„Leben­di­ger Advents­ka­len­der“ in Zeulenreuth

„Advent gibt uns bewusst Zeit, mit offe­nen Augen auf das Jesus­kind zu war­ten.“ Ent­spre­chend der Kern­aus­sa­ge der Weih­nachts­ge­schich­te dreh­te sich beim elf­ten Advents­tür­chen auf dem beschau­li­chen Vor­platz des Häusls alles um die Krip­pe und das Jesus­kind. Sabi­ne Jau­er­nig, Frank Reich­stein und Yvonne Böh­mer von der evan­ge­li­schen Chri­stus­ge­mein­de hat­ten zu einer besinn­li­chen Stun­de des Leben­di­gen Advents­ka­len­der eingeladen.

"Nicht das Unwichtige wie Geschenke und Termine, Hektik und Stress, sondern das Jesuskind steht im Mittelpunkt vom Advent", das war die nachdenkliche Botschaft von Franky Reichstein, die Geschwister Lion, Kimi und Jörg Böhmer, Sabine Jauernig, Katharina Reiß und Yvonne Böhmer (von links) bei Adventstürchen in Zeulenreuth. Foto: Wolfgang Hübner

„Nicht das Unwich­ti­ge wie Geschen­ke und Ter­mi­ne, Hek­tik und Stress, son­dern das Jesus­kind steht im Mit­tel­punkt vom Advent“, das war die nach­denk­li­che Bot­schaft von Fran­ky Reich­stein, die Geschwi­ster Lion, Kimi und Jörg Böh­mer, Sabi­ne Jau­er­nig, Katha­ri­na Reiß und Yvonne Böh­mer (von links) bei Advents­tür­chen in Zeu­len­reuth. Foto: Wolf­gang Hübner

So man­cher, der am frü­hen Abend am Zeu­len­reu­ther Dorf­platz vor dem Gemein­schafts­häusl vor­spa­zier­te, dürf­te sich gewun­dert haben. Zu einer Zeit, zu der Ruhe und Stil­le in der Dorf­mit­te herrscht und eigent­lich so gar nichts los ist, loder­ten aus einer Feu­er­ton­ne die Flam­men und erleuch­te­ten das Umfeld. Denn in der Ecke zwi­schen Feu­er­wehr­ge­rä­te­haus und Häusl, flan­kiert von einen schön beleuch­te­ten Christ­baum schar­ten sich Frau­en und Män­ner, Kin­der und Jugend­li­che um Par­ty­ti­sche. Dar­auf strahl­ten in Glä­sern Tee­lich­tern, ein­ge­bet­tet in rotes Gra­nu­lat. Auf roten Ser­vi­et­ten gebet­te­tes Weih­nachts­ge­bäck wie Leb­ku­chen, Plätz­chen und Spe­ku­la­ti­us luden zum Naschen ein. Hei­ßer roter Glüh­wein aus dem Ein­weg­topf sorg­te ange­sichts win­ter­lich-eisi­ger Tem­pe­ra­tu­ren für inner­li­che Wär­me. So man­cher hat­te sich ange­sichts eisig-win­di­ger Wit­te­rung wohl­weis­lich in Müt­ze, Schal, Hand­schu­he und dicker Jacke eingelullt.

Es war in die­sem Jahr das elf­te von 13 Tür­chen des „Leben­di­gen Advents­ka­len­ders“ der evan­ge­li­schen Kir­chen­ge­mein­de, das dort auf­ging, wo die Men­schen zuhau­se sind. In Zeu­len­reuth wur­de es in einer Gemein­schafts­lei­stung der Fami­li­en Jau­er­nig-Reich­stein, Reiß und Böh­mer orga­ni­siert. „Der leben­di­ge Advent­ka­len­der will Men­schen zusam­men­brin­gen. Wir wol­len uns mit­ein­an­der der Vor­be­rei­tung auf Weih­nach­ten zuwen­den“, so Sabi­ne Jau­er­nig. „Es geht um Gemein­schaft und Begeg­nung, aber nir­gends auf­ge­drängt“, ergänzt Frank Reich­stein. „So kön­nen Men­schen die­se Tage inten­siv und aus ganz ande­rem Blick­win­kel erle­ben“, so Yvonne Böh­mer. Für das Ambi­en­te bedarf es dazu nicht viel: ein biss­chen Deko und Kerzenlicht,Süßes, advent­li­che Lie­der und besinn­li­che Tex­te – und eine Stun­de Zeit, um nach einem lan­gen Arbeits­tag zusam­men­zu­kom­men und sich mit­ein­an­der „im Klei­nen auf etwas ganz Gro­ßes – das Geburts­fest Jesu – ein­zu­stim­men“, sagt sie. Aber auch das Gemüt­li­che und Hei­te­re kommt nicht zu kurz. Ein­ge­la­den waren sie alle: Men­schen jeden Alters und jeder Kon­fes­si­on, vom Baby bis zu den Senio­ren, auch Nach­barn und Freun­de. Sie sol­len die Advents­zeit gemein­sam bege­hen und sich dort „wo zwei oder drei im Namen Jesu ver­sam­melt sind“ auf nach Weih­nach­ten machen. Des­halb war gemein­sa­mes Hören, Sin­gen und Beten ange­sagt. Lei­se unter­malt von den sanf­ten advent­li­chen Tönen lud Frank Reich­stein des­halb ein, die Hek­tik des All­tags hin­ter sich zu las­sen, zur Ruhe zu kom­men und sich inner­lich ein­zu­stim­men auf das Geheim­nis der Mensch­wer­dung des Got­tes­soh­nes. Gemein­sam stimm­te man ein in Alfred Hans Zollers tra­di­tio­nel­les Weih­nachts­lied „Stern über Bethlehem“.

