Denk­mal­ex­per­tin wider­spricht Stadt Bayreuth

Stel­lung­nah­me von MdL Dr. Sabi­ne Weig­and zum „Abriss des Jah­res“ pro­vo­ziert Reak­ti­on der Stadt Bayreuth:

„Stadt Bay­reuth hat beim Ver­fall des denk­mal­ge­schütz­ten Fach­werk­hau­ses in Rödens­dorf viel zu lan­ge zugesehen“

„Mei­ne Äuße­run­gen zum Abriss des her­aus­ra­gen­den Fach­werk-Denk­mals in Rödens­dorf haben die zustän­di­ge Stadt Bay­reuth zu einer öffent­li­chen Stel­lung­nah­me auf ihrer Home­page ver­an­lasst“, sagt die denk­mal­po­li­ti­sche Spre­che­rin der Grü­nen Land­tags­frak­ti­on, Dr. Sabi­ne Weig­and. „Wie in der städ­ti­schen Stel­lung­nah­me ganz rich­tig zu lesen ist, war die Unte­re Denk­mal­schutz­be­hör­de über vie­le Jah­re mit dem Bau­denk­mal in Rödens­dorf befasst und konn­te den suk­zes­si­ven Ver­fall die gan­ze Zeit über ver­fol­gen. Lei­der hat man nicht schnell und nicht kon­se­quent genug gehan­delt, um das Schlimm­ste zu ver­hin­dern und eines der schön­sten Bau­ern­häu­ser in Ober­fran­ken zu erhal­ten. Jetzt muss es uns dar­um gehen, der­art dra­ma­ti­sche Denk­mal­ver­lu­ste in Bay­ern künf­tig zu ver­hin­dern. Die Kom­mu­nen haben durch­aus Hand­lungs­mög­lich­kei­ten, sie müs­sen sie aber beherzt einsetzen.“

MdL Dr. Sabine Weigand © Stefan M. Prager

MdL Dr. Sabi­ne Weig­and © Ste­fan M. Prager

Die Denk­mal­ex­per­tin der Grü­nen Land­tags­frak­ti­on setzt sich als Land­tags­ab­ge­ord­ne­te enga­giert für den Erhalt der gebau­ten Hei­mat ein, ist aber kei­nes­wegs – wie von der Stadt Bay­reuth fälsch­li­cher­wei­se dar­ge­stellt – eine „Ver­tre­te­rin des Lan­des­denk­mal­schut­zes“. „Das ist der Stadt Bay­reuth durch­aus bekannt“, betont die Landespolitikerin.

Sabi­ne Weig­and war auch Bericht­erstat­te­rin für die Peti­ti­on an den Baye­ri­schen Land­tag, die 2019 vom Ver­ein „Ret­tet die Fach­werk- und Sand­stein­häu­ser! e.V.“ ein­ge­reicht wur­de, um das Denk­mal in Rödens­dorf noch zu ret­ten. Der für die Peti­ti­on zustän­di­ge Land­tags­aus­schuss für Wis­sen­schaft und Kunst kam 2020 zu dem ein­stim­mi­gen, frak­ti­ons­über­grei­fen­den Ergeb­nis, dass der Eigen­tü­mer des Bau­denk­mals zum Erhalt und zur Rekon­struk­ti­on der bereits ver­lo­re­nen Tei­le ver­pflich­tet wer­den muss. Damit gab das Par­la­ment der Unte­ren Denk­mal­schutz­be­hör­de in Bay­reuth maxi­ma­le Rücken­deckung für die drin­gend zu ergrei­fen­den Maßnahmen.

„Doch auch nach der Ent­schei­dung des Land­tags hat die Stadt Bay­reuth nichts erreicht und sah wei­ter dem Ver­fall zu“, sagt Weig­and. Im Juli 2021 ver­schaff­te sie sich davon einen per­sön­li­chen Ein­druck, „ich habe zu die­sem Orts­ter­min auch Ver­tre­ter der Stadt Bay­reuth ein­ge­la­den – lei­der nahm nie­mand teil.“

Ihr sei klar, „dass es für Kom­mu­nen schwie­rig ist, gegen Denk­mal­ver­fall vor­zu­ge­hen, wenn sich Eigen­tü­mer wie in Rödens­dorf hart­näckig ver­wei­gern.“ Das Baye­ri­sche Denk­mal­schutz­ge­setz bie­te Kom­mu­nen aber auch in so kom­pli­zier­ten Fäl­len durch­aus Hand­lungs­mög­lich­kei­ten. „Die Instru­men­te sind im Gesetz vor­han­den, aber müs­sen eben auch ange­wen­det wer­den, und das recht­zei­tig. Genau das hat der Aus­schuss für Wis­sen­schaft und Kunst des Land­tags aber in Rödens­dorf vermisst.“

