„Kin­der­stu­be“ Tot­holz – Tag des Arten­schut­zes am 3. März

Beliebter Lebensraum: Ein Haufen Totholz
Beliebter Lebensraum: Ein Haufen Totholz

Der jähr­li­che Welt­tag des Arten­schut­zes am 3. März ist mitt­ler­wei­le eine feste Grö­ße im Kalen­der. Die Gene­ral­ver­samm­lung der Ver­ein­ten Natio­nen ent­schied sich für die­ses Datum, da am 3. März 1973 das Washing­to­ner Arten­schutz­über­ein­kom­men unter­zeich­net wur­de. Der Gedenk­tag hat das Ziel, die Bedeu­tung der wild­le­ben­den Tier- und Pflan­zen­ar­ten sowie die Kon­se­quen­zen des Ver­lusts der Arten­viel­falt für den Men­schen in den Fokus zu stel­len. An die­sem Tag geht es aber nicht nur ums War­nen und Mah­nen, son­dern auch um prak­ti­ka­ble Hand­lungs­mög­lich­kei­ten, die dem Arten­ster­ben ent­ge­gen­wir­ken. Ein Bei­spiel ist das Belas­sen von Tot­holz in Gar­ten und Land­schaft, denn Tot­holz ist eine wah­re Kin­der­stu­be für die Artenvielfalt!

Da ist Leben drin

Pilze sind die wichtigsten Totholzbesiedler. Durch ihre Zersetzungstätigkeit sind sie die Wegbereiter für nachfolgende Bewohner. Oft gibt es eine strenge Reihenfolge in der Nutzung. Dr. Beate Wende © LWG Veitshöchheim

Pil­ze sind die wich­tig­sten Tot­holz­be­sied­ler. Durch ihre Zer­set­zungs­tä­tig­keit sind sie die Weg­be­rei­ter für nach­fol­gen­de Bewoh­ner. Oft gibt es eine stren­ge Rei­hen­fol­ge in der Nut­zung. Dr. Bea­te Wen­de © LWG Veitshöchheim

Einer der leben­dig­sten Lebens­räu­me ist lie­gen­des und ste­hen­des Tot­holz. Eine Viel­zahl von teil­wei­se hoch­spe­zia­li­sier­ten Tier‑, Pilz‑, Moos- und Flech­ten­ar­ten besie­deln Tot­holz und des­sen Zer­set­zungs­sta­di­en – und je nach­dem, ob das Tot­holz in der vol­len Son­ne oder im Schat­ten liegt bzw. steht, ändert sich die Arten­zu­sam­men­set­zung der Bewoh­ner. Ins­ge­samt sind in Deutsch­land über 1.000 Käfer­ar­ten und ca. 600 Groß­pilz­ar­ten am voll­stän­di­gen Abbau von Holz der unter­schied­li­chen Baum­ar­ten betei­ligt. Die Lie­be vie­ler Tier- und Pilz­ar­ten zum (toten) Holz ist Jahr­tau­sen­de alt. Denn seit dem Ende der letz­ten Eis­zeit vor 16.000 Jah­ren bis zum inten­si­ve­ren Beginn der Land­nut­zung vor 2.000 Jah­ren waren Wäl­der in Deutsch­land der vor­herr­schen­de Lebensraum.

„Kin­der­gar­ten“ Totholz

Bei den Tie­ren bewohnt haupt­säch­lich der Nach­wuchs – von der Insek­ten­lar­ve bis hin zum Vogel­kü­ken – das Tot­holz. Baum­höh­len und Hohl­räu­me bie­ten guten Schutz vor der Wit­te­rung (Regen, Frost, Hit­ze) wie auch vor Räu­bern. Der Auf­wand, den die Eltern betrei­ben, um geeig­ne­te Nisträu­me im Holz anzu­le­gen, ist hoch. Zur Eiab­la­ge boh­ren oder nagen die (zumeist) weib­li­chen Insek­ten Löcher und Hohl­räu­me in den z.T. sehr har­ten Holz­kör­per. Doch damit nicht genug! Auch Pro­vi­ant wird dem Nach­wuchs mit­ge­ge­ben, damit der Start ins Lar­ven­le­ben gut gelingt.

