Bei­trag der Uni­ver­si­tät Bay­reuth zur Ent­schlüs­se­lung eines essen­ti­el­len enzy­ma­ti­schen Wirkmechanismus

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For­schen­de der Uni­ver­si­tät Bay­reuth haben die struk­tu­rel­le Grund­la­ge eines enzy­ma­ti­schen RNA-Abwick­lungs­me­cha­nis­mus ent­schlüs­selt. Bei dem Enzym han­delt es sich dabei um die DExH-Typ RNA Heli­ka­se Mal­e­l­ess (MLE). Prof. Dr. Janosch Hen­nig, Lehr­stuhl­in­ha­ber für Bio­che­mie IV an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth, und sei­ne Arbeits­grup­pe haben in einem Bei­trag in der Fach­zeit­schrift Mole­cu­lar Cell nun die Ergeb­nis­se der Stu­die ver­öf­fent­licht, die ein Durch­bruch für die Ent­wick­lung von Medi­ka­men­ten sein könnte. 

„Die For­schung begann zunächst mit dem Ziel die Mecha­nis­men der Dosis­kom­pen­sa­ti­on zu ergrün­den“, erläu­tert Prof. Dr. Janosch Hen­nig, Lehr­stuhl­in­ha­ber für Bio­che­mie IV an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. Mit der Dosis­kom­pen­sa­ti­on stel­len vie­le Orga­nis­men sicher, dass für bei­de Geschlech­ter wich­ti­ge X‑chromosale Gene in glei­chem Maß­stab abge­le­sen wer­den. Als Model­or­ga­nis­mus wur­de die Frucht­flie­ge (Dro­so­phi­la) ver­wen­det. „Hier läuft die Dosis­kom­pen­sa­ti­on zwar anders ab als beim Men­schen, aber die betei­lig­ten Pro­te­in­kom­po­nen­ten sind im Men­schen alle vor­han­den und konserviert.“

Die Stu­die von Prof. Dr. Janosch Hen­nig und sei­nem Mit­ar­bei­ter Dr. Pra­vin Jag­tap ist des­halb wich­tig, da die unter­such­te DExH-Typ RNA Heli­ka­se mal­e­l­ess (MLE) dem der mensch­li­chen DHX9 RNA Heli­ka­se gleicht. Die­ses ist ein Ziel­pro­te­in, gegen das Medi­ka­men­te ent­wickelt wer­den sol­len, da DHX9 bei Erkran­kun­gen wie Krebs, HIV und ande­ren Auto­im­mun­erkran­kun­gen eine wich­ti­ge Rol­le spielt. „Mit­tels unse­rer Struk­tu­ren konn­ten wir nun eine Stel­le an der Ober­flä­che des Enzyms fin­den, für die hoch­spe­zi­fi­sche Hemm­stof­fe ent­wickelt wer­den kön­nen“, sagt Hen­nig. „An die­sem näch­sten Schritt arbei­ten wir bereits.“

Wäh­rend der Unter­su­chun­gen ent­deck­te Hen­nig mit sei­nem Team, dass MLE unter­schied­li­che Kon­for­ma­tio­nen, also räum­li­che Anord­nun­gen der Ato­me eines Mole­küls, wäh­rend der RNA-Model­lie­rung annimmt. Die­se Struk­tu­ren lie­fern ein detail­lier­tes Ver­ständ­nis für den Abwick­lungs­pro­zess von RNA.

„Es wird rege an die­sen Enzy­men geforscht, aber es ist noch kei­nem gelun­gen, eine Struk­tur einer sol­chen Heli­ka­se zu bestim­men, wenn die­se im dop­pel­strän­gi­gen RNA gebun­de­nen Zustand vor­liegt“, sagt Hen­nig. „Das konn­ten wir nun mit die­ser Stu­die zei­gen. Außer­dem konn­ten wir fünf wei­te­re Struk­tu­ren mit der soge­nann­ten Kryo­elek­tro­nen­mi­kro­sko­pie-Metho­de lösen und somit fast den kom­plet­ten Mecha­nis­mus ent­schlüs­seln.“ Die Wich­tig­keit der struk­tu­rel­len Infor­ma­ti­on der Bay­reu­ther Wis­sen­schaft­ler Hen­nig und Jag­tap wur­de durch die For­schungs­grup­pe von Prof. Dr. Peter Becker der Lud­wig-Maxi­mi­li­an-Uni­ver­si­tät Mün­chen in Zel­len bestätigt.

Die For­schung wur­de von der Deut­schen For­schungs­ge­mein­schaft geför­dert. Dr. Pra­vin Jag­tap wur­de zudem über das EU Marie Curie Actions Cofund EIPOD Pro­gramm mitgefördert.

DOI: https://​doi​.org/​1​0​.​1​0​1​6​/​j​.​m​o​l​c​e​l​.​2​0​2​3​.​1​0​.​026