Sonn­tags­ge­dan­ken zu „Christ­kö­nig“: Auf die Pra­xis kommt es an

Symbolbild Religion

Wie wür­den Sie mir, lie­be Freun­de, fol­gen­de Fra­ge beant­wor­ten: „Wor­an erkennt man einen prak­ti­zie­ren­den Christen?“

Ich bin über­zeugt, eini­ge und bestimmt nicht weni­ge wür­den sagen: „… dar­an, dass der­je­ni­ge regel­mä­ßig in die Kir­che geht.“ Schließ­lich ist uns das auch so von Kind­heit an gelehrt wor­den. Als Christ hat du eine Sonn­tags­pflicht und musst in die Kir­che zum Got­tes­dienst. Nur, wenn das wirk­lich so wäre, dann fra­ge ich mich, war­um genau davon in der Bibel nie die Rede ist. Jesus zählt alles Mög­li­che auf, aber nie: „Ich habe euch zum Got­tes­dienst geru­fen und ihr seid gekom­men oder nicht gekommen.“

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfar­rer Klaus Weig­and (rechts) mit Urmel …

Nein, aber er sagt uns etwas ganz ande­res: „Ich war hung­rig, dur­stig, nackt, obdach­los, im Gefäng­nis, und ihr habt mir geholfen!“

Das ist es, wor­auf es ankommt: Got­tes­dienst durch den Dienst am Näch­sten. Frei­lich hole ich mir die Kraft dazu im Got­tes­dienst, aber ich kann und darf mein Christ­sein nicht ein­zig und allein am Got­tes­dienst­be­such festmachen.

Wenn wir heu­te Christ­kö­nig fei­ern, dann den­ken wir an einen König, der selbst ein Die­ner der Men­schen gewe­sen ist. Wir fei­ern einen König, des­sen Leben ein Got­tes­dienst am Näch­sten gewe­sen ist und des­sen Die­nen an uns Men­schen so weit reich­te, dass er dafür in den Tod gegan­gen ist.

Wir fei­ern einen König, der sich ganz klein gemacht hat um uns einen ein­zig­ar­ti­ge Wür­de zu geben.

Und des­we­gen müs­sen auch wir jeder und jedem ande­ren die­se Wür­de schen­ken; wie z.B. durch uns­ren Dienst an den Menschen.

Das bedeu­tet, den Kran­ken zu die­nen, den Alten, den Ein­sa­men, den Hun­gern­den den kör­per­lich oder see­lisch Lei­den­den. Ich bin davon über­zeugt: Den Men­schen zu die­nen, das ist wirk­lich Got­tes­dienst und das heißt: Gott im Näch­sten zu die­nen. Denn, was wir einem sei­ner gering­sten Brü­der und Schwe­stern getan haben, das haben wir wirk­lich IHM getan. Und dar­an wer­den wir letzt­lich gemes­sen, wenn er als König der Welt einst wiederkommt.

Wer den Näch­sten aus dem Blick ver­liert, der kann zur Kir­che gehen, sooft er will – in den Augen Jesu hat der am Ende ledig­lich etwas für sich selbst getan.

Wer das nicht will, wem die­ser Gott wich­tig ist, und wer die­sem Gott wirk­lich die­nen will, der kommt um Jesu Wort nicht her­um. Denn Jesus macht mir letzt­gül­tig deut­lich, was ich tun muss, wenn ich Gott die­nen will, was es wirk­lich heißt, unse­rem Gott zu dienen.

Wer Jesus ernst nimmt, der weiß, dass Got­tes­dienst nicht zuerst in der Kir­che statt­fin­det. Denn dem ande­ren zu die­nen, sei­ne Not zu lin­dern, das ist für Jesus der eigent­li­che, der wah­re Gottesdienst.

Wenn wir das ein Stück weit ver­su­chen zu ver­wirk­li­chen, dann wird das Reich Got­tes unter uns sicht­bar, und dann machen wir deut­lich: Jesus ist unser König, der uns bei sei­ner Wie­der­kunft auf­rich­ten wird, weil wir ihm dien­ten, weil wir sein Reich schon hier auf Erden deut­lich machten.

Klaus Weig­and


Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Infos zu Pfar­rer Klaus Weigand

  • Gebo­ren 1966 in Erlen­bach am Main (Unter­fran­ken)
  • Abitur am The­re­sia­num in Bam­berg 1989
  • Stu­di­um der Kath. Theo­lo­gie in Bam­berg und Wien
  • Prie­ster­wei­he 1998
  • Tätig­kei­ten:
  • Fürth, Christ­kö­nig von 1997 – 2010
  • Bucken­ho­fen als Pfarr­ad­mi­ni­stra­tor 2010 – 2015
  • seit 2015 in Herolds­bach und Hausen

1 Antwort

  1. Ferenc sagt:

    Die Lie­be zu Gott und die Lie­be zum Näch­sten, den Jesus über das Gleich­nis vom barm­her­zi­gen Sama­ri­ter defi­niert (ein reli­gi­ös wie eth­nisch Frem­der wen­det alles ihm Mög­li­che auf, um dem nach einem Raub­über­fall schwer Ver­letz­ten zu hel­fen, nach­dem meh­re­re Wür­den­trä­ger aus der eige­nen Gemein­schaft ihn acht­los haben lie­gen las­sen) sind laut Jesus die höch­sten Gebo­te des Chri­sten­tums. Es gibt aber eine wei­te­re wich­ti­ge Aus­sa­ge des Messias:

    „Dar­an wird jeder­mann erken­nen, daß ihr mei­ne Jün­ger seid, wenn ihr Lie­be unter­ein­an­der habt“ (Joh 13,35).

    Chri­sten sol­len also, dem Wort des Herrn gemäß, für alle an ihrem Umgang mit­ein­an­der erkannt wer­den. Auch da ist ange­sichts der Rea­li­tät in der Welt noch sehr, sehr viel Luft nach oben.