Vor­trag zur „Flut­ka­ta­stro­phe im Ahrtal“ bei der FW Kirchehrenbach

Vortrag von Feuerwehrchef Frank Linnarz
Vortrag von Feuerwehrchef Frank Linnarz © Feuerwehr

„Jen­seits der Vor­stel­lungs­kraft“ – Feu­er­wehr­chef Frank Lin­n­arz aus Alte­nahr berich­te­te vor 50 Einsatzkräften

Ganz nüch­tern war die Über­schrift, die Frank Lin­n­arz an die Lein­wand warf: Die Hoch­was­ser­ka­ta­stro­phe im Ahrtal 14./15. Juli 2021. Der Wehr­lei­ter der Ver­wal­tungs­ge­mein­de Alte­nahr (Kreis Ahr­wei­ler) war zu Gast in Kirch­eh­ren­bach und berich­te­te im Rah­men eines Info­abends über sei­nen größ­ten und läng­sten Ein­satz – gleich­zei­tig aber auch über ein Ereig­nis, das sich in sei­ner Dimen­si­on mit kei­ner zwei­ten Kata­stro­phe in den letz­ten Jahr­zehn­ten in Deutsch­land ver­glei­chen lässt.

Zu Beginn begrüß­te Kom­man­dant Seba­sti­an Mül­ler die 51 Gäste. Er dank­te dem Refe­ren­ten für die Mög­lich­keit, haut­nah einen Ein­blick in die­se rie­si­ge Scha­dens­la­ge zu gewin­nen. „Wir ler­nen nur dazu, wenn wir uns aus­tau­schen und Gescheh­nis­se auf­ar­bei­ten“, erklär­te er den Hin­ter­grund des Info­abends. „Und die­ses Ereig­nis hat uns vor Augen geführt, in wel­cher Dimen­si­on Natur­ka­ta­stro­phen zuschla­gen kön­nen, ganz zu schwei­gen von den Aus­wir­kun­gen auf die kom­mu­na­len Feu­er­weh­ren bis heu­te“, so der Feuerwehrchef.

Kein Über­blick mög­lich, kei­ne Kommunikation

Die Flut erstreckte sich über zig Kilometer entlang der Ahr. Foto: Feuerwehr

Die Flut erstreck­te sich über zig Kilo­me­ter ent­lang der Ahr. Foto: Feuerwehr

So berich­te­te Lin­n­arz von der Aus­gangs­la­ge in jenen Juli­ta­gen. Den Ankün­di­gun­gen des Deut­schen Wet­ter­dien­stes, die eige­nen Vor­be­rei­tun­gen im Zustän­dig­keits­be­reich und dem Ver­lauf des Ein­sat­zes bei stei­gen­dem Pegel der Ahr. Fast „nor­mal“ ging es damals los. Auch die Pro­gno­sen lie­ßen auf ein „nor­ma­les“ Hoch­was­ser-Ereig­nis im Ahrtal wie fünf Jah­re zuvor ver­mu­ten. Doch dann ging alles ganz schnell. Das erklär­te der Gast aus Rhein­land-Pfalz u.a. bei­spiel­haft an einem Wohn­haus, des­sen erstes Ober­ge­schoss inner­halb von vier Minu­ten über­flu­tet war.

Men­schen­ret­tun­gen über Feu­er­wehr­lei­tern und mit Rad­la­dern mit­ten im Was­ser, Strom­aus­fall, kei­ne Erreich­bar­keit mehr über Stra­ßen und Wege sowie der Aus­fall von Digi­tal­funk und Mobilfunknetz.

Men­schen, die auf „abge­sof­fe­nen“ Lösch­fahr­zeu­gen im Hoch­was­ser aus­harr­ten – ein unbe­schreib­li­ches Sze­na­rio für Einsatzkräfte.

Beson­ders bedrückend: Neben all dem Leid der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger sind Feu­er­wehr­leu­te ums Leben gekom­men, allei­ne in der VG Alte­nahr fünf Feu­er­wehr­häu­ser und meh­re­re Fahr­zeu­ge zer­stört wor­den. Im Prin­zip war wenig bis kei­ne Infra­struk­tur mehr in den ein­zel­nen Ort­schaf­ten. Die Auf­bau­ar­beit läuft bis zum heu­ti­gen Tag.

Mit viel Bei­fall des Publi­kums durf­te Kom­man­dant Mül­ler sei­nen Amts­kol­le­gen nach sei­nem ein­ein­halb­stün­di­gen Vor­trag mit einem klei­nen Geschenk verabschieden.

51 Zuhö­rer, Ergän­zung durch Polizeihubschrauberstaffel

Gespannt folg­ten 24 Kirch­eh­ren­ba­cher und knapp 30 wei­te­re Ehren­amt­li­che aus 13 Feu­er­weh­ren des Land­krei­ses und dar­über hin­aus Lin­n­arz Wor­ten. Unter den Gästen war auch Poli­zei­haupt­kom­mis­sar Micha­el Wald­mül­ler von der baye­ri­schen Poli­zei­hub­schrau­ber­staf­fel, der den Vor­trag mit eige­nen Erfah­run­gen – zwei Poli­zei­hub­schrau­ber waren damals eben­falls im Ahrtal – ergänz­te. Außer­dem ging er auf Auf­ga­ben und Arbeit der „flie­gen­den Poli­zei“ in Ver­bin­dung mit ande­ren Behör­den und Orga­ni­sa­tio­nen ein.