Bam­ber­ger Grü­ne sehen Anker­zen­trum als Auslaufmodell

Dass die Migra­ti­ons­de­bat­te der­zeit Fahrt auf­nimmt, sehen die Bam­ber­ger Grü­nen „durch­aus als Chan­ce für eine Ent­wick­lung in die rich­ti­ge Rich­tung“. Für das Bam­ber­ger Anker­zen­trum braucht es aller­dings ein schnel­le­re Lösung. Dies wur­de bei einem Tref­fen der Bam­ber­ger Spit­zen­grü­nen von Bundes‑, Lan­des- und kom­mu­na­ler Ebe­ne deutlich.

Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Lisa Badum kann dem vor kur­zem erreich­ten Kom­pro­miss der Mini­ster­prä­si­den­ten­kon­fe­renz mit der Ampel-Regie­rung nicht nur, aber viel Gutes abge­win­nen: „Kom­mu­nen erhal­ten mehr Geld für die Inte­gra­ti­on von Geflüch­te­ten und zwar je nach­dem, ob sie mehr oder weni­ger Per­so­nen bei sich unter­brin­gen.“ Auch die Plä­ne, Geflüch­te­te schnel­ler in Arbeit zu brin­gen und die Asyl­ver­fah­ren zu beschleu­ni­gen, bezeich­net sie als posi­tiv. Das gehe, so Badum, ein­her mit dem Chan­cen­auf­ent­halts­recht und dem Fach­kräf­te­ein­wan­de­rungs­ge­setz. „Die­se zwei Neu­re­ge­lun­gen der Ampel­re­gie­rung erken­nen an, dass wir hier­zu­lan­de mas­si­ven Arbeits­kräf­te- und Fach­kräf­te­man­gel haben und dafür Ein­wan­de­rung brau­chen, aber auch den Spur­wech­sel für bereits hier leben­de gedul­de­te Menschen.“

Den Zusam­men­hang zum Bam­ber­ger Anker­zen­trum erklärt Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Ursu­la Sowa: „Wenn wir Migra­ti­on lang­fri­stig auf neue Füße stel­len und mehr Wege für gere­gel­te und huma­ne Migra­ti­on eröff­nen, wer­den weni­ger Men­schen den Weg des Asyl­sy­stems wäh­len, der jetzt noch oft der ein­zig gang­ba­re für sie ist.“ Das wür­de die Anzahl der Ver­fah­ren ver­rin­gern, sie ver­ein­fa­chen und beschleu­ni­gen. Mas­sen­un­ter­künf­te wie das Anker­zen­trum wären dann ganz klar ein „Aus­lauf­mo­dell“, ist Sowa über­zeugt. Doch bis dahin, das weiß auch sie, ist es auf­grund der restrik­ti­ven Hal­tung der Uni­on, ins­be­son­de­re der CSU, noch ein län­ge­rer Weg. „Ein moder­nes Migra­ti­ons­recht wird rei­fen“, ist sie aber zuversichtlich.

So lan­ge haben die Grü­nen in Bezug auf das über­füll­te Anker­zen­trum in Bam­berg aller­dings kei­ne Geduld, stellt der Vor­sit­zen­de der Stadt­rats­frak­ti­on Grü­nes Bam­berg, Chri­sti­an Hader, fest: „Wir erwar­ten, dass die baye­ri­sche Staats­re­gie­rung ihr Wort hält und wie ver­ein­bart 2025 schließt.“ Besorgt sind die Grü­nen, weil bis­lang kei­ner­lei Bemü­hun­gen erkenn­bar sind, dass die Staats­re­gie­rung nach Ersatz sucht. „Denn selbst­ver­ständ­lich müs­sen bis 2025 für die Erst­auf­nah­me von Geflüch­te­ten in Ober­fran­ken ande­re Unter­künf­te ein­ge­rich­tet wer­den“, erklärt Ange­li­ka Gaufer, Vor­stands­spre­che­rin von Grü­nes Bamberg.

Dem pflich­ten auch die Grü­nen-Kol­le­gen aus dem Land­kreis bei, Kreis­tags­frak­ti­ons­vor­sit­zen­der Tho­mas Ochs und Vor­stands­spre­cher Luca Rosen­hei­mer. Sie beto­nen, dass in fast allen ande­ren baye­ri­schen Regie­rungs­be­zir­ken die Unter­künf­te der Erst­auf­nah­me auf meh­re­re Orte ver­teilt sind. Das ermög­li­che klei­ne­re und für den jewei­li­gen Ort und die dor­ti­ge Bevöl­ke­rung deut­lich ver­träg­li­che­re Ein­rich­tun­gen. „Wenn die Erst­auf­nah­me auf die Schul­tern auch der ande­ren grö­ße­ren Städ­te in Ober­fran­ken ver­teilt wird, ist das für alle bes­ser“, sagen sie. Auch bei der Fol­ge­un­ter­brin­gung der Geflüch­te­ten sehen sie die Lösung nicht in gro­ßen Hei­men, son­dern in gleich­mä­ßig und gerecht ver­teil­ten klei­ne­ren Ein­hei­ten. „Hier brau­chen wir die Soli­da­ri­tät aller Gemeinden!“

Uni­so­no beto­nen die Spit­zen der Grü­nen, dass die Unter­brin­gung von Geflüch­te­ten in erster Linie von den Lan­des­re­gie­run­gen zu ver­ant­wor­ten sei. „Mit der Mas­sen­un­ter­kunft am Bam­ber­ger Stadt­rand – der­zeit auch noch nahe an oder über der Kapa­zi­täts­gren­ze – spielt die CSU-FW-Staats­re­gie­rung ein gefähr­li­ches Spiel, das auf das Kon­to rechts­po­pu­li­sti­scher Kräf­te ein­zahlt“, so die Grü­nen. Die grü­ne For­de­rung ist des­halb ein­deu­tig und wird vom Bam­ber­ger Zwei­ten Bür­ger­mei­ster Jonas Glü­sen­kamp so for­mu­liert: „Anker­zen­trum schlie­ßen: 2025! Erst­auf­nah­mestand­or­te in ganz Ober­fran­ken suchen und auf­bau­en: Jetzt!“