Land­kreis Lich­ten­fels und Umge­bung: Die 32. Aus­ga­be der Hei­mat­zeit­schrift für den Ober­main ist erschienen

Landkreis Lichtenfels und Umgebung: Die 32. Ausgabe der Heimatzeitschrift für den Obermain ist erschienen November 2023
Hohe Marter bei Teuchatz. Foto: D. Zöberlein

Neu­erschei­nung „Vom Main zum Jura“

„Vom Main zum Jura“, die Hei­mat­zeit­schrift für den Ober­main und sei­ne Umlan­de, ist in die­sem Herbst in der 32. Aus­ga­be erschie­nen. Wie­der wur­de ver­sucht, mög­lichst breit gefä­chert grö­ße­re und klei­ne­re hei­mat­kund­li­che Schlag­lich­ter auf das Gebiet um Lich­ten­fels und Bad Staf­fel­stein, aber auch den Bam­ber­ger Jura und die Frän­ki­sche Schweiz zu werfen.

Landkreis Lichtenfels und Umgebung: Die 32. Ausgabe der Heimatzeitschrift für den Obermain ist erschienen November 2023

Cover mit dem Burg­kunst­adter Fel­sen­tor. Foto: Privat

Alfons Zenk führt in sei­ner ein­ge­hen­den Unter­su­chung des Drei­ßig­jäh­ri­gen Kriegs und sei­ner gra­vie­ren­den Aus­wir­kun­gen auf das klei­ne Dorf Unter­neu­ses (Markt Ebens­feld) vor Augen, dass frü­he­re Zei­ten unse­ren Hei­mat­raum nicht vor Kriegs­ge­sche­hen und den schlim­men Aus­wir­kun­gen bewahr­ten, nicht umsonst wähl­te der Autor die Über­schrift „Ist der­zeit alles öd“. Zum The­men­kom­plex „Krieg“ gehört auch die Geschichts­no­tiz zu den Frie­dens­lin­den von 1871 in Erl­hof (Markt Ebens­feld). Hubert Kol­ling geht in sei­nem Bei­trag aus­führ­lich den gro­ßen und klei­nen Lini­en des Ersten Welt­kriegs nach und bet­tet die Orts­ge­schich­te Wie­sens, einem klei­nen zu Bad Staf­fel­stein gehö­ren­den Dorf am Main, in das dama­li­ge Gesche­hen der „gro­ßen Welt“ ein.

Brei­ten Raum nimmt auch die The­ma­tik der Vier­zehn Hei­li­gen ein – ein nur schein­bar erschöpf­tes The­ma unse­res Rau­mes, denn immer wie­der gibt es Neu­es zu ent­decken. So nimmt Josef Urban einen Farb­holz­schnitt aus den 1920er Jah­ren mit der Dar­stel­lung einer Wall­fahrt nach Vier­zehn­hei­li­gen und sei­nen Künst­ler Franz Xaver Hai­merl unter die Lupe und ent­deckt vie­le bis­her unbe­kann­te Details. Dass es Altä­re gibt, die als Bäu­me gestal­tet sind, und dass der Vor­gän­ger des heu­ti­gen Gna­den­al­tars in Vier­zehn­hei­li­gen ein sol­cher war, dürf­te auch nicht all­ge­mein im Bewusst­sein ver­an­kert sein. Wo die­ser Vor­gän­ger­al­tar heu­te noch zu fin­den ist und dass es von ihm noch eine wei­te­re Nach­bil­dung im ober­frän­ki­schen Jura­land gibt, ver­rät ein wei­te­rer Arti­kel. Josef Zeis schließ­lich rich­tet unse­ren Blick auf einen Vier­zehn-Hei­li­gen-Altar auf dem Bam­ber­ger Jura, des­sen Figu­ren unge­wöhn­lich sind in der Dar­stel­lung und im Mate­ri­al – wo sonst noch fin­det man Papp­ma­ché an sakra­lem Ort?

