wer­den. Neben kon­kre­ten Neu- und Aus­bau­plä­nen, für die höchst­wahr­schein­lich durch die im Gesetz vor­ge­se­he­ne Prio­ri­sie­rung der Hoch­lei­stungs­kor­ri­do­re nicht mehr genü­gend Mit­tel bereit­ge­stellt wer­den kön­nen, ist eine gene­rel­le Unklar­heit bei der Finan­zie­rung wich­ti­ger Maß­nah­men der kom­men­den Jah­re zu beob­ach­ten. Dies betref­fe unter ande­rem die Umstel­lung auf das euro­päi­sche ein­heit­li­che Zug­si­che­rungs­sy­stem ETCS, kri­ti­siert Bern­rei­ter: „Ab 2028 muss der Frei­staat über 1.000 Nah­ver­kehrs­fahr­zeu­ge ent­spre­chend umrü­sten, bezie­hungs­wei­se Neu­fahr­zeu­ge mit ETCS-bestel­len. Die Gesamt­in­ve­sti­tio­nen allein für den Schie­nen­per­so­nen­nah­ver­kehr belau­fen sich auf rund eine Mil­li­ar­de Euro. Das geht nicht ohne För­de­rung durch den Bund. Bis­lang ist das im Gesetz nicht ent­hal­ten.“ Eben­so fehlt die Grund­la­ge für die Finan­zie­rung von Ersatz- und Umlei­ter­ver­keh­ren, die im Zuge der geplan­ten Gene­ral­sa­nie­rung der Hoch­lei­stungs­kor­ri­do­re anfal­len. Wenn der Bund wich­ti­ge Haupt­strecken über Mona­te sper­ren lässt, dür­fen die Kosten für Schie­nen­er­satz­ver­keh­re und groß­räu­mi­ge Umlei­tun­gen nicht Län­dern und Bahn­un­ter­neh­men auf­ge­bür­det werden.

„Es zeigt sich mal wie­der deut­lich, dass die Ampel-Koali­ti­on viel von Ver­kehrs­wen­de spricht, aber wenig dafür tut“, so Bern­rei­ter. „Wir ste­hen bei Sanie­rung und Aus­bau des Schie­nen­net­zes und Inve­sti­tio­nen in die Zukunfts­fä­hig­keit des Schie­nen­ver­keh­res vor gewal­ti­gen Her­aus­for­de­run­gen. Der Bund darf die Län­der dabei nicht allei­ne lassen.“

Zur Gene­se des Geset­zes: Die Bun­des­re­gie­rung hat­te sich im Juni 2023 mit dem Ent­wurf des Vier­ten Geset­zes zur Ände­rung des Bun­des­schie­nen­we­ge­aus­bau­ge­set­zes befasst und ihn in das par­la­men­ta­ri­sche Gesetz­ge­bungs­ver­fah­ren ein­ge­bracht. Der Bun­des­rat hat im Sep­tem­ber ver­gan­ge­nen Jah­res zum Geset­zes­ent­wurf Stel­lung genom­men und zahl­rei­che Ände­rungs­an­trä­ge ein­ge­bracht. Die Bun­des­re­gie­rung hat die Ände­rung des Geset­zes­ent­wur­fes über­wie­gend abge­lehnt. Nach mona­te­lan­gen koali­ti­ons­in­ter­nen Rei­be­rei­en hat der Bun­des­tag den Geset­zes­ent­wurf mit den Stim­men der Koali­ti­on und der Grup­pe Die Lin­ke im Febru­ar 2024 beschlos­sen. Nach aktu­el­ler Pla­nung soll­te das Gesetz am 22. März im Bun­des­rat behan­delt werden.

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