Dr. Simo­na von Eyb ist Bam­bergs neue Welterbe-Managerin

Dr. Simona von Eyb vorm Welterbe-Besuchszentrum auf den Unteren Mühlen. Foto: Jürgen Schraudner/Stadtarchiv Bamberg
Dr. Simona von Eyb vorm Welterbe-Besuchszentrum auf den Unteren Mühlen. Foto: Jürgen Schraudner/Stadtarchiv Bamberg

„Ein Welt­erbe, das die Men­schen begeistert“

Im Inter­view erzählt sie, wel­che Ereig­nis­se für sie die bis­her auf­re­gend­sten waren, was sie über­rascht hat und war­um sie Bam­berg als magisch empfindet.

Lie­be Frau von Eyb, wie haben Sie sich seit ihrem Dienst­be­ginn am 2. Okto­ber 2023 ein­ge­lebt und was war in der Anfangs­zeit beson­ders wichtig?

Simo­na von Eyb: Ich habe mich sehr gut ein­ge­lebt und es genos­sen, so vie­le neue Ein­drücke zu gewin­nen. Wich­tig war für mich von Beginn an, zuzu­hö­ren und Fra­gen zu stel­len um zu ver­ste­hen, wie hier alles funk­tio­niert. Der Auf­bau von zwi­schen­mensch­li­chen, ver­trau­ens­vol­len Bezie­hun­gen in mei­nem beruf­li­chen und per­sön­li­chen Umfeld hat für mich nach wie vor eine hohe Priorität.

Was hat sich in den ver­gan­ge­nen 100 Tagen für Sie verändert?

Seit ich mehr über die Ämter- und Ver­wal­tungs­si­tua­ti­on in der Stadt­ver­wal­tung weiß, emp­fin­de ich bei der Arbeit noch mehr Spaß und Lei­den­schaft. Ich habe vie­le Pro­jekt­ideen, die wir im Team des Zen­trums Welt­erbe und mit den zustän­di­gen Stel­len in der Ver­wal­tung bespre­chen. Mei­ne Visi­on ist, dass wir das Welt­erbe auf eine Art und Wei­se ent­wickeln, die die Men­schen begeistert.

Was sind Ihre Schwer­punk­te bei der Ent­wick­lung des Welterbes?

Per­sön­lich sind mir vier Denk­an­sät­ze beson­ders wichtig.

Erstens: ganz­heit­lich den­ken. Denn das Welt­erbe besteht nicht nur aus der phy­si­schen Sub­stanz der Stadt, son­dern auch dar­aus, was in ihr pas­siert. Die Stadt Bam­berg ist ein ganz­heit­li­cher Organismus.

Zwei­tens: koope­ra­tiv den­ken. Wir arbei­ten immer mit wei­te­ren Akteu­ren zusam­men und gene­rie­ren gemein­sa­me Werte.

Drit­tens: glo­bal den­ken. War­um ist das Welt­erbe Bam­berg für glo­ba­le Her­aus­for­de­run­gen rele­vant? Oder anders­her­um: Wel­che rele­van­ten Her­aus­for­de­run­gen spie­geln sich in Bam­berg? Ich den­ke hier zum Bei­spiel dar­an, wie sich der Kli­ma­wan­del auf unse­re Städ­te auswirkt.

Vier­tens: mensch­lich den­ken. Die Men­schen, die im UNESCO Welt­erbe Bam­berg leben, und ihr Wohl­erge­hen, sind das wich­tig­ste Element.

Wel­che Pro­jek­te ste­hen die­ses Jahr an?