Dass frü­he­re Zei­ten für das Leben der hie­si­gen Bevöl­ke­rung nicht ein­fach waren, bele­gen Die­ter Zöber­leins For­schun­gen zu Todes­fäl­len durch Erfrie­ren im Hei­li­gen­stadter Jura­land – nur all­zu oft wird ver­ges­sen, dass vom 15. bis in das 19. Jahr­hun­dert die Klei­ne Eis­zeit herrsch­te. Sie bedeu­te­te auch das nahe­zu völ­li­ge Aus für den Wein­bau am Staf­fel­berg, des­sen Spu­ren aber heu­te noch zahl­reich vor­han­den sind, wie Otto Degen in sei­nem Bei­trag zum The­ma schreibt – nicht zuletzt lenkt er sei­nen Blick dar­auf, dass der Staf­fel­berg auch heu­te noch eine Wein­la­ge dar­stellt – ein Win­zer bebaut nach wie vor sei­nen Wein­berg ober­halb von Hors­dorf. Die schwe­re kör­per­li­che Hand­ar­beit in der Land­wirt­schaft von einst ver­deut­li­chen histo­ri­sche Bil­der aus Burk­heim – die Gast­wirts­fa­mi­lie Fied­ler gewähr­te Ein­blicke in ihre Foto­al­ben, Otto Degen ver­fass­te unter Ein­be­zug eige­ner Erfah­run­gen aus der Kin­der­zeit den Text dazu. Josef Urban kom­plet­tiert die­sen The­men­be­reich mit Berich­ten zu Unfäl­len bei der dama­li­gen Landarbeit.

Landkreis Lichtenfels und Umgebung: Die 32. Ausgabe der Heimatzeitschrift für den Obermain ist erschienen November 2023

Lich­ten­fel­ser Ansicht, Litho­gra­fie der Lich­ten­fel­ser Schul­schwe­stern 1889. Repro: Ang­er­klo­ster München

Karl­heinz Hößel befasst sich mit dem Wir­ken der Schul­schwe­stern im Lich­ten­fel­ser Bil­dungs­we­sen und beleuch­tet eine Ära, die erst vor weni­gen Jah­ren zu Ende ging. Ein Relikt aus der ersten Hälf­te des zwan­zig­sten Jahr­hun­derts stel­len die heu­te weit­hin unbe­kann­ten Rekla­me- und Sie­gel­mar­ken dar, ein den Brief­mar­ken ähn­li­ches, aber bis­her wohl nur Spe­zia­li­sten vor­be­hal­te­nes Sam­mel­ge­biet, das Veik­ko Jung­bluth vor­stellt. Was sich alles hin­ter dem geheim­nis­vol­len Begriff „Spin­nera“ ver­birgt und dass es gleich meh­re­re Flur­denk­mä­ler die­ses Namens im Lich­ten­fel­ser Hin­ter­land gibt, ver­rät ein wei­te­rer Artikel.

Und nicht zuletzt gibt es auch Geo­lo­gi­sches: Zwei rela­tiv unbe­kann­te, aber nichts­de­sto­we­ni­ger impo­san­te Fel­sen­to­re des nord­öst­li­chen Land­krei­ses Lich­ten­fels wer­den vom Her­aus­ge­ber Wolf­ram Degen vor­ge­stellt. Otto Degen schließ­lich beschäf­tigt sich mit Fos­si­li­en, wie sie gefun­den und wie sie in den Zeit­läu­fen inter­pre­tiert wur­den – der Weg zur moder­nen, natur­wis­sen­schaft­li­chen Sicht­wei­se war weit und im wahr­sten Sinn des Wor­tes „stei­nig“!

Schließ­lich sei noch beson­ders auf Annet­te Schä­fers Aus­füh­run­gen zur „Juden­schu­le“ in Hirschaid nahe Bam­berg hin­ge­wie­sen. Hier droht ein ein­ma­li­ges Denk­mal die­ser Art, in dem auch eine Mik­we inte­griert ist, zu ver­fal­len, der jahr­zehn­te­lan­ge Still­stand hin­ter­lässt immer mehr sei­ne Spu­ren. Die Kreis­hei­mat­pfle­ge­rin erläu­tert die Geschich­te die­ses orts­bild­prä­gen­den und geschichts­träch­ti­gen Denk­mals – einem der älte­sten noch in Hirschaid vor­han­de­nen Häu­ser – und legt ein Kon­zept vor, wie sei­ne Zukunft gesi­chert wer­den kann.

Erhält­lich ist das Büch­lein in Lich­ten­fels bei A. Dum­proff Buch & Kunst, in der Buch­hand­lung Geis in Bad Staf­fel­stein, in Löp­perts Läd­chen in Weis­main, in Bam­berg in den Buch­hand­lun­gen Col­li­bri und Lorang und in Eber­mann­stadt in der Buch­hand­lung Faust.