Blau­schwar­ze Holz­bie­ne – Wild­bie­ne des Jah­res 2024

Aufgrund ihrer Größe wird die Blauschwarze Holzbiene oft mit einer Hummel verwechselt. Hummeln haben aber eine dichtere Körperbehaarung und durchgehend gefärbte Flügel. Nektarreiche Blüten wie die der Platterbse werden bevorzugt aufgesucht. Dr. Beate Wende © LWG Veitshöchheim

Auf­grund ihrer Grö­ße wird die Blau­schwar­ze Holz­bie­ne oft mit einer Hum­mel ver­wech­selt. Hum­meln haben aber eine dich­te­re Kör­per­be­haa­rung und durch­ge­hend gefärb­te Flü­gel. Nek­tar­rei­che Blü­ten wie die der Platt­erb­se wer­den bevor­zugt auf­ge­sucht. Dr. Bea­te Wen­de © LWG Veitshöchheim

Eine der auf­fäl­lig­sten Nut­ze­rin­nen von Tot­holz als Kin­der­stu­be ist die Blau­schwar­ze Holz­bie­ne (Xylo­co­pa vio­lacea). Mit ihrem schwarz gefärb­ten Kör­per und den blau­schwarz schil­lern­den Flü­geln ist sie kaum mit ande­ren Insek­ten zu verwechseln.

Auf­grund der Kör­per­grö­ße und dem lau­ten Gebrumm sor­gen sie öfter für Unbe­ha­gen, doch obwohl die weib­li­chen Holz­bie­nen ste­chen kön­nen, sind sie äußerst fried­fer­tig. Mit ihren kräf­ti­gen Mund­werk­zeu­gen nagt sie im Früh­jahr fin­ger­dicke Brut­röh­ren in das Holz, um anschlie­ßend Nist­zel­len mit je einem Ei und Pol­len­vor­rat anzu­le­gen. Bereits im Juli schlüpft die näch­ste Holz­bi­e­nen­ge­ne­ra­ti­on aus ihren Brut­röh­ren – und dies ist für Soli­tär­bie­nen, die nicht in Kolo­nien leben, etwas Beson­de­res. In den mei­sten Fäl­len stirbt die Mut­ter nach Anla­ge der Brut­zel­len. Aber die Blau­schwar­ze Holz­bie­ne bewacht ihre Nist­röh­ren, bis der Nach­wuchs aus­ge­flo­gen ist. Die frisch geschlüpf­ten Holz­bie­nen suchen sich ein Über­win­te­rungs­quar­tier – erst im fol­gen­den Früh­jahr erfolgt die Paa­rung und dar­auf­hin die erneu­te Anla­ge von Nist­röh­ren im Totholz.

Wohn­raum gesucht

Die Blau­schwar­ze Holz­bie­ne zählt zu den Gewin­nern des Kli­ma­wan­dels. Kam sie frü­her nur in den wärm­sten Regio­nen Deutsch­lands im Süd­we­sten vor, konn­te sie sich in den letz­ten Jah­ren auf­grund der stei­gen­den Jah­res­tem­pe­ra­tu­ren über ganz Deutsch­land ver­brei­ten. Vor allem in den – im Ver­gleich zum Umland – wär­me­ren Städ­ten kann man die gro­ße Wild­bie­ne oft beob­ach­ten. Sie ist aller­dings auf Tot­holz zur Anla­ge ihrer Nist­röh­ren ange­wie­sen – und genau die­ser Lebens­raum steht immer sel­te­ner zur Ver­fü­gung. Hier kann man der Wild­bie­ne des Jah­res 2024 mit ein­fa­chen Mit­teln hel­fen, indem man in Gar­ten und Land­schaft aus­rei­chend Tot­holz belässt. Ganz oder teil­wei­se abge­stor­be­ne Obst­bäu­me sind am begehr­te­sten, doch die Holz­bie­ne nimmt auch ger­ne alte Holz­bal­ken, auf­ge­schich­te­tes Brenn­holz (Hart­holz) oder Zaun­pfo­sten. Die übli­chen Insek­ten­ho­tels nimmt die Holz­bie­ne nicht an – hier emp­fiehlt sich das Auf­stel­len eines alten Baum­stam­mes an einen Ort, der in der Son­ne liegt. Dann las­sen sich die sanf­ten Rie­sen­brum­mer bald beim Nest­bau­en beobachten.

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