For­schung zur früh­neu­zeit­li­chen Lehr­dich­tung an der Uni­ver­si­tät Bayreuth

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Mit ins­ge­samt 880.000 Euro för­dern die Deut­sche For­schungs­ge­mein­schaft (DFG) und der bri­ti­sche Arts and Huma­ni­ties Rese­arch Coun­cil (AHRC) Arbei­ten zur Lehr­dich­tung in Eng­land und Deutsch­land von der Renais­sance bis zur Auf­klä­rung. In dem Gemein­schafts­pro­jekt der Uni­ver­si­tä­ten in Mar­burg, York, Bay­reuth und Cam­bridge geht es um Lehr­dich­tung, also um die poe­ti­sche Ver­mitt­lung von natur­phi­lo­so­phi­schem Wis­sen z.B. aus der Geo­lo­gie, Astro­no­mie und Botanik.

Prof. Dr. Florian Klaeger

Prof. Dr. Flo­ri­an Klaeger

Als die moder­nen Natur­wis­sen­schaf­ten im 17. und 18 Jahr­hun­dert ent­stan­den, bedien­te man sich u.a. der Dich­tung, um das neue Wis­sen zu ver­brei­ten. „Sol­che Lehr­dich­tung bot sich an, um neu­en Ideen Form zu geben und sie so zu legi­ti­mie­ren. Sie konn­te phy­si­sche und meta­phy­si­sche Sach­ver­hal­te in einer Wei­se frucht­bar machen, wie es ande­re Text­for­men nicht ver­moch­ten. Die Dich­tung war nicht blo­ßes Orna­ment, son­dern sie soll­te die unsicht­ba­ren Struk­tu­ren der Welt ent­hül­len“, sagt Prof. Dr. Flo­ri­an Klae­ger, Inha­ber der Pro­fes­sur für eng­li­sche Lite­ra­tur­wis­sen­schaft an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth und einer der Lei­ter des inter­na­tio­na­len Projekts.

Die geplan­te Aus­ein­an­der­set­zung mit einer Viel­zahl bis­lang weit­ge­hend uner­forsch­ter eng­li­scher und deut­scher Lehr­ge­dich­te beleuch­tet eine wich­ti­ge Facet­te der Kul­tur von der Renais­sance bis zur Auf­klä­rung. Neben der volks­sprach­li­chen und der neu­la­tei­ni­schen Lehr­dich­tung, die sich mit The­men von der Blut­trans­fu­si­on bis zur Flug­theo­rie beschäf­tigt, erforscht das Pro­jekt ein Kor­pus unbe­kann­ter und größ­ten­teils nur im Manu­skript vor­lie­gen­der Dich­tung von Frau­en wie Anne Southwell, Doro­thy Calt­hor­pe oder Jane Bar­ker, die theo­lo­gisch-natur­wis­sen­schaft­li­ches Wis­sen teils auf über­ra­schen­de Wei­se for­mu­lier­ten und ein­setz­ten. Klae­ger betont: „Wir schlie­ßen damit eine Lücke, denn obwohl die For­schung sich seit eini­ger Zeit mit der ‚Poe­to­lo­gie des Wis­sens‘ beschäf­tigt, blieb sie bis­lang vor­nehm­lich auf die volks­sprach­li­che Pro­sa spä­te­rer Epo­chen und auf männ­li­che Autoren kon­zen­triert. Das Pro­jekt will dem­ge­gen­über den wich­ti­gen Bei­trag früh­neu­zeit­li­cher Lyri­ke­rin­nen auf­zei­gen.“ Ein wei­te­rer blin­der Fleck der For­schung ist die Zir­ku­la­ti­on von poe­ti­schem und wis­sen­schaft­li­chem Wis­sen zwi­schen Eng­land und Deutsch­land wäh­rend der euro­päi­schen Früh­auf­klä­rung. Auch die­ser Aus­tausch soll näher erfasst werden.

Unter­stützt wird das Pro­jekt von der DFG und dem AHRC im Rah­men eines Pro­gramms zur För­de­rung deutsch-bri­ti­scher For­schungs­ko­ope­ra­tio­nen. Betei­ligt sind neben Klae­ger auch Prof. Dr. Hania Sie­ben­pfeif­fer von der Uni­ver­si­tät Mar­burg, Prof. Dr. Kevin Kil­leen von der Uni­ver­si­ty of York und Dr. Cas­san­dra Gor­man von der Anglia Rus­kin Uni­ver­si­ty, Cam­bridge. Pro­jekt­start ist der 1. April 2024. Ende 2024 soll eine Kon­fe­renz in Bay­reuth erste Ergeb­nis­se präsentieren.