Spei­chers­dor­fer „Bür­ger­stif­tung Lebens­freu­de“ spen­det für den Deutsch­un­ter­richt von syri­schen Asylsuchenden

Heidi Lauterbach und Dr. Wolfgang Hübner. © Wolfgang Hübner
Heidi Lauterbach und Dr. Wolfgang Hübner. © Wolfgang Hübner

„Es war für die jun­gen Syrer fast wie Weih­nach­ten“, so Hei­di Lau­ter­bach (links) vom Sozi­al­amt der Gemein­de, als sie vom Kura­to­ri­ums­vor­sit­zen­den Dr. Wolf­gang Hüb­ner (rechts) von der Bür­ger­stif­tung Lebens­freu­de zum Auf­takt ihres Sprach­un­ter­richts Lehr­bü­cher für das Ler­nen der deut­schen Spra­che geschenkt beka­men. Mit 600 Euro unter­stützt die Stif­tung die Anschaf­fung von Lehr­ma­te­ri­al für die Sprach­kur­se, die in der drit­ten Kalen­der­wo­che starteten.

Seit Dezem­ber sind sie da, 30 geflüch­te­te Syrer im Alter von 18 bis Mit­te 40. Zeit ver­setzt waren Ende 2023 zwei Grup­pen mit jeweils 15 allein rei­sen­den männ­li­chen Syrern aus dem Anker­zen­trum Bam­berg in die Groß­ge­mein­de Spei­chers­dorf gekom­men. Unter­ge­bracht sind sie in der Wohn­con­tai­ner­an­la­ge im Süd­ge­biet der Gemein­de. „Der Umgang und das Zusam­men­le­ben bis­her läuft nahe­zu pro­blem­los. Alle tre­ten freund­lich auf“, so Lauterbach.

Um die Inte­gra­ti­on küm­mert sich ein ehren­amt­lich täti­ger Unter­stüt­zer­kreis. Hilf­rei­che Infor­ma­tio­nen für die eige­ne Arbeit hat man sich auch durch den Gedan­ken­aus­tausch mit dem Peg­nit­zer Unter­stüt­zer­kreis geholt. Neben ersten Sport­an­ge­bo­ten des TSV Kir­chen­lai­bach und ASV Hai­den­a­ab wur­de für die syri­schen Flücht­lin­ge ein Deutsch-Sprach­kurs mit jeweils einer Stun­de Unter­richt pro Woche orga­ni­siert. In der drit­ten Kalen­der­wo­che ging es im Schu­lungs­raum des Rat­hau­ses los. Sie wer­den von Son­ja Reger, Jochen Reger, Elke Ani­ol, Chri­sti­an Weg­mann, Elke Bund­sche­rer, Wer­ner Bund­sche­rer, Anna Hüb­ner und Ursu­la Hör­ath ehren­amt­lich unterrichtet.

„Jede Unter­richts­stun­de ist wert­voll, obwohl es ohne eige­ne Sprach­kennt­nis schon sehr schwie­rig ist, die deut­sche Spra­che zu leh­ren, und auf der Gegen­sei­te zu ver­ste­hen“, erläu­ter­te Elke Bund­sche­rer, die im Lehr­stab mit­wirkt. Eine erste gro­ße Erleich­te­rung sei gewe­sen, berich­tet sie, dass kei­ne Analpha­be­ten dabei sind. Mit einem ein­fa­chen Ein­stu­fungs­test wur­de ermit­telt, inwie­weit die jun­gen Syrer die latei­ni­sche Schrift beherr­schen. Dabei kri­stal­li­sier­te sich her­aus, dass knapp die Hälf­te nur die ara­bi­schen Schrift­zei­chen kennt und auch nur ansatz­wei­se Eng­lisch spricht. Die­se jun­gen Erwach­se­nen wur­den als Zweit­schrift­ler­ner in einer eige­nen Grup­pe zusam­men­ge­fasst. Elke Ani­ol, Son­ja und Jochen Reger sowie Anna Hüb­ner küm­mern sich um die­se Grup­pe. „Da bleibt als Unter­richts­me­tho­de nichts anders übrig, als gleich­sam mit Hän­den und Füßen zu arbei­ten“, berich­tet Ani­ol. Für die För­der­schul­leh­re­rin ist das aber nichts Neu­es und Unge­wohn­tes, denn dort gehört es zum All­tag, mit sol­chen Pro­ble­men klar kom­men zu müs­sen. „Dann muss man halt mit Bil­dern, Zei­chen und Sym­bo­len, Mimik und Gestik arbei­ten, um sich zu verständigen.“

In der zwei­ten, etwa gleich gro­ßen Grup­pe sind jun­ge Erwach­se­ne, die neben den ara­bi­schen Schrift­zei­chen auch die latei­ni­schen Buch­sta­ben ken­nen. In jeder Grup­pe ist ein Syrer dabei, der Eng­lisch spricht und für sei­ne Kol­le­gen dol­metscht. Das soll aber nur über­gangs­wei­se prak­ti­ziert wer­den. Ziel ist, dass sich die jun­gen Leu­te so schnell wie mög­lich mit­ein­an­der auf Deutsch ver­stän­di­gen kön­nen, auch im Hin­blick auf eine spä­te­re Arbeitsaufnahme.

„Wir sind in der ersten Stun­de bereits gut vor­wärts gekom­men“, resü­mie­ren Ursu­la Hör­ath und Elke Ani­ol den ersten Abend. Die Teil­neh­mer sei­en höchst moti­viert, berich­ten bei­de uni­so­no. Hil­fe­stel­lung bie­tet dabei das Lehr­werk „Ein guter Start“ vom Klett-Ver­lag, das als Ein­stiegs­kurs für Spra­che, Wer­te und Tipps den roten Faden für den Unter­richt bil­det. 100 Unter­richts­stun­den kön­nen mit dem Kurs- und Übungs­buch, das auch Audi­os online ent­hält, bestrit­ten wer­den. Das ver­wen­de­te Lehr­werk zielt dar­auf ab, den Teil­neh­mern schnell das Spre­chen bei­zu­brin­gen und sich im All­tag zurecht zu fin­den. Hilf­reich ist auch, dass der Unter­richts­raum mit einer Doku­men­ten­ka­me­ra und Bea­mer aus­ge­stat­tet ist, mit der die Sei­ten des Buches an die Wand pro­ji­ziert wer­den können.

Dabei ging es in den ersten Schrit­ten dar­um, den jun­gen Syrern zu ver­mit­teln, wie der Name auf Deutsch buch­sta­biert wird, wie man sich vor­stellt, wie man grüßt, wie man im höf­li­chen Umgang Fra­gen for­mu­liert wie zum Bei­spiel „Wie geht es ihnen?“, „Wie hei­ßen Sie?“, „Woher kom­men sie?“. Par­al­lel wer­den die Zah­len gepaukt, so Elke Bund­sche­rer. In den wei­te­ren Unter­richts­stun­den wird sich alles um All­tags­the­men wie Essen und Trin­ken, um den Beruf und Arzt­be­such, Bus und Bahn, Klei­dung und Hob­bys dre­hen, ergänzt Ursu­la Hörath.