Coburg: Denk Kera­mi­sche Werk­stät­ten bekla­gen Ungleich­be­hand­lung von Staat und Unternehmen

Sta­ti­sti­sche Daten nicht erho­ben: Hand­wer­ker droht Verfahren

Pres­se­mit­tei­lung der Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken: Denk Kera­mi­sche Werk­stät­ten bekla­gen Ungleich­be­hand­lung von Staat und Unter­neh­men – Baye­ri­sches Lan­des­amt für Sta­ti­stik schal­tet Staats­an­walt­schaft ein 

Baye­ri­sche Behör­de gegen ober­frän­ki­schen Hand­wer­ker: Das Baye­ri­sche Lan­des­amt für Sta­ti­stik strebt eine Kla­ge gegen den Hand­werks­un­ter­neh­mer Fabi­an Denk aus Coburg an. Der Grund: Der Inha­ber von Denk Kera­mi­sche Werk­stät­ten hat für das erste Halb­jahr 2022 eini­ge sta­ti­sti­schen Daten nicht gelie­fert und soll des­we­gen ein Buß­geld von 150 Euro bezah­len. Nach­dem der Ein­spruch gegen die­ses Straf­geld abge­lehnt wur­de, hat das Lan­des­amt für Sta­ti­stik das Ver­fah­ren und den Ein­spruch jetzt der Staats­an­walt­schaft Coburg vor­ge­legt. Für die Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken ein nicht mehr hin­nehm­ba­rer Vor­gang. Prä­si­dent Mat­thi­as Graß­mann: „Es ist nicht zu fas­sen, wie unse­re Betrie­be gekne­belt wer­den und wie der Staat mit erfolg­rei­chen Unter­neh­mern umgeht.“ Daher unter­stützt die Kam­mer ihr Mit­glied. Fabi­an Denk will sich nicht beu­gen. „Not­falls las­se ich mich bekla­gen und verurteilen“.

Denk Kera­mi­sche Werk­stät­ten ist ver­pflich­tet, „Aus­künf­te zur vier­tel­jähr­li­chen Pro­duk­ti­ons­er­he­bung der Sta­ti­stik im Berg­bau und der Gewin­nung von Stei­nen und Erden sowie des Ver­ar­bei­ten­den Gewer­bes“ zu ertei­len. Fabi­an Denk mel­det regel­mä­ßig, nur Anfang 2022 sieht er sich nicht in der Lage dazu. „Es geht nicht dar­um, dass ich die Daten nicht lie­fern will. Ich konn­te die Fri­sten damals nicht ein­hal­ten.“ Zu die­ser Zeit schlug Coro­na im Betrieb zu, immer wie­der fiel Per­so­nal aus. Dazu hat die Buch­hal­te­rin das Unter­neh­men im Febru­ar 2022 ver­las­sen. „Ich war damals völ­lig über­la­stet“, begrün­det Denk. Und: Die Daten sind nur aus der eige­nen Finanz­buch­hal­tung und aus dem ange­schlos­se­nen Waren­wirt­schafts­sy­stem zu ent­neh­men, lie­gen dem Steu­er­be­ra­ter nicht vor.

Der Betriebs­in­ha­ber geht auf das Lan­des­amt zu und stellt die Daten­er­he­bung für Anfang 2023 in Aus­sicht. Die Behör­de lehnt ab und lei­tet schließ­lich ein Buß­geld­ver­fah­ren ein. Denk zahlt nicht, aus Über­zeu­gung. „Es geht nicht um den Betrag von 150 Euro, son­dern um den Umgang des Staa­tes, in die­sem Fall des Frei­staa­tes, mit uns. Und um das Gleich­heits­prin­zip“, erklärt der Betriebs­in­ha­ber. „Wäh­rend der Pan­de­mie muss­ten wir Betrie­be mehr als ein Jahr auf die uns zuste­hen­den Qua­ran­tä­ne-Ent­schä­di­gun­gen war­ten. Mit der Begrün­dung, dass eine schnel­le­re Bear­bei­tung auf­grund von Per­so­nal­man­gel und Arbeits­über­la­stung nicht mög­lich sei.“ Ohne Grund­la­ge für Betrie­be, gegen die­se Ver­zö­ge­rung vor­zu­ge­hen. „Damals wuss­ten vie­le Betrie­be nicht, wie sie die­se Zeit über­ste­hen soll­ten“, erin­nert Fabi­an Denk. Er dage­gen müs­se sich wegen eini­ger spe­zi­fi­scher sta­ti­sti­scher Daten der­art gän­geln las­sen, Lohn­da­ten und ande­re Aus­künf­te sei­en immer erteilt wor­den. „Die Situa­ti­on des Staa­tes wäh­rend der Hoch-Zeit der Pan­de­mie und mei­ne Situa­ti­on Anfang 2022 sind abso­lut iden­tisch, auch die Begrün­dun­gen. Ich aber soll Buß­geld zah­len und muss mich viel­leicht vor Gericht ver­ant­wor­ten. Das ist für mich staat­li­che Will­kür.“ Das Vor­ge­hen des Amtes habe das ohne­hin mit büro­kra­ti­schen Bela­stun­gen gut gefüll­te Fass für ihn zum Über­lau­fen gebracht.

