Bam­ber­ger Mahn­wa­che Asyl: „Afgha­ni­stan ist nicht sicher!“

Am näch­sten Mon­tag, den 20. Novem­ber fin­det unse­re näch­ste Mahn­wa­che unter dem Mot­to: „Afgha­ni­stan ist nicht sicher. Wir wol­len unse­re Kin­der zurück!“ statt. Dies­mal wird sie feder­füh­rend von einer Grup­pe Afgha­nin­nen orga­ni­siert, die als Orts­kräf­te für deut­sche Insti­tu­tio­nen in Afgha­ni­stan gear­bei­tet haben und auf­grund die­ser Arbeit nach der Macht­er­grei­fung der Tali­ban flie­hen muss­ten und nun in Bam­berg leben.

Mahnwache in Bamberg - PlakatVie­le von Ihnen wur­de jedoch ver­wehrt mit den Kin­dern zu flie­hen, die zum Zeit­punkt der Flucht bereits über 18 Jah­ren waren. Die­se leben nun noch immer in Afgha­ni­stan oder Paki­stan und sind von Ver­fol­gung durch die Tali­ban bedroht, ins­be­son­de­re die Töch­ter und jun­gen Söh­ne, die zurück geblie­ben sind.

Die Tali­ban machen kei­nen Unter­schied, ob jemand bereits voll­jäh­rig ist oder nicht. Weil ihre Fami­li­en für aus­län­di­sche Insti­tu­tio­nen gear­bei­tet haben, sind die­se in ihren Augen Ver­rä­ter, die bestraft wer­den müs­sen. Auch all­ge­mein wer­den die Men­schen und vor allem Frau­en unter­drückt: Ihnen wird Arbeit und Bil­dung ver­wehrt und sind vom gesell­schaft­li­chen Leben ausgeschlossen.

Auch die­je­ni­gen Kin­der, die bereits nach Paki­stan geflüch­tet sind, sind nicht in Sicher­heit. Paki­stan hat ange­kün­digt, „Mas­sen­ab­schie­bung“ der afgha­ni­schen Geflüch­te­ten durch­zu­füh­ren. Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen war­nen vor einer huma­ni­tä­ren Kata­stro­phe, soll­ten alle Afgha­nen im Land abge­scho­ben werden.

Die Fami­li­en, die in Bam­berg leben, lei­den unter der Abwe­sen­heit ihrer Kin­der und sind in stän­di­ger Angst und gro­ßer Sor­ge. Sie befürch­ten, dass ihre Kin­der für ihre Arbeit, z.B. für die GIZ, ver­ant­wort­lich gemacht wer­den und von den Tali­ban ver­folgt wer­den. Sie machen klar: „Afgha­ni­stan ist nicht sicher.“ und for­dern von der Bun­des­re­gie­rung: „Wir wol­len unse­re Kin­der zurück!“

Die Mahn­wa­che fin­det am kom­men­den Mon­tag, den 20. Novem­ber um 18:00 Uhr am Kra­nen statt.

2 Antworten

  1. Marita Weissig sagt:

    Jeder kann ver­ste­hen, dass man am lieb­sten alle Fami­lie­an­ge­hö­ri­gen in der Nähe haben möch­te. Und dass man die eige­nen Kin­der weit bis ins Erwach­se­nen­al­ter trotz­dem noch als Kin­der emp­fin­det, ist auch nichts Neu­es, kön­nen doch man­che davon ein Lied sin­gen. Aber, bei allem Ver­ständ­nis, es han­delt sich hier nicht um Kin­der, son­dern um erwach­se­ne Per­so­nen. In Afgha­ni­stan hei­ra­ten fast die Hälf­te der Mäd­chen, bevor sie 18 Jah­re alt sind. Jun­gen sind oft ab ca. 15 Jah­ren mit zustän­dig für den Unter­halt der Fami­lie zu sor­gen. Die Unter­drückung der Frau­en ist reli­gi­ös moti­viert und fin­det, wenn auch nicht ganz so restrik­tiv, in sehr vie­len Län­dern statt. Afgha­ni­sche Fami­li­en haben im Durch­schnitt 6 bis 7 Kin­der (bis 2010, seit dem sin­kend), die im Nor­mal­fall bereits in jun­gen Jah­ren wie­der Kin­der haben.…wo soll man da die Gren­ze der Kern­fa­mi­lie fest­set­zen? Unse­re Gren­ze ist die Erlan­gung der Voll­jäh­rig­keit mit 18 Jah­ren, ab dem Zeit­punkt ist man erwach­sen und für sich selbst zustän­dig. Noch­mal: ea war rich­tig und wich­tig, die­je­ni­gen, die für die Bun­des­wehr oder ande­ren deut­schen Orga­ni­sa­tio­nen gear­bei­tet haben, eine Mög­lich­keit zu geben, nach Deutsch­land zu kom­men, aber bei allem Ver­ständ­nis, sei­ne Lie­ben um sich haben zu wol­len, so ist doch eine Alters­gren­ze not­wen­dig, wenn man nicht gan­ze Fami­li­en­clans ein­flie­gen will.

  2. Ferenc sagt:

    Rich­tig lesen hilft beim inhalt­li­chen Verstehen!

    Abge­se­hen davon, daß es sich bei dem Tali­ban­re­gime um eine mör­de­ri­sche Ver­bre­cher­ban­de han­delt, die alle Anders­den­ken­den ver­folgt und mit Fol­ter und Tod bedroht, wird in dem kom­men­tier­ten Bei­trag expli­zit dar­auf hin­ge­wie­sen: Die Ver­wand­ten der frü­he­ren Orts­kräf­te wer­den in Sip­pen­haft genom­men, sind also ohne eige­nes Zutun beson­ders gefährdet.

    Die Unter­drückung der Frau­en ist im übri­gen nicht reli­gi­ös moti­viert. Die – miß­ver­stan­de­ne; bes­ser bewußt fehl­in­ter­pre­tier­te – Reli­gi­on dient ledig­lich als Vor­wand, das archai­sche Patri­ar­chat zu „begrün­den“.

    Es darf auch nicht über­se­hen wer­den: Daß auch in Deutsch­land star­ke Span­nun­gen zwi­schen den Kul­tu­ren der Ein­hei­mi­schen und der Zuge­wan­der­ten ent­stan­den sind, fußt in wesent­li­chen Antei­len dar­auf, daß von deut­scher Sei­te selbst den sei­ner­zeit gezielt ange­wor­be­nen aus­län­di­schen Arbeits­kräf­ten – und spä­ter ihren Fami­li­en – die Inte­gra­ti­on ver­wei­gert wor­den war und auch heu­te noch wird. Immer wie­der liest man, daß einer­seits seit Jah­ren bekann­te Gefähr­der unbe­hel­ligt blei­ben, wäh­rend gut inte­grier­te Fami­li­en in Nacht-und-Nebel-Aktio­nen abge­scho­ben wer­den, nicht sel­ten kurz vor dem erfolg­rei­chen Schul­ab­schluß der Kin­der, auf den sie im ihnen völ­lig unbe­kann­ten „Hei­mat­land“ schon auf Grund feh­len­der Sprach­kennt­nis­se kei­ne Chan­ce mehr haben werden.

    Kul­tu­rel­ler Fort­schritt fußt nicht zuletzt auf Aus­tausch, und Freun­de in der Welt schafft man sich nicht, indem die­je­ni­gen, wel­che behilf­lich waren (Orts­kräf­te in Afgha­ni­stan, syri­sche Kur­den im Kampf gegen Isla­mi­sten, …), anschlie­ßend im Stich gelas­sen werden.