Die Stadt Bay­reuth ver­häng­te im Vor­feld meh­re­re Zwangs­gel­der, weil der Eigen­tü­mer nichts tat, um das Denk­mal zu sichern, „aber sel­ber han­del­te sie nicht, um das Gebäu­de vor dem wei­te­ren Ver­fall zu bewah­ren. Einen Teil der Straf­zah­lun­gen stun­de­te sie dem Eigen­tü­mer sogar. Das ist nicht kon­se­quent und sen­det das völ­lig fal­sche Signal,“ sagt Weigand.

„Denn wenn der Ver­lust eines Denk­mals droht, müs­sen Kom­mu­nen schnell sein. Reagiert der Eigen­tü­mer nicht, kann, ja muss die Unte­re Denk­mal­schutz­be­hör­de selbst aktiv wer­den und das Gebäu­de not­si­chern las­sen“, erklärt Weig­and. Wenn die Stadt Bay­reuth jetzt behaup­tet, sie wäre dann auf den Kosten sit­zen­ge­blie­ben, sei dies schon merk­wür­dig. „Eine Not­si­che­rung ist für eine Kom­mu­ne kein finan­zi­el­les Risi­ko. Zum Ersten ist der Eigen­tü­mer zur Rück­erstat­tung ver­pflich­tet, sofern er zah­lungs­fä­hig ist. Ist er das nicht, so wer­den nach Arti­kel 4 Absatz 3 des Baye­ri­schen Denk­mal­schutz­ge­set­zes die Kosten aus dem Ent­schä­di­gungs­fonds des Frei­staats erstat­tet. Das gehört zum Grund­wis­sen in der Denk­mal­pfle­ge und soll­te des­halb auch der Unte­ren Denk­mal­schutz­be­hör­de in Bay­reuth bekannt sein.“

Selbst­ver­ständ­lich hät­te es für eine Sanie­rung des Fach­werk­hau­ses in Rödens­dorf auch För­der­mit­tel gege­ben: „Sowohl das Land als auch die Bezir­ke hal­ten finan­zi­el­le Unter­stüt­zung für Denk­mal­sa­nie­run­gen bereit. Viel­leicht hät­te sich in Anbe­tracht der Hoch­wer­tig­keit des Denk­mals auch die Ober­fran­ken­stif­tung ein­ge­bracht, die Groß­ar­ti­ges im Bereich Denk­mal­pfle­ge leistet.“

Schon auf Basis eines Gut­ach­tens von 2016 hät­ten die Denk­mal­be­hör­den gemein­sam eine För­der­ku­lis­se auf­stel­len und damit den Eigen­tü­mer unter­stüt­zen kön­nen. „Natür­lich sind Sanie­run­gen im Denk­mal oft teu­er und Eigen­tü­mer füh­len sich schnell über­for­dert. Dann ist es Auf­ga­be der ört­li­chen Denk­mal­be­hör­den, mit dem Lan­des­amt für Denk­mal­pfle­ge in Mün­chen zu unter­stüt­zen und mit den Eigen­tü­mern nach Lösun­gen zu suchen. Nor­ma­ler­wei­se pas­siert das auch, in Rödens­dorf aber lei­der nicht. Das ist sehr schade.“

Das schö­ne Fach­werk­haus ist nun ver­lo­ren. Weig­and hofft, dass es sich in der Stadt Bay­reuth um einen Ein­zel­fall han­delt und die Stadt in Zukunft bei dro­hen­dem Denk­mal­ver­lust schnel­ler und muti­ger han­delt. „Ich gehe davon aus, dass die Stadt rück­blickend genau ana­ly­siert, was nicht gut gelau­fen ist und was sie künf­tig bes­ser machen kann, um Denk­mal­ver­fall zu ver­hin­dern.“ Kom­mu­nen soll­ten sich um die Denk­mä­ler in ihrer Obhut enga­giert und mit Herz­blut küm­mern. „Denn sie sind unse­re gebau­te Hei­mat. Ich unter­stüt­ze da als denk­mal­po­li­ti­sche Spre­che­rin immer ger­ne,“ betont Sabi­ne Weigand.