Preis­ver­lei­hung an Prof. Ernst Ulrich von Weiz­äcker in der Fran­ken-Aka­de­mie Schloß Schney

Am ver­gan­ge­nen Wochen­de ver­an­stal­te­te die „Stif­tung für Öko­lo­gie und Demo­kra­tie“ in der Fran­ken-Aka­de­mie Schloß Schney eine Tagung unter dem Mot­to: „Die Zukunft der Mensch­heit auf unse­rem Pla­ne­ten“. Ein Höhe­punkt war die Ver­lei­hung des „Gol­de­nen Baums“ an Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weiz­äcker für sein Lebens­werk. Die­ser Preis, der aus Urkun­de und gol­de­ner Ansteck­na­del besteht, wird jähr­lich an eine Per­sön­lich­keit ver­lie­hen, die sich in den The­men­fel­dern Öko­lo­gie und Demo­kra­tie in ganz beson­de­rer Wei­se pro­fi­liert hat.

Ernst Ulrich von Weizsäcker © Stefan Bernd, CC BY-SA 3.0

Ernst Ulrich von Weiz­säcker © Ste­fan Bernd, CC BY-SA 3.0

In sei­ner Lau­da­tio wies der 1. Vor­sit­zen­de der Stif­tung Hans-Joa­chim Rit­ter bei der Vor­stel­lung des Lebens­laufs Weiz­äckers beson­ders auf die 10 Jah­re als Lei­ter des Wup­per­tal Insti­tuts für Kli­ma, Umwelt und Ener­gie hin, sowie auf die Jah­re von 2012 ‑2018 als Ko-Prä­si­dent des Club of Rome. Prof. von Weiz­äcker war dar­über hin­aus von 1998 bis 2005 für die SPD Mit­glied des Deut­schen Bun­des­tags, sowie ab 2012 Vor­sit­zen­der des Aus­schus­ses für Umwelt, Natur­schutz und Reak­tor­si­cher­heit. Rit­ter zitier­te von Weiz­äcker: „Bis­her war Fort­schritt gleich­be­deu­tend mit dem stän­di­gen Zuwachs an Arbeits­pro­duk­ti­vi­tät, was dazu führ­te, dass wir heu­te zwan­zig­mal mehr Wohl­stand aus einer mensch­li­chen Stun­de Arbeit her­aus­ho­len als noch 1840. Doch um wel­chen Preis: Die zuneh­men­de Ratio­na­li­sie­rung ließ die Arbeits­lo­sig­keit anstei­gen. Eine wei­te­re Erhö­hung der Arbeits­pro­duk­ti­vi­tät scheint volks­wirt­schaft­lich kaum mehr loh­nend und im Hin­blick auf unse­re Umwelt gefähr­lich. Das Erd­kli­ma gerät aus dem Gleich­ge­wicht, die Arten­viel­falt schwin­det und die Roh­stof­fe wer­den knapp. Uns bleibt nur eines: weni­ger Natur zu ver­brau­chen und mit dem Weni­gen wirk­sa­mer zu arbei­ten. Wir müs­sen eine Effi­zi­enz­re­vo­lu­ti­on in Gang set­zen, die dazu führt, dass wir die Natur­gü­ter min­de­stens vier­mal bes­ser nut­zen als bis­her. Dies macht es mög­lich, dass wir trotz hal­bier­ter Natur­nut­zung den ver­teil­ba­ren Wohl­stand ver­dop­peln können.“

