Preisverleihung an Prof. Ernst Ulrich von Weizäcker in der Franken-Akademie Schloß Schney
Am vergangenen Wochende veranstaltete die „Stiftung für Ökologie und Demokratie“ in der Franken-Akademie Schloß Schney eine Tagung unter dem Motto: „Die Zukunft der Menschheit auf unserem Planeten“. Ein Höhepunkt war die Verleihung des „Goldenen Baums“ an Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizäcker für sein Lebenswerk. Dieser Preis, der aus Urkunde und goldener Anstecknadel besteht, wird jährlich an eine Persönlichkeit verliehen, die sich in den Themenfeldern Ökologie und Demokratie in ganz besonderer Weise profiliert hat.
In seiner Laudatio wies der 1. Vorsitzende der Stiftung Hans-Joachim Ritter bei der Vorstellung des Lebenslaufs Weizäckers besonders auf die 10 Jahre als Leiter des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie hin, sowie auf die Jahre von 2012 ‑2018 als Ko-Präsident des Club of Rome. Prof. von Weizäcker war darüber hinaus von 1998 bis 2005 für die SPD Mitglied des Deutschen Bundestags, sowie ab 2012 Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Ritter zitierte von Weizäcker: „Bisher war Fortschritt gleichbedeutend mit dem ständigen Zuwachs an Arbeitsproduktivität, was dazu führte, dass wir heute zwanzigmal mehr Wohlstand aus einer menschlichen Stunde Arbeit herausholen als noch 1840. Doch um welchen Preis: Die zunehmende Rationalisierung ließ die Arbeitslosigkeit ansteigen. Eine weitere Erhöhung der Arbeitsproduktivität scheint volkswirtschaftlich kaum mehr lohnend und im Hinblick auf unsere Umwelt gefährlich. Das Erdklima gerät aus dem Gleichgewicht, die Artenvielfalt schwindet und die Rohstoffe werden knapp. Uns bleibt nur eines: weniger Natur zu verbrauchen und mit dem Wenigen wirksamer zu arbeiten. Wir müssen eine Effizienzrevolution in Gang setzen, die dazu führt, dass wir die Naturgüter mindestens viermal besser nutzen als bisher. Dies macht es möglich, dass wir trotz halbierter Naturnutzung den verteilbaren Wohlstand verdoppeln können.“
Ritter weiter: „Solche Konzepte wurden von Ihnen und Friedrich Schmidt-Bleck am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie entwickelt. Sie propagieren eine Vervier- bzw. Verfünffachung bis eine Verzehnfachung der Ökoeffizienz über die nächsten 20 bis 40 bzw. 50 bis 100 Jahre. Ziel ist es, mit Hilfe neuer technischer und organisatorischer Möglichkeiten die bisherige Lebensqualität zu sichern, und dies mit nur einem Viertel bzw. einem Zehntel des heutigen Ressourcenverbrauchs und der jetzigen Umweltbelastungen pro Wertschöpfungseinheit.Wir möchten Sie ehren für ihr wissenschaftliches und politisches Lebenswerk, insbesondere für Ihre Mitwirkung bei der Umsetzung der ökologischen Steuerreform und wegen Ihren wissenschaftlichen Überlegungen zu einer ökologischen Ressourcenrevolution.“
Prof. von Weizäcker antwortete auf die Ehrung mit einem Vortrag zum Thema “ Die Grenzen des Wachstums aus heutiger Sicht“. Leider ist Wachstum nach wie vor das Ziel der Politik in allen Ländern der Erde. Weizäcker kritisierte vor allem den Neoliberalismus als ideologisch zerstörerisch mit einem Zitat von Papst Franziskus aus “ Laudato si „: Geiz, Eile und gnadenloser Wettbewerb zerstören unser gemeinsames Haus! Die Welt braucht ein Wirtschaftssystem, das nicht auf dem Leid und der Chancenlosigkeit Anderer aufgebaut ist. Er sprach sich für eine ökologische Verpflichtung des Eigentums aus. Durch eine ökologische Wende könnten weltweit über 20 Millionen neue Arbeitsplätze entstehen. Dafür brauchen wir als zentrales Element eine Kreislaufwirtschaft, statt wie bisher weltweit über 2 Milliarden Tonnen Müll pro Jahr zu produzieren.
Die Einführung in das Tagungsthema gelang durch einen Impulsvortrag des bekannten Fernsehjournalisten und Buchautors Dr. Franz Alt. Er wies u. A. darauf hin, dass noch 75% der Welternährung von Kleinbauern stammten und nur 25% aus industrieller Produktion. Die erzeugte Menge würde völlig ausreichen, aber wir haben ein weltweites Verteilungsproblem. Dies wird noch verschärft durch handelsrechtliche Eingriffe der reichen Staaten – inklusive falscher Subventionen. Er führte auch aus, wie mit einfachen Solarmodulen das Leben in vielen armen Gegenden Afrikas wesentlich verbessert werden könnte. Die bisherige Entwicklungshilfe-Politik dient oft mehr den Geberländern als den Empfängern. Er wies mit vielen Statistiken nach, dass die Energieversorgung mit erneuerbaren Energien möglich ist.
Nach Workshops zu den Themen Klimawandel und Migration rundete ein Vortrag zum Thema : Ökologisch-soziale Marktwirtschaft – ein globales Wirtschaftsmodell “ von Günther Brendle-Behnisch (Buchautor) die sehr gelungene Tagung ab.
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