Sonn­tags­ge­dan­ken zu Weihnachten

Symbolbild Religion

Ein klei­ner Jun­ge stand in einem gro­ßen, dunk­len Gewöl­be, ganz tief unten im Kel­ler. Und an der Grö­ße des klei­nen Jun­gen gemes­sen, war es wirk­lich sehr groß. Der klei­ne Jun­ge stand mit­ten in die­sem Raum und wein­te bit­ter­lich, denn er hat­te Angst. Er hat­te nur Geträn­ke holen wol­len, aber ver­ges­sen, das Licht für den Kel­ler anzu­schal­ten. Der Vater öff­ne­te oben die Tür und mein­te nur: „Ach mein klei­nes Dum­mer­chen! Mach dir doch das Licht an!“ Und er schal­te­te das Licht an. Aber der klei­ne Jun­ge wein­te immer noch, nun nicht mehr, weil er Angst hat­te, denn es war ja jetzt hell in die­sem gro­ßen, dunk­len Kel­ler­ge­wöl­be: Aber er war allein.

Mei­ne lie­ben Freunde,

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfar­rer Klaus Weig­and (rechts) mit Urmel …

war­um hat der Vater nur das Licht ange­macht? War­um ist er nicht zu sei­nem klei­nen Jun­gen gegan­gen, um ihn in den Arm zu neh­men und ganz fest zu drücken und zu trö­sten? War­um? Ich bin über­zeugt, wenn der Vater zu sei­nem Buben gegan­gen wäre und ihn in die Arme genom­men hät­te, hät­te er auf­ge­hört zu wei­nen, denn er hät­te kei­ne Angst mehr gehabt und wäre nicht mehr allein gewesen.

Eigent­lich hät­te der Vater das wis­sen müs­sen, denn ein lie­be­vol­ler Vater und eine lie­be­vol­le Mut­ter wis­sen das.

Und des­we­gen macht es Gott an Weih­nach­ten auch nicht wie der Vater in der klei­nen Geschich­te: Er macht nicht ein­fach schnell mal das Licht an und will nicht ein­fach alle Dun­kel­heit nur hell machen.

Denn dann wäre es zwar hell, aber wir Men­schen wären dann immer noch allein.

Nein. Gott macht es ganz anders. Wie eine lie­be­vol­le Mut­ter und ein lie­ben­der Vater steigt er sozu­sa­gen die Kel­ler­trep­pe her­un­ter und steigt in unse­re Dun­kel­heit, weil er nur eines will: uns nahe sein und uns in die Arme schlie­ßen. In einem klei­nen Kind streckt er uns sei­ne Arme ent­ge­gen und möch­te, dass wir die­se ergrei­fen, damit wir ihn so rich­tig umar­men kön­nen. Er will nicht ein­fach nur alle Dun­kel­heit der Welt und in unse­ren Her­zen hell machen, nein, er will, dass wir kei­ne Angst mehr haben, dass wir nicht mehr allein sind und kommt des­we­gen in die Dun­kel­heit unse­rer Herzen.

Frei­lich wäre es für Gott ein leich­tes gewe­sen, ein­fach nur das Licht anzu­knip­sen und alle Fin­ster­nis zu erhel­len. Aber wäre uns damit geholfen?

Denn ich glau­be, ein Licht kann noch so hell sein, es nützt nichts, wenn man ein­fach Angst hat und sich allein fühlt. Des­we­gen wird Gott Mensch, um dich, um uns alle in sei­ne Arme zu schlie­ßen, uns fest zu drücken, wie ein guter Vater und eine lie­be­vol­le Mutter.

Auch das ist Weih­nachts­bot­schaft: Gott macht unse­re Fin­ster­nis nicht ein­fach hell. Aber er steigt mit uns in sie hin­ab, damit für uns selbst die Fin­ster­nis nicht mehr dun­kel ist.

Des­we­gen machen wir es doch auch wie Gott: Fan­gen wir an, Mensch zu wer­den, hin­ab­zu­stei­gen zu den ande­ren, dann wird es hell wer­den, dann wird es Weih­nach­ten werden!

In die­sem Sin­ne wün­sche ich Ihnen allen Fro­he Weihnachten!

Klaus Weig­and


Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Infos zu Pfar­rer Klaus Weigand

  • Gebo­ren 1966 in Erlen­bach am Main (Unter­fran­ken)
  • Abitur am The­re­sia­num in Bam­berg 1989
  • Stu­di­um der Kath. Theo­lo­gie in Bam­berg und Wien
  • Prie­ster­wei­he 1998
  • Tätig­kei­ten:
  • Fürth, Christ­kö­nig von 1997 – 2010
  • Bucken­ho­fen als Pfarr­ad­mi­ni­stra­tor 2010 – 2015
  • seit 2015 in Herolds­bach und Hausen