Lebendiger Adventskalender in Zeulenreuth. Foto: Wolfgang Hübner

Leben­di­ger Advents­ka­len­der in Zeu­len­reuth. Foto: Wolf­gang Hübner

Lan­ge hat­te Sabi­ne Jau­er­nig nach einer pas­sen­den, so gar nicht bekann­ten Weih­nachts­ge­schich­te gesucht. Bei Rapha­e­le Cade­ras „Unru­he im Stall“ war sie fün­dig gewor­den. Ent­spre­chend herrsch­te gespann­te Auf­merk­sam­keit, als Fran­ky Reich­stein, die Geschwi­ster Lion, Kimi und Jörg Böh­mer und ihre Mama Yvonne Böh­mer, Sabi­ne Jau­er­nig und Katha­ri­na Reiß im Wech­sel die humor­vol­le Weih­nachts­ge­schich­te mit tie­fe­rem Sinn für die gan­ze Fami­lie vor­tru­gen. Denn die Krip­pen­fi­gu­ren der Hei­li­gen Fami­lie in der Krip­pe späh­ten aus ihrem gemüt­li­chen Holz­stall hin­aus ins Wohn­zim­mer und ver­folg­ten, wie dort die Men­schen-Fami­lie die­ses Jahr Weih­nach­ten fei­ert. Vom Stall aus muss­ten sie aber ent­setzt beob­ach­ten, dass die Men­schen immer­zu im Stress sind, der Arbeit den Vor­zug geben und Geschen­ken und Ter­mi­nen nach­ja­gen, anstatt sich auf Weih­nach­ten als Geburts­fest Jesu zu kon­zen­trie­ren. Um die Men­schen, dra­stisch damit zu kon­fron­tie­ren, was im Mit­tel­punkt des Weih­nachts­fests steht, ver­schwin­det das Jesu Kind mal kur­zer­hand für ein paar Tage in der Ver­sen­kung und taucht erst wie­der am Hei­li­gen Abend auf. Zur Freu­de der Men­schen, denen bewusst wur­de, dass zum Gelin­gen des Weih­nachts­fests nur das Jesus­kind wich­tig ist. Beschämt muss­ten sie sich ein­ge­ste­hen, dass sie die Advents­zeit alles ande­re als sinn­voll genutzt hat­ten, sich bewusst Zeit zu neh­men, um mit offe­nen Augen auf das Jesus­kind zu warten.

Bevor es zum gemüt­li­chen Teil über­ging, wur­de noch gemein­sam um Zeit für die Fami­lie und den Mit­men­schen sowie das Vater Unser gebe­tet. Zur Erin­ne­rung und als klei­nes Geschenk hat­te Yvonne Böh­mer 35 Tüt­chen mit eigens gebacke­nen Krip­pen­plätz­chen mit drei Ster­nen sowie einem Lese­zei­chen mit Krip­pen­mo­tiv geba­stelt. Anschlie­ßend plau­der­te man ein biss­chen, wärm­te sich mit hei­ßem Getränk auf und genoß das weih­nacht­li­che Gebäck, und ver­schwand schließ­lich wie­der in der Nacht.‚ Das letz­te Advents­tür­chen wur­de am Frei­tag, 22. Dezem­ber um 18:30 Uhr vor der Chri­stus­kir­che auf dem Kirch­platz 1 mit Pfar­re­rin Andrea Kühn geöffnet.