Gemein­de Ste­gau­rach initi­iert zusam­men mit dem Land­schafts­pfle­ge­ver­band Bam­berg zwei­ten Baum­acker im Landkreis

Kli­ma­an­pas­sung durch Zweiflächennutzung

Gemein­de Ste­gau­rach initi­iert zusam­men mit dem Land­schafts­pfle­ge­ver­band Bam­berg zwei­ten Baum­acker im Landkreis

Kurz vor Weih­nach­ten war es soweit: Bio-Land­wirt Rai­ner Popp pflanz­te auf einem von der Gemein­de Ste­gau­rach gepach­te­ten Acker 25 Obst- und Nuss­bäu­me. Im Vor­feld gab es detail­lier­te Pla­nun­gen, so dass sich jetzt drei fünf Meter brei­te Rei­hen mit Bäu­men mit jeweils zwan­zig Meter Acker­flä­che abwech­seln. Neu ist, dass hier eben kei­ne Streu­obst­wie­se ent­steht, son­dern unter den Bäu­men wei­ter­hin Acker­bau betrie­ben wird, also Nutz­pflan­zen wie Getrei­de ange­baut wer­den. Die­ses inno­va­ti­ve Kon­zept nennt sich Baum­acker, Baum­feld oder Agro­forst. Es ver­bin­det die tra­di­tio­nel­le Land­wirt­schaft mit moder­nen öko­lo­gi­schen Anbau­me­tho­den, die die Nach­hal­tig­keit der Land­wirt­schaft ver­bes­sert und gleich­zei­tig die Erträ­ge stei­gert. Bäu­me und Nutz­pflan­zen ste­hen in einem sym­bio­ti­schen Ver­hält­nis zueinander.

„Die Vor­tei­le lie­gen auf der Hand“, sagt Rai­ner Popp, Land­wirt aus Erlau und Bewirt­schaf­ter der Flä­che, „denn die Bäu­me bie­ten Schutz vor Wind und Ero­si­on, spen­den Schat­ten und lie­fern orga­ni­sches Mate­ri­al, also Dün­ger, in Form von Laub“.

Gleich­zei­tig kön­nen aber Getrei­de, Kar­tof­feln und ande­re Lebens­mit­tel unter den Bäu­men ange­baut wer­den, wodurch der Platz opti­mal genutzt wird. Ein wei­te­rer Vor­teil des Baum­ackers ist die För­de­rung der Arten­viel­falt. Durch die Kom­bi­na­ti­on von Bäu­men und Nutz­pflan­zen ent­steht ein viel­fäl­ti­ges Öko­sy­stem, das zahl­rei­che Tier- und Pflan­zen­ar­ten anzieht. Dies trägt nicht nur zur Erhal­tung der Bio­di­ver­si­tät bei, son­dern kann auch errei­chen, Schäd­lin­ge auf natür­li­che Wei­se zu kon­trol­lie­ren. Da die Gemein­de Ste­gau­rach auf ihren ver­pach­te­ten Flä­chen bereits 2018 ein Pesti­zid­ver­bot beschlos­sen hat, ist dies für den Deme­ter-Land­wirt Popp auch wich­tig. Außer­dem erhöht das Laub der Bäu­me den Humus­ge­halt im Boden, was zu einer bes­se­ren Was­ser­spei­che­rung führt. „Gera­de in unse­ren trocke­nen Som­mern ist das für die Zukunft essen­ti­ell“, so Chri­sti­ne Hil­ker vom Land­schafts­pfle­ge­ver­band (l.). „Wir freu­en uns, dass wir die Pflan­zung der Obst­bäu­me im Rah­men unse­res Pro­jek­tes „Land­kreis Bam­berg – Streu­obst hat hier Tra­di­ti­on“ för­dern konn­ten und sind gespannt, wie sich der Streu­ob­stacker in den näch­sten Jah­ren entwickelt.“

In vie­len Tei­len der Welt wird der Baum­acker bereits erfolg­reich ein­ge­setzt. Beson­ders in Regio­nen mit trocke­nem Kli­ma hat sich gezeigt, dass die­se Anbau­me­tho­de dazu bei­tra­gen kann, die Resi­li­enz der Land­wirt­schaft gegen­über Dür­ren und ande­ren extre­men Wet­ter­ereig­nis­sen zu stär­ken. Ein Kli­ma, das gera­de in Fran­ken in Zukunft immer öfter auftritt.

„Auf den alten Luft­bil­dern waren vie­le der Acker­flä­chen in Ste­gau­rach Bau­mäcker“, sagt Mari­on Mül­ler, Bio­di­ver­si­täts­be­ra­te­rin der Gemein­de (r.). Damals das Zuhau­se von Orto­lan und Wen­de­hals. Erst mit der Ent­wick­lung von Trak­to­ren und Mäh­dre­schern vor weni­gen Jahr­zehn­ten habe sich dies geän­dert. „Je grö­ßer die Acker­flä­chen wur­den, desto mehr Bäu­me ver­schwan­den von den Fel­dern. Wir möch­ten aber ger­ne Flä­chen schaf­fen, die land­wirt­schaft­lich genutzt wer­den und trotz­dem Lebens­raum für die Natur bieten.“

Ins­ge­samt bie­tet der Baum­acker eine viel­ver­spre­chen­de Alter­na­ti­ve zur kon­ven­tio­nel­len Land­wirt­schaft. Durch die Kom­bi­na­ti­on von Bäu­men und Nutz­pflan­zen kön­nen sowohl öko­lo­gi­sche als auch öko­no­mi­sche Vor­tei­le erzielt wer­den. Es bleibt zu hof­fen, dass sich die­ses nach­hal­ti­ge Kon­zept in Zukunft wei­ter­ver­brei­ten wird.

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