Aus­stel­lung „Jüdi­sches Auten­hau­sen“ im Land­rats­amt Coburg

Es war ein „pogrom­ar­ti­ger Über­fall auf die letz­ten bei­den jüdi­schen Fami­li­en im Ort“, sagt Dr. Huber­tus Habel über die schreck­li­chen Ereig­nis­se, die sich in der Nacht auf den 4. Novem­ber 1923 in Auten­hau­sen (Orts­teil von Seß­lach) zuge­tra­gen haben. Ein Trupp der rechts­ra­di­ka­len und juden­feind­li­chen Orga­ni­sa­ti­on „Grenz­schutz Nord­bay­ern“ über­fiel die Ehe­paa­re Gut­mann, zerr­te sie aus ihren Häu­sern, schlug sie halb tot und plün­der­te anschlie­ßend die Wohn­häu­ser. Es war das Ende von 256 Jah­ren jüdi­scher Kul­tur in Auten­hau­sen, an die der­zeit eine Son­der­aus­stel­lung in den Kan­ti­nen­räu­men des Cobur­ger Land­rats­am­tes erinnert.

Spannender Rückblick auf 256 Jahre jüdisches Leben in Autenhausen: Dr. Hubertus Habel (links) erklärt bei der Ausstellungseröffnung im Landratsamt, was vom Arbeitskreis alles zusammengetragen wurde. Weiter auf dem Bild: (von links) Martin Stingl, Carsten Höllein, Gaby Schuller, Andreas Gsänger, Manfred Kellner und Andreas Morgenroth.Foto: Landratsamt Coburg/Berthold Köhler

Span­nen­der Rück­blick auf 256 Jah­re jüdi­sches Leben in Auten­hau­sen: Dr. Huber­tus Habel (links) erklärt bei der Aus­stel­lungs­er­öff­nung im Land­rats­amt, was vom Arbeits­kreis alles zusam­men­ge­tra­gen wur­de. Wei­ter auf dem Bild: (von links) Mar­tin Stingl, Car­sten Höl­lein, Gaby Schul­ler, Andre­as Gsän­ger, Man­fred Kell­ner und Andre­as Mor­gen­roth.
Foto: Land­rats­amt Coburg/​Berthold Köhler

Zusam­men­ge­tra­gen wur­den die Infor­ma­tio­nen für die acht gro­ßen Tafeln der Aus­stel­lung vom Arbeits­kreis „Jüdi­sches Auten­hau­sen“ unter fach­li­cher Beglei­tung von Dr. Huber­tus Habel. Die Mit­glie­der des Arbeits­krei­ses hat­ten sich im Vor­feld des 100. Jah­res­ta­ges des Über­falls zusam­men­ge­fun­den, um die­sen dunk­len Teil der Geschich­te des Cobur­ger Lan­des zu beleuch­ten. Wie „Detek­ti­ve der Geschich­te“ sei man sich dabei teil­wei­se vor­ge­kom­men, sag­te Car­sten Höl­lein, eines der Mit­glie­der des Arbeits­krei­ses. Schnell habe es sich her­aus­ge­stellt, dass die Ereig­nis­se von 1923 nur sehr wenig erforscht gewe­sen sei­en. Dies jetzt zu tun, war für Car­sten Höl­lein histo­ri­sche Ver­pflich­tung: „Es ist für uns als Stadt Seß­lach ein Erbe, das man anneh­men muss.“ Des­halb soll die Aus­stel­lung über das jüdi­sche Leben in Auten­hau­sen auch kei­nen End­punkt dar­stel­len – der Arbeits­kreis plant wei­te­re Aktio­nen und Ver­an­stal­tun­gen. Eine zen­tra­le Rol­le spielt dabei natür­lich der jüdi­sche Fried­hof, der in Auten­hau­sen erhal­ten geblie­ben ist und mit gro­ßem ehren­amt­li­chen Enga­ge­ment gepflegt wird.

Bei der Eröff­nung der Aus­stel­lung freu­te sich Mar­tin Stingl als Stell­ver­tre­ter des Land­ra­tes, dass für die Prä­sen­ta­ti­on jetzt die Mög­lich­keit besteht, im Land­rats­amt auf brei­ter Ebe­ne Auf­merk­sam­keit zu bekom­men. Neid und Miss­gunst sei­en 1923 weit ver­brei­tet gewe­sen, glei­ches gel­te heu­te – da sei die Aus­stel­lung eine wich­ti­ge Auf­klä­rung. Und, wie Mar­tin Stingl ergänz­te, der Anlass, um öffent­lich Stel­lung zu bezie­hen: „So etwas darf sich nicht wiederholen.“

Infos zur Ausstellung

Die Aus­stel­lung mit acht Tafeln, vie­len Bil­dern und Infor­ma­tio­nen ist bis Mit­te März im Erd­ge­schoss des Land­rats­am­tes Coburg zu sehen. Öff­nungs­zei­ten: mon­tags und diens­tags von 7.30 bis 12 sowie von 13.30 bis 16 Uhr, mitt­wochs von 7.30 bis 12 Uhr, don­ners­tags von 7.30 bis 12 sowie von 13.30 bis 17.30 Uhr, frei­tags von 7.30 bis 12 Uhr.

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