Rit­ter wei­ter: „Sol­che Kon­zep­te wur­den von Ihnen und Fried­rich Schmidt-Bleck am Wup­per­tal Insti­tut für Kli­ma, Umwelt und Ener­gie ent­wickelt. Sie pro­pa­gie­ren eine Ver­vier- bzw. Ver­fünf­fa­chung bis eine Ver­zehn­fa­chung der Öko­ef­fi­zi­enz über die näch­sten 20 bis 40 bzw. 50 bis 100 Jah­re. Ziel ist es, mit Hil­fe neu­er tech­ni­scher und orga­ni­sa­to­ri­scher Mög­lich­kei­ten die bis­he­ri­ge Lebens­qua­li­tät zu sichern, und dies mit nur einem Vier­tel bzw. einem Zehn­tel des heu­ti­gen Res­sour­cen­ver­brauchs und der jet­zi­gen Umwelt­be­la­stun­gen pro Wertschöpfungseinheit.Wir möch­ten Sie ehren für ihr wis­sen­schaft­li­ches und poli­ti­sches Lebens­werk, ins­be­son­de­re für Ihre Mit­wir­kung bei der Umset­zung der öko­lo­gi­schen Steu­er­re­form und wegen Ihren wis­sen­schaft­li­chen Über­le­gun­gen zu einer öko­lo­gi­schen Ressourcenrevolution.“

Prof. von Weiz­äcker ant­wor­te­te auf die Ehrung mit einem Vor­trag zum The­ma “ Die Gren­zen des Wachs­tums aus heu­ti­ger Sicht“. Lei­der ist Wachs­tum nach wie vor das Ziel der Poli­tik in allen Län­dern der Erde. Weiz­äcker kri­ti­sier­te vor allem den Neo­li­be­ra­lis­mus als ideo­lo­gisch zer­stö­re­risch mit einem Zitat von Papst Fran­zis­kus aus “ Lau­da­to si „: Geiz, Eile und gna­den­lo­ser Wett­be­werb zer­stö­ren unser gemein­sa­mes Haus! Die Welt braucht ein Wirt­schafts­sy­stem, das nicht auf dem Leid und der Chan­cen­lo­sig­keit Ande­rer auf­ge­baut ist. Er sprach sich für eine öko­lo­gi­sche Ver­pflich­tung des Eigen­tums aus. Durch eine öko­lo­gi­sche Wen­de könn­ten welt­weit über 20 Mil­lio­nen neue Arbeits­plät­ze ent­ste­hen. Dafür brau­chen wir als zen­tra­les Ele­ment eine Kreis­lauf­wirt­schaft, statt wie bis­her welt­weit über 2 Mil­li­ar­den Ton­nen Müll pro Jahr zu produzieren.

Die Ein­füh­rung in das Tagungs­the­ma gelang durch einen Impuls­vor­trag des bekann­ten Fern­seh­jour­na­li­sten und Buch­au­tors Dr. Franz Alt. Er wies u. A. dar­auf hin, dass noch 75% der Welt­ernäh­rung von Klein­bau­ern stamm­ten und nur 25% aus indu­stri­el­ler Pro­duk­ti­on. Die erzeug­te Men­ge wür­de völ­lig aus­rei­chen, aber wir haben ein welt­wei­tes Ver­tei­lungs­pro­blem. Dies wird noch ver­schärft durch han­dels­recht­li­che Ein­grif­fe der rei­chen Staa­ten – inklu­si­ve fal­scher Sub­ven­tio­nen. Er führ­te auch aus, wie mit ein­fa­chen Solar­mo­du­len das Leben in vie­len armen Gegen­den Afri­kas wesent­lich ver­bes­sert wer­den könn­te. Die bis­he­ri­ge Ent­wick­lungs­hil­fe-Poli­tik dient oft mehr den Geber­län­dern als den Emp­fän­gern. Er wies mit vie­len Sta­ti­sti­ken nach, dass die Ener­gie­ver­sor­gung mit erneu­er­ba­ren Ener­gien mög­lich ist.

Nach Work­shops zu den The­men Kli­ma­wan­del und Migra­ti­on run­de­te ein Vor­trag zum The­ma : Öko­lo­gisch-sozia­le Markt­wirt­schaft – ein glo­ba­les Wirt­schafts­mo­dell “ von Gün­ther Brend­le-Beh­nisch (Buch­au­tor) die sehr gelun­ge­ne Tagung ab.

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