Die Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken unter­stützt das Unter­neh­men. „Selbst­ver­ständ­lich sind sta­ti­sti­sche Daten wich­tig, auch für Insti­tu­tio­nen wie die Kam­mer“, sagt der Haupt­ge­schäfts­füh­rer der Hand­werks­kam­mer, Rein­hard Bau­er. „Und klar ist auch, dass die Pflicht zur Mel­dung besteht, das weiß auch Fabi­an Denk.“ Den­noch gehe der Umgang des Lan­des­am­tes für Sta­ti­stik mit Fabi­an Denk ein­deu­tig zu weit und ste­he sinn­bild­lich für das aus den Fugen gera­te­ne Ver­hält­nis zwi­schen staat­lich not­wen­di­ger Büro­kra­tie und wirt­schaft­li­chem Han­deln. Daher schreibt die HWK gemein­sam mit Fabi­an Denk einen Offe­nen Brief an die Abge­ord­ne­ten des Baye­ri­schen Land­tags, an Mini­ster­prä­si­dent Söder, den baye­ri­schen Wirt­schafts­mi­ni­ster Aiwan­ger und Bay­erns Innen­mi­ni­ster Joa­chim Herr­mann. Sei­nem Haus ist das Baye­ri­sche Lan­des­amt für Sta­ti­stik als unmit­tel­bar nach­ge­ord­ne­te Lan­des­ober­be­hör­de zuge­hö­rig (Schrei­ben anbei).

„Uns sind hier­bei zwei Din­ge beson­ders wich­tig“, betont der Haupt­ge­schäfts­füh­rer der Hand­werks­kam­mer. „Fabi­an Denk ist ein rechts­treu­er Bür­ger und Unter­neh­mer, der sei­nen Beschäf­tig­ten und deren Fami­li­en einen siche­ren Arbeits­platz bie­tet, Steu­ern und Sozi­al­ab­ga­ben zahlt und sei­nen Pflich­ten nach­kommt. Behan­delt wird er aber – und das betrifft auch ande­re selbst­stän­di­ge Hand­werks­un­ter­neh­mer – wie ein unge­hö­ri­ger Bitt­stel­ler. Das geht nicht!“ Zudem wür­de die Poli­tik stän­dig vom not­wen­di­gen Büro­kra­tie­ab­bau reden, erst jüngst habe das baye­ri­sche Kabi­nett die Plä­ne für einen Bay­ern-Plan vor­ge­stellt, weil das Land „an der Büro­kra­tie ersticke“.

Bau­er: „Wenn es die Poli­tik ernst meint, muss sie sofort die­se Aus­wüch­se in den Griff bekom­men und die eige­nen Behör­den stop­pen.“ Zum Unter­neh­men Denk Kera­mi­sche Werk­stät­ten aus Coburg haben sich mit ihren inno­va­ti­ven kera­mi­schen Pro­duk­ten einen Namen gemacht, außer­dem gehö­ren Kunst und Gestal­tung zu den Lei­den­schaf­ten von Fabi­an Denk und sei­ner Frau. Der Betrieb wur­de 1964 gegrün­det und in zwei­ter Fami­li­en­ge­ne­ra­ti­on geführt. Aktu­ell beschäf­tigt Denk 40 Mit­ar­bei­ten­de, die zu gro­ßen Tei­len im Unter­neh­men aus­ge­bil­det wur­den. Das Mot­to der Fami­lie Denk und für die Kera­mi­schen Werk­stät­ten: „Schö­nes und Gutes muss von innen her­aus strah­len.“ Das Unter­neh­men fer­tigt aus­schließ­lich in Deutsch­land, setzt ein­zig­ar­ti­ge hand­werk­li­che Tech­ni­ken ein und ach­tet auf einen respekt­vol­len Umgang mit Mensch und Natur.

Offe­ner Brief der Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken vom 28. Sep­tem­ber 2023

Offe­ner Brief Betreff: Sta­ti­stik-Behör­de ver­klagt Handwerksunternehmen

Sehr geehr­ter Herr Mini­ster­prä­si­dent Dr. Mar­kus Söder,
sehr geehr­ter Herr Mini­ster Joa­chim Herr­mann, MdL,
sehr geehr­ter Herr Mini­ster Hubert Aiwan­ger, MdL,

sehr geehr­te Damen und Her­ren Abge­ord­ne­te des baye­ri­schen Land­tags, wir wen­den uns heu­te wegen des Vor­ge­hens des Baye­ri­schen Lan­des­am­tes für Sta­ti­stik an Sie.

Die Behör­de, die dem Innen­mi­ni­ste­ri­um unter­ge­ord­net ist, strebt ein Ver­fah­ren gegen Fabi­an Denk an, den Inha­ber der ange­se­he­nen Denk Kera­mi­schen Werk­stät­ten in Coburg.

