KAB Bam­berg: Pfle­ge­not­stand bekämp­fen – durch Bonus­sy­ste­me und alter­na­ti­ve Arbeitszeitmodelle?

Mitglieder der KAB Aktivistengruppe „Gesundheit“ im Gespräch mit Marco Fischer, Caritas Kronach (v. li. n. re.): Norbert Schneider, Manuela Mähringer, Marco Fischer, Luise Müller, Christa Körner. Foto: KAB
Mitglieder der KAB Aktivistengruppe „Gesundheit“ im Gespräch mit Marco Fischer, Caritas Kronach (v. li. n. re.): Norbert Schneider, Manuela Mähringer, Marco Fischer, Luise Müller, Christa Körner. Foto: KAB

Pfle­ge­not­stand bekämp­fen – durch Bonus­sy­ste­me und alter­na­ti­ve Arbeits­zeit­mo­del­le? Die­ser Fra­ge ging die KAB Bam­berg im Gespräch mit der Cari­tas Kro­nach nach.

Pfle­ge­not­stand – die­ses The­ma treibt die KAB Bam­berg seit Län­ge­rem um. Kon­kret bezeich­net der Begriff den aku­ten Per­so­nal­man­gel in Pfle­ge­ein­rich­tun­gen. Damit ein­her gehen unzäh­li­ge Über­stun­den der vor­han­de­nen Mit­ar­bei­ten­den, aber auch Krank­heits­ta­ge, Unzu­frie­den­heit der zu Pfle­gen­den und deren Ange­hö­ri­gen. „Wir haben uns gefragt: Was kön­nen wir aktiv zur Lösung die­ses Pro­blems bei­tra­gen?“ erklärt Lui­se Mül­ler, KAB Pfle­ge­be­ra­te­rin. „So ent­stand die Idee, mit Pfle­ge­trä­gern ins Gespräch zu kom­men und im Nach­gang posi­ti­ve Bei­spie­le zu ver­öf­fent­li­chen, in der Hoff­nung, dass die­se Nach­ah­mer fin­den und wei­te­re Lösungs­ideen anstoßen.“

Ein in die­ser Hin­sicht viel­ver­spre­chen­des Modell hat der Cari­tas­ver­band Kro­nach im Febru­ar 2023 mit einem Bonus- und Beloh­nungs­sy­stem für das Per­so­nal ein­ge­führt. Mar­co Fischer, Vor­sit­zen­der der Mit­ar­bei­ter­ver­tre­tung Cari­tas Kro­nach, stand der Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern der KAB Bam­berg zum Hin­ter­grund der Initia­ti­ve und den bis­he­ri­gen Erfah­run­gen Rede und Antwort.

War­um wur­de das Beloh­nungs­sy­stem bei der Cari­tas Kro­nach eingeführt?

„Die Ereig­nis­se der letz­ten Jah­re, nicht zuletzt die Pan­de­mie, haben vie­les ver­än­dert, die Gescheh­nis­se haben etwas mit den Men­schen gemacht“, beschreibt Fischer die Aus­gangs­la­ge der Akti­on. „Im Pfle­ge­be­reich schlug der Per­so­nal­man­gel extrem durch, es kam zu Kün­di­gun­gen, ins­ge­samt zu einer hohen Fluk­tua­ti­on im Per­so­nal­stamm und zu kör­per­li­chen wie psy­chi­schen Ein­bu­ßen. Die Mit­ar­bei­ten­den muss­ten häu­fig und kurz­fri­stig für Aus­fäl­le ein­sprin­gen. Ihre Fle­xi­bi­li­tät, Ihren Ein­satz und Ihre Moti­va­ti­on woll­te die Cari­tas Kro­nach als Arbeit­ge­ber unbe­dingt hono­rie­ren“, macht Fischer klar, „denn: Vom Klat­schen auf den Bal­ko­nen, kann sich die Pfle­ge nichts kau­fen.“ Dar­auf­hin schloss der Wohl­fahrts­ver­band sich an das System der „Fran­ken­wald­Card“ an, ein Gut­schein­ver­bund, ein­lös­bar bei über 120 Ein­zel­händ­lern im Land­kreis Kro­nach, auch Tank­stel­len sind dabei.

Kon­kret funk­tio­niert das Beloh­nungs­sy­stem so: „Wenn jemand ein­springt, erhält er neben den Mehr­stun­den für die ersten drei zusätz­lich über­nom­me­nen Dienst­ein­sät­ze im Monat jeweils fünf Euro, ab dem vier­ten Mal zehn Euro auf die Gut­schein­kar­te gebucht. Die Abwick­lung und Ver­bu­chung erfolgt anony­mi­siert durch unse­re Per­so­nal­stel­le“, beschreibt Fischer die neue Maßnahme.

Hat sich durch die Ein­füh­rung des Beloh­nungs­sy­stems etwas verändert?

Die bis­he­ri­gen Rück­mel­dun­gen der Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter sei­en, laut Fischer, posi­tiv. „Dass es sich dabei nicht um hohe Beträ­ge han­delt, ist uns bewusst. Es ist viel­mehr ein Zei­chen der Aner­ken­nung und Wert­schät­zung den Mit­ar­bei­ten­den gegen­über, die dan­kens­wer­ter­wei­se dazu bei­tra­gen, dass die Pfle­ge der Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten sicher­ge­stellt ist. Ohne sie sähe die Ver­sor­gungs­la­ge vor Ort deut­lich anders und schlech­ter aus.“

Fle­xi­ble Arbeits­zeit­mo­del­le sind gefragt

Um den Mit­ar­bei­ten­den die Ein­sät­ze so ein­fach wie mög­lich zu machen, hat die Cari­tas Kro­nach auch alter­na­ti­ve Schicht­for­men ein­ge­führt: „Wir haben seit eini­ger Zeit so genann­te ‚Müt­ter­schich­ten‘, bei die­sen decken sich die Arbeits­zei­ten mit den Kin­der­be­treu­ungs­zei­ten – damit wol­len wir vor allem für Müt­ter die Ver­ein­bar­keit von Fami­lie von Beruf erleich­tern“, führt Mar­co Fischer aus. Die Ver­ein­bar­keit von Frei­zeit und Beruf ist beson­ders der jün­ge­ren Gene­ra­ti­on zuneh­mend wich­tig. „Daher arbei­ten wir der­zeit auch ver­stärkt mit Teilzeitstellen.“

Fazit

„Der Pfle­ge­not­stand muss mit ver­ein­ten Kräf­ten abge­wen­det wer­den. Umso wich­ti­ger ist es, gute Ideen und erfolg­rei­che Maß­nah­men unter­ein­an­der aus­zu­tau­schen“, resü­miert Lui­se Mül­ler am Ende des Gesprächs. „Wir wün­schen dem Cari­tas­ver­band für den Land­kreis Kro­nach e.V. zum Wohl der Beschäf­tig­ten und der zu Pfle­gen­den, gute Akzep­tanz des Beloh­nungs­sy­stems und der alter­na­ti­ven Arbeitszeitmodelle.“