Lebens­hil­fe Erlan­gen: Geden­ken an die „Euthanasie“-Morde der Nationalsozialisten

Pres­se­mit­tei­lung der Lebens­hil­fe Erlangen:

„Mehr denn je gilt es, die Erin­ne­rung wachzuhalten“

Volks­schäd­lin­ge, Bal­last­exi­sten­zen, lebens­un­wert: So wur­den Men­schen mit (gei­sti­ger) Behin­de­rung und psy­chi­scher Erkran­kung von den Natio­nal­so­zia­li­sten bezeich­net. Sie wur­den ab 1940 syste­ma­tisch getö­tet und die Gesamt­zahl der soge­nann­ten „Euthanasie“-Opfer wird auf min­de­stens 250.000 Men­schen geschätzt. Auch die ehe­ma­li­ge Heil- und Pfle­ge­an­stalt „Hup­fla“ in Erlan­gen war invol­viert. Schon 1932 hat­te der Erlan­ger Psych­ia­ter Bert­hold Kihn (1895 bis 1964) über die „Aus­schal­tung der Min­der­wer­ti­gen aus der Gesell­schaft“ referiert.

Ange­sichts der poli­ti­schen Ent­wick­lun­gen ist es mehr denn je wich­tig, am 27. Janu­ar den Opfern des Natio­nal­so­zia­lis­mus zu geden­ken. Die Erstar­kung rechts­extre­mi­sti­scher Strö­mun­gen und der AFD ist mitt­ler­wei­le über­aus besorg­nis­er­re­gend. Ihre men­schen­ver­ach­ten­den Ansich­ten und ihre Poli­tik sind mit der Lebens­hil­fe nicht ver­ein­bar. Von Hass und Het­ze gegen Anders­den­ken­de, gegen Migran­tin­nen und Migran­ten, Homo­se­xu­el­le, um nur eini­ge zu nen­nen, ist es bis zu Men­schen mit Beein­träch­ti­gung nicht mehr weit.

Bereits 2018 hat die AFD-Frak­ti­on an die Bun­des­re­gie­rung eine klei­ne Anfra­ge gestellt. Dar­in woll­te sie unter ande­rem wis­sen: „Wie hat sich nach Kennt­nis der Bun­des­re­gie­rung die Zahl der Behin­der­ten seit 2012 ent­wickelt, ins­be­son­de­re die durch Hei­rat inner­halb der Fami­lie ent­stan­de­nen?“ Außer­dem frag­te die Par­tei, wie vie­le Fäl­le der durch Hei­rat in der Fami­lie ent­stan­de­nen Behin­de­run­gen einen Migra­ti­ons­hin­ter­grund hätten.“

„Es kann einem wirk­lich angst und ban­ge wer­den. Ras­si­sti­sche und men­schen­ver­ach­ten­de Ideo­lo­gien bedeu­ten auch eine gro­ße Gefahr für Men­schen mit Beein­träch­ti­gung, vor allem auch für jene mit so genann­ter gei­sti­ger oder mehr­fa­cher Beein­träch­ti­gung“, sagt Frank Morell, Vor­stands­vor­sit­zen­der der Lebens­hil­fe Erlan­gen. Eine Werk­statt-Mit­ar­bei­te­rin der Lebens­hil­fe Erlan­gen ist sehr besorgt und sagt: „Die AFD hält doch von uns Men­schen mit Beein­träch­ti­gung nichts.“

In Erlan­gen und dem Land­kreis ist die Offen­heit gegen­über Men­schen mit Beein­träch­ti­gung grund­sätz­lich groß. Trotz­dem erle­ben Eltern immer wie­der abschät­zi­ge Blicke, wenn ihr Kind mit Beein­träch­ti­gung sich auf­fäl­lig ver­hält. „Ein­mal ver­lang­te ein Gast in einem Restau­rant, dass wir gehen sol­len.“ so eine Mut­ter, deren Kind die Georg-Zahn-Schu­le der Lebens­hil­fe besucht. Auch Betreuer*innen neh­men häu­fi­ger komi­sche Blicke, Augen­rol­len und Unver­ständ­nis wahr, wenn sie mit ihren Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­nern spa­zie­ren gehen. Petra Rei­chert bestä­tigt das: „Ich wer­de manch­mal komisch ange­guckt und aus­ge­lacht, weil ich so bin“.

Die Lebens­hil­fe Erlan­gen steht für Viel­falt, Teil­ha­be und Inklu­si­on. Sie tritt seit mehr als 60 Jah­ren gegen jeg­li­che Form von Aus­gren­zung und Dis­kri­mi­nie­rung ein und wird sich auch wei­ter für die Rech­te von Men­schen mit Beein­träch­ti­gung sowie ihre Ange­hö­ri­gen einsetzen.