Anlass ist, dass der Unter­neh­mer (Mit-Unter­zeich­ner des Schrei­bens) sta­ti­sti­sche Daten, genau­er die „Aus­künf­te zur vier­tel­jähr­li­chen Pro­duk­ti­ons­er­he­bung der Sta­ti­stik im Berg­bau und der Gewin­nung von Stei­nen und Erden sowie des Ver­ar­bei­ten­den Gewer­bes“, 2022 für zwei Quar­ta­le nicht frist­ge­mäß lie­fern konn­te. Das gegen ihn wegen die­ses Ver­säum­nis­ses ver­häng­te Buß­geld hat Fabi­an Denk aus Grün­den des Gleich­heits­prin­zips nicht bezahlt.

Der Hand­werks­kam­mer und Fabi­an Denk ist bewusst, dass das Unter­neh­men ver­pflich­tet ist, die­se für amt­li­che Sta­ti­sti­ken not­wen­di­gen Aus­künf­te zu ertei­len und nur so aktu­el­le und ver­läss­li­che Daten­sät­ze ent­ste­hen kön­nen. Uns ist auch bewusst, dass die­se Daten eine wich­ti­ge Grund­la­ge bil­den – gera­de auch für Insti­tu­tio­nen wie die Hand­werks­kam­mer. Gleich­zei­tig aber hat Fabi­an Denk nach­voll­zieh­ba­re Grün­de offen­ge­legt, wes­halb er die die­se spe­zi­fi­schen Aus­künf­te – Lohn­da­ten etc. wur­den per­ma­nent gemel­det – für die bei­den Quar­ta­le 2022 nicht frist­ge­mäß lei­sten konn­te: vie­le Coro­na-beding­te Aus­fäl­le, Per­so­nal­man­gel, ein hohes Maß an Arbeitsüberlastung.

Die nahe­zu glei­chen Grün­de – expli­zit Per­so­nal­man­gel und Arbeits­über­la­stung – hat der Frei­staat Bay­ern zuvor zum Anlass genom­men, die sich bis zu einem Jahr ver­zö­gern­de Aus­zah­lung der vie­len Hand­werks­be­trie­ben zuste­hen­den Ver­dienst­aus­fall-Ent­schä­di­gun­gen (unter ande­rem auch Denk) zu erklä­ren. Sie erin­nern: Für vie­le Betrie­be, gera­de im Hand­werk, war die­se Zeit stark existenzbedrohend.

Dies ist eine Ungleich­be­hand­lung von Staat einer­seits und sei­nen Bür­gern ande­rer­seits, die nicht hin­nehm­bar ist. Daher bit­ten wir Sie und for­dern Sie auch auf, sich für das Hand­werk – hier expli­zit für Fabi­an Denk – ein­zu­set­zen. Der Betriebs­in­ha­ber ist ein rechts­treu­er Bür­ger und Unter­neh­mer, der sei­nen Beschäf­tig­ten und deren Fami­li­en einen siche­ren Arbeits­platz bie­tet, Steu­ern und Sozi­al­ab­ga­ben zahlt und sei­nen Pflich­ten nachkommt.

Gleich­zei­tig ist der Fall ein Para­de­bei­spiel der über­bor­den­den Büro­kra­tie, die – wir the­ma­ti­sie­ren dies häu­fig – den Unter­neh­mern die Luft zum Atmen nimmt. Das baye­ri­sche Kabi­nett hat sich erst jüngst in sei­ner letz­ten Sit­zung vor der Land­tags­wahl auf die Fah­nen geschrie­ben, einen Bay­ern-Plan umzu­set­zen, um der Büro­kra­tie ver­stärkt Herr zu wer­den. Wenn es die Poli­tik damit ernst meint, muss sie sofort die­se sicht­bar gewor­de­nen Aus­wüch­se in den Griff bekom­men und die eige­nen Behör­den stoppen.

Sehr geehr­te Damen und Her­ren, Hand­wer­ke­rin­nen und Hand­wer­ker sind mit ihrem Enga­ge­ment und ihrer Ein­satz­be­reit­schaft weit mehr als nur die viel zitier­te Stüt­ze der baye­ri­schen Wirt­schaft: – Das Hand­werk ist es, das auch in Kri­sen sei­nen Beschäf­tig­ten und deren Fami­li­en Sicher­heit und ein sta­bi­les Umfeld garan­tiert. Es bleibt!

- Das Hand­werk ist es, das in den Kom­mu­nen und Gemein­den für sta­bi­le Ein­nah­men sorgt und, mehr noch, vor Ort ein zuver­läs­si­ger Teil des gesell­schaft­li­chen Lebens sichert.

- Hand­wer­ke­rin­nen und Hand­wer­ker unter­stüt­zen die Feu­er­wehr, die Sport­ver­ei­ne, den Kin­der­gar­ten – sie sind dort, wo sie gebraucht wer­den. Dann, wenn sie gebraucht werden.

Freund­li­che Grüße

Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken / Denk Kera­mi­sche Werkstätten

Mat­thi­as Graß­mann (Prä­si­dent)
Rein­hard Bau­er (Haupt­ge­schäfts­füh­rer)
Fabi­an Denk (Inha­ber)