Tom Davids Thriller „Folterknecht“ – Kapitel 1
„Der Neue Wiesentbote“ veröffentlicht an vier Sonntagen jeweils 1 Kapitel des neuen Thrillers von Tom Davids „Folterknecht“.
Erschöpft öffnete Michael Schäfer die Augen. Seufzend tastete er nach dem Wecker. Erst 6 Uhr! Es war Sonntag. Und er hatte den Schlaf dringend nötig. Schäfer setzte sich auf und streckte gähnend die Arme von sich. Er fühlte sich wie gerädert. Er konnte nicht einmal sagen, er habe schlecht geschlafen. Denn an jedem verdammten Morgen war es das Gleiche.
Es war gespenstisch still im Schlafzimmer. Kein Laut. Keine Regung. Leblos wie der Rest der Wohnung. Langsam wanderte sein Blick hinüber zu dem Nachttisch, ruhte auf der unscheinbaren hölzernen Schublade. Er hatte sich geschworen, es zu vermeiden. Doch die Gewohnheit warf jeden Tag aufs Neue die guten Vorsätze über den Haufen. Er kam nicht dagegen an, obwohl er das Ritual fürchtete und verabscheute. Jeden Morgen landeten seine zitternden Finger wie von selbst auf dem Griff der Schublade.
Bis auf zwei alte Papierstücke war die Schublade leer. Schäfer schloss die Augen. Dann strichen seine Fingerspitzen über die beiden Zeitungsausschnitte, nahmen sie behutsam aus ihrem Versteck wie einen verfluchten Schatz. Gedankenverloren starrte er auf die schwarzweiß gedruckten Bilder.
Schäfers Augen wanderten über die Texte, die er schon in- und auswendig kannte. Und doch verfehlten sie niemals ihre Wirkung. Seine Gesichtszüge veränderten sich. Er wirkte älter, abgeschlagen, traurig.
Einen Augenblick lang überlegte er, die beiden Papiere in tausend Fetzen zu zerreißen. Aber er brachte es nicht übers Herz. Sanft bettete er die Zeitungsausschnitte wieder auf den glatten Holzboden der Schublade und schloss den Nachttisch. Und die Gespenster ruhten. Bis zum nächsten Morgen.
Schäfer quälte sich aus dem Bett und schlüpfte in eine Jeans und ein sportliches T‑Shirt. Dann ging er barfuß in das Badezimmer und betrachtete sein Gesicht im Spiegel. Ich werde alt, dachte er.
Wachsame, aber müde blaue Augen musterten ihn kritisch. Er war 45 Jahre alt, und erste sorgenvolle Falten durchzogen sein Gesicht. Die eine oder andere graue Stelle hatte sich in sein kurz geschnittenes dunkelbraunes Haar eingeschlichen. Aber ansonsten war er eigentlich noch ganz fit, fand er. Schlank und drahtig wie vor zehn Jahren.
Er drehte den Wasserhahn nach rechts und spritzte sich eisiges Wasser ins Gesicht. Das kühle Nass belebte seinen Kreislauf und vertrieb die Geister der Nacht.
Auszug aus:
Folterknecht
Februar 2024
Autor: Tom Davids
Verlag: Books on Demand
ISBN: 9783758314216
eBook ASIN: B0CV77G42B
https://www.amazon.de/Folterknecht-Tom-Davids/dp/3758314216/
Buchverlosung!
„Der Neue Wiesentbote“ verlost unter den Lesern 1 Exemplar von „Folterknecht“. Senden Sie dazu eine E‑Mail an redaktion@wiesentbote.de mit dem Betreff „Folterknecht“. Bitte vergessen Sie Ihren Namen und Ihre Adresse nicht (siehe Hinweis zum Datenschutz weiter unten). Einsendeschluss ist der 16.03.2024. Die Bücher werden unter allen bis dahin eingegangenen E‑Mails verlost.
Sie erhalten eine Gewinnbestätigung per E‑Mail. Der Gewinn wird Ihnen anschließend zugesandt.
Datenschutzrechtlicher Hinweis: Die uns übermittelten Daten werden lediglich zur Übermittlung des Gewinns verwendet und nach der Übermittlung unverzüglich gelöscht. Eine Weitergabe an Dritte findet nicht statt.
Teilnehmen kann jeder Volljährige, ausgenommen Mitarbeiter von „Der Neue Wiesentbote GbR“. Eine Teilnahme über Gewinnspiel-Agenturen oder sonstige Dritte, die den Teilnehmer bei einer Vielzahl von Gewinnspielen anmelden, ist ausgeschlossen.
Der Losentscheid ist für die Beteiligten verbindlich. Eine Barauszahlung der Gewinne ist ebenso wie der Rechtsweg ausgeschlossen.
Neueste Kommentare