Der Ethik­tag am Kli­ni­kum Bam­berg zeig­te, dass ethi­sche Fra­ge­stel­lun­gen in vie­len Berei­chen all­ge­gen­wär­tig sind

Ethik der Ver­letz­lich­keit – Exper­ten dis­ku­tier­ten beim Ethik­tag am Kli­ni­kum Bamberg

„Wie weit gehen wir mit medi­zi­ni­schen Maß­nah­men? Ab wel­chem Punkt soll­ten The­ra­pie­ver­su­che begrenzt wer­den? Wie begeg­nen wir dem Wunsch einer Pati­en­tin, die sich mit dem Wunsch trägt, so krank und schwach nicht mehr leben zu wol­len?“ – Sol­che und ähn­li­che Fra­ge­stel­lun­gen gehö­ren zum All­tag von Dr. Bir­git Streh­ler-Wurch, Pal­lia­tiv­me­di­zi­ne­rin und Lei­te­rin der kli­ni­schen Ethik­be­ra­tung am Kli­ni­kum Bamberg.

Ethik nimmt in der medi­zi­ni­schen und pfle­ge­ri­schen Ver­sor­gung eine wich­ti­ge Rol­le ein. Aus die­sem Grund fand am Mitt­woch, 8. Novem­ber 2023, im Kli­ni­kum Bam­berg ein Ethik­tag orga­ni­siert vom Kli­ni­schen Ethik­ko­mi­tee rund um Dr. med. Rumo D. Leist­ner statt. Den Impuls­vor­trag zum The­ma „Für eine Ethik der Ver­letz­lich­keit“ hielt Prof. Dr. Gio­van­ni Maio, Phi­lo­soph, Arzt und Inha­ber des Lehr­stuhls für Ethik in der Medi­zin an der Albert-Lud­wigs-Uni­ver­si­tät Frei­burg. Im Rah­men einer Podi­ums­dis­kus­si­on wur­de die Bedeu­tung der Ethik im medi­zi­nisch und pfle­ge­ri­schen All­tag von Xaver Frau­en­knecht, Vor­sit­zen­der des Vor­stan­des der Sozi­al­stif­tung Bam­berg, Mar­kus Bru­ne, Ober­arzt der Medi­zi­ni­schen Kli­nik I, Loni Mey­er, Ver­tre­te­rin der Katho­li­schen Kli­nik­seel­sor­ge, Lena Moch, Sta­ti­ons­lei­tung der Inten­siv­sta­ti­on I2 am Kli­ni­kum Bam­berg und Dr. Bir­git Streh­ler-Wurch konkretisiert.

Dabei zeig­te sich, dass ethi­sche Fra­ge­stel­lun­gen in vie­len Berei­chen all­ge­gen­wär­tig sind, so auch im Bereich der Inten­siv­me­di­zin, wie Sta­ti­ons­lei­te­rin Lena Moch bestä­tigt: „Die Beschäf­ti­gung mit dem The­ma Ethik ist für die Arbeit auf einer Inten­siv­sta­ti­on von gro­ßer Rele­vanz, um im Rah­men der größt­mög­li­chen Selbst­be­stim­mung der Pati­en­ten die best­mög­li­che Ver­sor­gung zu gewähr­lei­sten.“ Außer­dem spie­le die Aus­ein­an­der­set­zung mit ethi­schen Belan­gen auch eine wich­ti­ge Rol­le für die Zusam­men­ar­beit im inter­dis­zi­pli­nä­ren Team und für die Professionalisierung.

Aus Sicht der Kli­nik­seel­sor­ge drücke sich Ethik allein schon durch eine gewis­se Grund­hal­tung aus, mit der Loni Mey­er und ihre Kol­le­gen den Men­schen begeg­nen: „Die ethi­sche Grund­hal­tung ist gekenn­zeich­net von Offen­heit, Wert­schät­zung, Zuhö­ren, Da-Sein, Beglei­ten und Zeit haben. Der Pati­ent steht im Vor­der­grund, wird in sei­ner Selbst­be­stim­mung gestärkt, indem er ent­schei­det, was gera­de wich­tig ist. Der gan­ze Mensch wird in den Blick genom­men und respek­tiert mit all sei­ner Ver­letz­lich­keit und sei­nen Lebens­er­fah­run­gen,“ betont Loni Meyer.

Den Men­schen als Gan­zes in den Mit­tel­punkt aller Über­le­gun­gen stel­len, größt­mög­li­che Selbst­be­stim­mung des Pati­en­ten ermög­li­chen und Ethik als eine Art Grund­hal­tung leben, wur­den von den Teil­neh­mern als wich­ti­ge Ansatz­punk­te einer Ethik im medi­zi­ni­schen und pfle­ge­ri­schen All­tag festgehalten.