2024 ste­hen zahl­rei­che Pro­jek­te vor uns. All­um­fas­send wer­den wir ein Ent­wick­lungs­kon­zept für das Zen­trum Welt­erbe erar­bei­ten. Der Welt­erbe-Manage­ment­plan, den wir effek­tiv als Instru­ment aktua­li­sie­ren und ein­set­zen wol­len, wird Prio­ri­tät haben. Wir wür­den ger­ne eine the­ma­ti­sche Work­shop-Rei­he zu ver­schie­de­nen Hand­werk­s­tra­di­tio­nen ent­wickeln. Das Kon­zept eines Welt­erbe-Festi­vals ist auch in Vor­be­rei­tung. Län­ger­fri­stig pla­nen wir eine Aus­stel­lung zu den per­sön­li­chen Geschich­ten der Men­schen in Bam­berg, das ist mir eine ech­te Her­zens­an­ge­le­gen­heit. Natür­lich wird es auch wie­der einen Welt­erbe-Tag und den „Tag der offe­nen Gärt­ne­rei­en“ geben. Wir möch­ten die Koope­ra­ti­on mit der Uni Bam­berg ver­tie­fen, z.B. in Bezug auf die Wis­sens­ver­mitt­lung an Kin­der. Auch wol­len wir die Stu­die­ren­den­ge­mein­schaft in der Stadt stär­ker ein­bin­den. Außer­dem gibt es noch zahl­rei­che Ver­an­stal­tun­gen, wie die Sit­zung des UNESCO-Welt­erbe-Komi­tees und das Welt­erbe-Mana­ger-Forum in Indi­en, oder die Gene­ral­ver­samm­lung der Orga­ni­sa­ti­on der Welt­erbe-Städ­te in Spa­ni­en, wo wir ver­tre­ten sein wer­den. Was mich gera­de bei natio­na­len und inter­na­tio­na­len Tref­fen begei­stert ist die Aner­ken­nung für Bam­berg. Die Stadt hat den Ruf, sich bewusst für das Welt­erbe ein­zu­set­zen, ver­fügt über ein Welt­erbe-Besuchs­zen­trum und den Manage­ment­plan, der von mei­ner Vor­gän­ge­rin Patri­cia Alberth und ihrem Team wun­der­bar aus­ge­ar­bei­tet wurde.

Was war das bis­her auf­re­gend­ste Ereig­nis seit Ihrem Dienstantritt?

Natür­lich das Jubi­lä­um „30 Jah­re UNESCO-Welt­erbe Bam­berg“ das wir im ver­gan­ge­nen Jahr gefei­ert haben. Das war schon beson­ders. Ich habe im Okto­ber ange­fan­gen und im Dezem­ber war der gro­ße Fest­akt in der Kon­zert- und Kon­gress­hal­le. Die Stim­mung war aus­ge­spro­chen gut und die Idee der Gemein­schaft durch das Welt­erbe sehr prägnant.

Gibt es etwas, das Sie in Ihrer bis­he­ri­gen Zeit als neue Welt­erbe-Mana­ge­rin über­rascht hat?

Eine schö­ne Über­ra­schung war in der Tat, dass das Welt­erbe-The­ma hier so prä­sent in der Stadt­ver­wal­tung ist. Vie­le Akteu­re reagie­ren sehr posi­tiv auf mei­nen Kon­takt. Käm­me­rer Bert­ram Felix hat eine Welt­erbe- und Denk­mal­pfle­ge-See­le, das ist großartig.

Zur letz­ten Fra­ge: Was ver­bin­det Sie per­sön­lich mit Bam­berg und sei­nem Welterbe?

Ich habe immer in gro­ßen Städ­ten gelebt und war von der Magie Bam­bergs ganz ver­zau­bert. Es war Lie­be auf den ersten Blick. Manch­mal blei­be ich auf dem Arbeits­weg ste­hen und den­ke: „Ach, ist das schön!“ Gleich­zei­tig füh­le ich als Welt­erbe-Mana­ge­rin auch die Mit­ver­ant­wor­tung für die­sen herr­li­chen Ort. Dann gibt es noch die beson­de­re fami­liä­re Ver­bin­dung nach Bam­berg: Die Vor­fah­ren mei­ner Fami­lie leb­ten schon vor über 500 Jah­ren hier und waren in kirch­li­chen Krei­sen spi­ri­tu­el­le Beglei­ter der Bam­ber­ge­rin­nen und Bam­ber­ger. Es ist für mich ein schö­nes Gefühl, mich in gewis­ser Wei­se nun eben­falls um die Stadt und ihre Men­schen küm­mern zu können.